Mittelschwaebische Nachrichten
AfD liegt im Nordosten vor der CDU
SPD bleibt klar die stärkste Partei in Mecklenburg-Vorpommern. Der große Sieger sind aber die Rechtspopulisten
Schwerin Der SPD-Politiker Erwin Sellering kann trotz Stimmenverlusten weiter in Mecklenburg-Vorpommern regieren. Damit bleibt alles beim Alten – und doch ist alles anders. Denn die gestrige Landtagswahl löste ein politisches Beben aus. Grund dafür ist mal wieder die AfD. Die Rechtspopulisten holten nach letzten Hochrechnungen 20,8 Prozent und lagen damit sogar vor der CDU, die nur 19 Prozent der Stimmen bekam. Ob die Große Koalition im Nordosten in die Verlängerung geht, hängt nun vom populären Ministerpräsidenten Sellering ab. Bis in die Nacht war offen, ob es die Grünen in den Landtag schaffen. Falls ja, wäre auch Rot-Rot-Grün möglich. Falls nein, würde es sogar knapp für Rot-Rot reichen.
Beide Regierungsparteien mussten ein deutliches Minus verkraften. Dabei hatte es keine Wechselstimmung in Mecklenburg-Vorpommern gegeben: Fast zwei Drittel äußerten sich in einer Umfrage vor der Wahl zufrieden mit der Arbeit der Koalition. Während die SPD mit 30,5 Prozent zumindest die stärkste Kraft bleibt, endete der Wahlsonntag für die CDU im Debakel. Dass sie das mit Abstand schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte im Nordosten hinnehmen musste, dürfte weniger an Spitzenkandidat Lorenz Caffier als an der Flüchtlingspolitik von CDU-Chefin Angela Merkel gelegen haben. Ausgerechnet in Mecklenburg-Vorpommern, wo sie selbst ihren Wahlkreis hat, verpassten die Wähler der Kanzlerin einen weiteren Nackenschlag.
Einziger echter Sieger ist damit die AfD. Erstmals überhaupt landeten die Rechtspopulisten bei einer Landtagswahl vor der Union. Mit dem ehemaligen Radiomoderator Leif-Erik Holm, der zum gemäßigten Flügel der Partei gehört, schaffte es die AfD aus dem Stand auf den zweiten Platz. „Das Sahnehäubchen ist, dass wir Merkels CDU hinter uns gelassen haben“, sagte der Spitzenkandidat vor jubelnden Anhängern. Die rechtsextremistische NPD kassierte dagegen eine deftige Niederlage und fliegt aus dem Landtag. Tristesse herrschte auch bei der Linken. Sie erlitt die stärksten Verluste aller Parteien und kam nach letzten Hochrechnungen nur
NPD fliegt aus dem Landtag, Grüne müssen zittern
noch auf 13,2 Prozent. Die Grünen gehörten ebenfalls zu den Verlierern. Kurz vor Mitternacht sah es nicht danach aus, als würden sie den Sprung über die Fünf-ProzentHürde wieder schaffen. So deutete alles auf die Fortsetzung der Großen Koalition unter Führung Sellerings hin. Die Wahlbeteiligung lag im Übrigen mit rund 61 Prozent deutlich über der von 2011 (51,5).
»Kommentar Michael Stifter über den Erfolg der AfD und die Lehren »Politik Rudi Wais über die schwer gebeutelte CDU. Dazu: Porträts der Wahlsieger von SPD und AfD