Mittelschwaebische Nachrichten
Nichts auf die Reihe gekriegt
Zum Titelthema „Schaffen wir das?“vom 3. September: „Wir schaffen das!“Diesen Satz haben sich vor einem Jahr viele Menschen sehr zu Herzen genommen. Sie haben die Ärmel hochgekrempelt und losgelegt. Sie haben Lebensmittel gespendet, Kleidung an Sammelstellen gekarrt, Möbel und Hausrat organisiert und, das ist wohl das Wichtigste, einen Großteil ihrer Freizeit für die Masse der Flüchtlinge, die auf uns zugerollt kam, geopfert. Und bald, ja schon sehr bald war vielen klar, dass dieser Satz eigentlich hätte heißen sollen: Ihr habt das zu schaffen!
Die, die nämlich diesen Satz so kess in den Äther geschleudert haben, haben nichts auf die Reihe bekommen. Im Gegenteil! Dem Heer der ehrenamtlichen Helfer wurden schnell gefasste Erlasse und Gesetze entgegengeschleudert, die die Hilfe nicht nur schwer, im schlechtesten Fall oft unmöglich gemacht haben. Einschränkungen, Auflagen und Verbote! Und trotzdem haben wir, und damit meine ich die Ehrenamtlichen, die Bevölkerung, das gepackt! Ein Dank gebührt hier vielleicht auch mal den Gemeinden und Städten, die oft unbürokratisch und schnell z. B. Räume zur Verfügung gestellt haben und auch sonst einen Löwenanteil an Kosten und Aufgaben auf sich genommen haben. Sehe ich in die Zukunft, wird mir schon ein bisschen mulmig! Unsere Regierung verhandelt mit einem Regierungschef, der seine Interessen auf jeden Fall durchsetzen will. Die Flüchtlinge in seinem Land sind nur Schachfiguren in seinem großen „Spiel“. Sollte er nicht erreichen, was er sich in den Kopf gesetzt hat, dann wird er meiner Meinung nach tausende von Flüchtlingen auf ihren Weg gegen Westen schicken. Und dann heißt es wieder: Wir schaffen das! Doch in der Zwischenzeit wissen wir ja nun, wer dann was zu schaffen hat. Vera Huschka, Immenstadt