Mittelschwaebische Nachrichten

AfD liegt im Nordosten vor der CDU

SPD bleibt klar die stärkste Partei in Mecklenbur­g-Vorpommern. Der große Sieger sind aber die Rechtspopu­listen

- VON MICHAEL STIFTER

Schwerin Der SPD-Politiker Erwin Sellering kann trotz Stimmenver­lusten weiter in Mecklenbur­g-Vorpommern regieren. Damit bleibt alles beim Alten – und doch ist alles anders. Denn die gestrige Landtagswa­hl löste ein politische­s Beben aus. Grund dafür ist mal wieder die AfD. Die Rechtspopu­listen holten nach letzten Hochrechnu­ngen 20,8 Prozent und lagen damit sogar vor der CDU, die nur 19 Prozent der Stimmen bekam. Ob die Große Koalition im Nordosten in die Verlängeru­ng geht, hängt nun vom populären Ministerpr­äsidenten Sellering ab. Bis in die Nacht war offen, ob es die Grünen in den Landtag schaffen. Falls ja, wäre auch Rot-Rot-Grün möglich. Falls nein, würde es sogar knapp für Rot-Rot reichen.

Beide Regierungs­parteien mussten ein deutliches Minus verkraften. Dabei hatte es keine Wechselsti­mmung in Mecklenbur­g-Vorpommern gegeben: Fast zwei Drittel äußerten sich in einer Umfrage vor der Wahl zufrieden mit der Arbeit der Koalition. Während die SPD mit 30,5 Prozent zumindest die stärkste Kraft bleibt, endete der Wahlsonnta­g für die CDU im Debakel. Dass sie das mit Abstand schlechtes­te Ergebnis ihrer Geschichte im Nordosten hinnehmen musste, dürfte weniger an Spitzenkan­didat Lorenz Caffier als an der Flüchtling­spolitik von CDU-Chefin Angela Merkel gelegen haben. Ausgerechn­et in Mecklenbur­g-Vorpommern, wo sie selbst ihren Wahlkreis hat, verpassten die Wähler der Kanzlerin einen weiteren Nackenschl­ag.

Einziger echter Sieger ist damit die AfD. Erstmals überhaupt landeten die Rechtspopu­listen bei einer Landtagswa­hl vor der Union. Mit dem ehemaligen Radiomoder­ator Leif-Erik Holm, der zum gemäßigten Flügel der Partei gehört, schaffte es die AfD aus dem Stand auf den zweiten Platz. „Das Sahnehäubc­hen ist, dass wir Merkels CDU hinter uns gelassen haben“, sagte der Spitzenkan­didat vor jubelnden Anhängern. Die rechtsextr­emistische NPD kassierte dagegen eine deftige Niederlage und fliegt aus dem Landtag. Tristesse herrschte auch bei der Linken. Sie erlitt die stärksten Verluste aller Parteien und kam nach letzten Hochrechnu­ngen nur

NPD fliegt aus dem Landtag, Grüne müssen zittern

noch auf 13,2 Prozent. Die Grünen gehörten ebenfalls zu den Verlierern. Kurz vor Mitternach­t sah es nicht danach aus, als würden sie den Sprung über die Fünf-ProzentHür­de wieder schaffen. So deutete alles auf die Fortsetzun­g der Großen Koalition unter Führung Sellerings hin. Die Wahlbeteil­igung lag im Übrigen mit rund 61 Prozent deutlich über der von 2011 (51,5).

»Kommentar Michael Stifter über den Erfolg der AfD und die Lehren »Politik Rudi Wais über die schwer gebeutelte CDU. Dazu: Porträts der Wahlsieger von SPD und AfD

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