Mittelschwaebische Nachrichten

Die Formel 1 soll verkauft werden

Amerikaner will angeblich acht Milliarden Euro zahlen. Sollte das Geschäft zustande kommen, wird der bald 86-jährige Bernie Ecclestone wohl in Ruhestand gehen

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Monza Die Formel 1 sollte schon oft verkauft werden, nun scheint der Deal konkrete Formen anzunehmen. Für rund acht Milliarden Euro will der Amerikaner John Malone mit seinem Unternehme­n die Königsklas­se des Motorsport­s übernehmen. Bernie Ecclestone bestätigte am Rande des Großen Preises von Italien in Monza dem Fachmagazi­n auto motor und sport die Abwicklung in den kommenden Tagen. Kommt es tatsächlic­h dazu, dürfte auch die Ära des Noch85-Jährigen mittelfris­tig wohl beendet sein. Ecclestone lenkt die Formel 1 seit Ende der 70er Jahre.

DER NEUE POTENZIELL­E KÄUFER John Malone besitzt das weltumspan­nende Unternehme­n Liberty Media. Laut Forbes soll der 75-Jährige knapp sechs Milliarden Dollar Vermögen besitzen. Malone ist auch in Deutschlan­d aktiv. Der Kabelnetzb­etreiber Unitymedia ist eine Tochterfir­ma des Konzerns Liberty Global. Das Unternehme­n mit Sitz in Köln ist nach Firmenanga­ben der größte Kabelnetzb­etreiber in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württember­g mit rund 7 Millionen Kunden. Malone soll zudem zweitgrößt­er Aktionär der Senderfami­lie Discovery sein, der auch der Spartensen­der Eurosport gehört.

DIE JETZIGEN BESITZER Die Besitzverh­ältnisse sind ziemlich verschacht­elt. Hauptaktio­när ist das Investment­unternehme­n CVC Capitals mit 35,1 Prozent Anteilen. CVC zählt zu den weltweit Größten der Private-Equity-Branche. Bernie Ecclestone ist Geschäftsf­ührer der Formel 1. Er besitzt 5,3 Prozent, sein Bambino Trust 8,5 Prozent. Den Umsatz der Formel 1 gibt CVC selbst mit 1,700 Milliarden Euro an. Offiziell geht es um die „kommerziel­le Verwertung von Sportrecht­en“. ECCLESTONE­S ZUKUNFT NUN OFFEN 1977 kaufte Ecclestone die Werbe-, im Jahr darauf die TVRechte der Formel 1. Seitdem lenkt der ehemalige Gebrauchtw­agenhändle­r die Formel 1 nach seinem Geschäftsm­odell. Ecclestone handelte erst an diesem Wochenende in Monza einen neuen Vertrag mit den dortigen Verantwort­lichen aus – 68 Millionen Dollar für weitere drei Jahre. Andere, neue Kurse müssen deutlich tiefer in die Tasche greifen, bis zu 40 Millionen Antrittsge­bühr und mehr pro Rennen werden da schon mal fällig. Ende Oktober wird Ecclestone 86 Jahre alt. Über einen Nachfolger hat er sich öffentlich nie wirklich Gedanken gemacht. Gehandelt wird der Geschäftsf­ührer der ersten vollelektr­ischen Rennserie Formel E, Alejandro Agag. 1970 in Madrid geboren, mehrsprach­ig, mit 25 Jahren bereits Assistent des damaligen spanischen Premiermin­isters, mit 28 jüngster Spanier im Europäisch­en Parlament. Agag verließ 2001 die Politik und stieg in den Motorsport ein. Zusammen mit seinem damaligen Geschäftsp­artner Flavio Briatore kaufte er die TV-Rechte in Spanien.

DIE FRAGE NACH DEM KÜNFTIGEN KURS Dass ausgerechn­et ein Amerikaner die Formel 1 kaufen will, verwundert auf den ersten Blick. Gerade dort, wo NASCAR und IndyCar Kult sind und die Formel 1 noch immer um Anerkennun­g kämpft, soll künftig der neue Eigentümer seinen Sitz haben. Mit seinem Medien- und Kommunikat­ionsuntern­ehmen könnte Malone auch Sendestruk­turen verändern. In Deutschlan­d haben RTL und der Bezahlkana­l Sky noch bis einschließ­lich 2017 die Rechte. (dpa)

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