Mittelschwaebische Nachrichten
Störche in Krumbach
Viele der prachtvollen Vögel waren zuletzt auf den Dächern der Kirche und des Schlosses zu sehen. Doch die Nistmöglichkeiten sind beschränkt
Störche in Krumbachs Zentrum: Das gab es lange nicht. Doch zuletzt waren viele Tiere im Bereich von Kirche und Schloss zu beobachten.
Krumbach In vielen Orten im Landkreis kann man hin und wieder Störche beobachten. Aber Krumbachs Zentrum galt in Sachen Störche bisher nicht als erste Adresse. Das sieht jetzt anders aus. Besonders viele sind aktuell in Krumbach auf der Kirche und auf dem Dach des Schlosses zu finden. Sie haben sich in Krumbachs Mitte gewissermaßen einen Logenplatz ausgesucht.
Etwa zehn bis zwölf der Tiere hat Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer kürzlich gesehen. „Ich finde es schön, dass es Störche gibt, die bei uns heimisch sind“, meint er. Außerdem freut er sich, dass die Projekte, die vor über 20 Jahren im Landkreis gestartet wurden, nun Früchte tragen. Das sind zum Beispiel Feuchtwiesen, die mit der Flurbereinigung geschaffen wurden, in denen Störche etwa Frösche oder Würmer finden, so Fischer weiter.
Auch Dr. Heinrich Lindenmayr, Leiter der Fachakademie für Sozialpädagogik im Krumbacher Schloss, freut sich über seine „neuen Nachbaren“. Es sei „schön, dass die Störche wieder so integriert sind. Ich selbst wuchs in meiner Kindheit in der Nähe einer Kirche auf, wo oft Störche genistet haben, ich bin ihre Gesellschaft gewohnt“, meint Lindenmayr. „Anscheinend sind die Störche gesellige Wesen, also sollen sie auch mit den Menschen zusammen leben“, betont er.
Gestört fühlt sich Lindenmayr durch die Störche nicht, die in unmittelbarer Nähe zu der Fachakademie im Schloss sind. „Ein paar Mal habe ich sie klappern hören, ansonsten sind sie sehr unauffällig“, sagt er. Dreck hinterlassen sie auf dem Schloss laut Lindenmayr ebenso keinen.
Über die vielen Störche im Bereich der Kirche freut sich auch der Mesner der Pfarrei St. Michael, Gerhard Heinisch: „Zum ersten Mal nach vielen Jahren versammeln sich wieder Störche bei uns“, schreibt er auf seiner Facebook-Seite. Er befindet sich zurzeit in Urlaub, hat aber einige Storchenbilder auf seine Facebook-Seite gestellt und angekün- digt, dass er vom Turm aus noch „bessere Bilder schießen“möchte.
Der Thannhauser Storchenexperte Hans Kohler vermutet, dass es sich bei den Störchen auf der St. Michaels Kirche um Jungstörche aus dem Mindeltal handelt, die wahrscheinlich eine Bleibe suchen. „Wir haben in der Region eine starke Storchenpopulation mit etwa 30 Tieren, für sie ist das bei uns ein Paradies“, meint Kohler. „Ein Teil davon wird auch hier überwintern“. Außerdem erklärt er, dass es vor mehreren Jahren eine ähnliche Situation in Thannhausen gab: „Vor etwa zehn Jahren haben auch bei uns viele Störche eine Nistmöglichkeit gesucht.“Deswegen baute er einen Storchenkorb, der im Jahr darauf bereits belegt war, so Kohler. Diesen Korb fertigte er auf einem Eisengestell an, in das er Holz und Weiden eingeflochten hat, um den Tieren eine Grundlage für ihre Nester zu schaffen.
So einen Nistkorb würde auch Hubert Fischer begrüßen, um die Störche in Krumbach zu halten. Allerdings ist das Gebiet mitten in der Innenstadt von Krumbach laut Kohler dafür nicht so geeignet. „Ein Storch möchte aus seinem Nest heraus auf etwa zwei Kilometer Entfernung sein Nahrungsgebiet sehen“, so Kohler. In Thannhausen sei das möglich gewesen, in Krumbach werde es schwieriger für die Tiere, wieder an ihr Nest zurückzufinden.
Letztendlich sei es jedoch die Entscheidung der Störche, wo sie sich niederlassen, da sie sich ihr Nest selbst aussuchen, meint Kohler. Das zeigt auch ein Beispiel aus dem Nachbarort Niederraunau, wo 2010 ebenfalls Störche auf dem Schloss nisteten. Doch anstatt sich in dem vorgegebenen Nistkorb niederzulassen, bauten die Tiere ihr Nest stattdessen auf dem Kamin des Hauses. „Wir werden erst einmal abwarten und schauen, was sinnvoll ist“, meint deshalb auch Fischer.
„Grundsätzlich bevorzugen Störche hohe Gebäude als Nistplätze, wie beispielsweise auch einen Kran in Kirchheim, wo aktuell neun Nester mit 27 Jungtieren sind“, erzählt Kohler.