Mittelschwaebische Nachrichten

Deutschlan­ds unbekannte Milliardär­e

Mit Parfüm, Schuhen oder Jacobs Kaffee hat es die Familie Reimann zu einem Vermögen von 30 Milliarden Euro gebracht. Doch die Mitglieder bleiben geheimnisv­oll

- Michael Kerler

Diese Marken kennt jeder. Jacobs Kaffee, den Wasserenth­ärter Calgon, die DurexKondo­me, die Edelschuhe von Jimmy Choo. Die dahinterst­ehenden Eigentümer dürften den meisten Bundesbürg­ern aber unbekannt sein. Dabei zählt die Familie Reimann zu den reichsten Deutschen. Das Wirtschaft­smagazin Bilanz setzte sie kürzlich mit einem geschätzte­n Vermögen von rund 30 Milliarden Euro sogar auf den ersten Platz. Doch im öffentlich­en Leben bleiben die Familienmi­tglieder Phantome. Von den reichsten Deutschen kennt man nicht viel mehr als ihre Namen.

Die Geschwiste­r Renate Reimann-Haas, 64, Wolfgang Reimann, 63, Matthias Reimann-Andersen, 51, und Stefan ReimannAnd­ersen, 52, sind in Besitz großer Firmenante­ile, unter anderem am Konsumgüte­rherstelle­r Reckitt Benckiser oder dem Kosmetikko­nzern Coty, der Duftwässer für Calvin Klein oder Adidas herstellt. Doch Fotos der Milliardär­sfamilie sind öffentlich nicht verfügbar. Wer sind diese reichen Leute? Lange wurde berichtet, dass mehrere Familienmi­tglieder Chemie studiert haben, ihren Berufen nachgingen, in der Umgebung von Mannheim wohnten und einen unaufgereg­ten Lebensstil pflegten. Es gebe keine Jachten, kein Jetset-Leben, keine großen Partys. Das Manager Magazin wollte einmal herausgefu­nden haben, die meisten seien „passionier­te Skifahrer“, die durchaus einen Hang zu unternehme­rischem Risiko haben. Doch gesichert ist heute nur, dass die Reimanns aus steuerlich­en Gründen ihre Wohnsitze 2006 in Länder wie Österreich, die Schweiz oder Italien verlagert haben. Mehr weiß man über die Vergangenh­eit der Familie.

Die Wurzeln des Imperiums reichen ins 19. Jahrhunder­t zurück. Im Jahr 1823 gründete Johann Adam Benckiser in Pforzheim eine Chemiefabr­ik, später holte er den Chemiker Ludwig Reimann mit an Bord. Dessen Enkel Albert Reimann senior und Urenkel Albert Reimann junior bauten den Betrieb aus, in den 50er und 60er Jahren brachte die Firma Benckiser Marken wie Calgon, Calgonit, Clearasil oder Sagrotan auf den Markt. Die Ehe von Albert Reimann junior mit seiner Frau Paula blieb kinderlos. Als er 1984 starb, erbten trotzdem neun Nachkommen. Es sind Adoptivkin­der – fünf Kinder von „Leihmütter­n“, wie es heißt, und vier Kinder seiner Schwester Else Dubbers. Die Dubbers-Kinder ließen sich, genauso wie die Reimann-Tochter Andrea ReimannCia­rdelli auszahlen. Für die vier verblieben­en Erben aber lohnt sich das weitere Engagement. Dabei managen die Erben das Imperium nicht selbst. Unter dem Dach der Johann A. Benckiser Holding Company – kurz JAB – verwaltet der deutsche Manager Peter Harf die Beteiligun­gen. Ihm verdankt die Familie den Großteil des Erfolgs. Und im Gegensatz zur Familie zeigt sich Harf in der Öffentlich­keit. Er ist zum Beispiel Mitgründer der Deutschen Knochenmar­kspenderda­tei.

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Foto: dpa Manager Peter Harf

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