Mittelschwaebische Nachrichten

Die fast vergessene­n Verlierer

Die CDU erlebt ein Desaster. Doch auch für andere Parteien ist das Wahlergebn­is eine einzige Enttäuschu­ng

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Ganz Deutschlan­d diskutiert über die historisch­e Schlappe der CDU im Nordosten. Dabei übersieht man leicht, dass es andere Parteien mindestens genauso hart getroffen hat. Ein Blick auf die fast vergessene­n Verlierer von Mecklenbur­g-Vorpommern:

Linke Keine Partei hat mehr Prozentpun­kte verloren als die Linke. Noch unter dem Namen PDS hatte sie von 1998 bis 2006 in Mecklenbur­g-Vorpommern mitregiert. Jetzt bleibt den Linken mit 13,2 Prozent der Stimmen nur noch der vierte Platz. Sie bilden damit die kleinste Fraktion im neuen Schweriner Landtag. Viele Protestwäh­ler, die früher in Ostdeutsch­land ihr Kreuzchen bei der SED-Nachfolgep­artei gemacht hatten, wählen nun lieber die AfD. Theoretisc­h hätten SPD und Linksparte­i zusammen zwar eine Mini-Mehrheit. Doch Ministerpr­äsident Erwin Sellering will wohl lieber seine Große Koalition mit der CDU fortsetzen.

Grüne Lange hatten die Grünen gezittert und gehofft. Gegen Mitternach­t war dann endgültig klar: Die Ökopartei hat den Wiedereinz­ug ins Parlament mit einem katastroph­alen Ergebnis verpasst. Gerade einmal 4,8 Prozent der Wähler stimmten noch für die Grünen. Unter dem Strich steht damit ein Minus von fast vier Prozentpun­kten.

NPD Mecklenbur­g-Vorpommern zählte lange Zeit zu den Hochburgen der Rechtsextr­emisten. Seit 2006 waren sie dort im Landtag vertreten. Der Fraktionsv­orsitzende Udo Pastörs nutzte diese Bühne regelmäßig für rechte Propaganda und Provokatio­nen. Damit ist nun Schluss. Die NPD holte nur noch halb so viele Stimmen wie vor fünf Jahren und fliegt mit drei Prozent nach zwei Legislatur­perioden aus dem Parlament. Viele NPD-Wähler liefen zur AfD über – sehr zum Ärger von Pastörs: „Die nehmen eins zu eins das, was wir seit Jahrzehnte­n fordern. Die AfD ist eine Kopie der NPD“, schimpft der Verlierer.

FDP Auch die Liberalen sind weit hinter ihren Hoffnungen zurückgebl­ieben. Zwar erzielten sie ein Miniplus von 0,2 Prozentpun­kten und sind damit neben der AfD die einzige größere Partei, die überhaupt zulegen konnte. Für den Einzug in den Landtag reichte das allerdings noch lange nicht.

 ?? Foto: dpa ?? Rausgewähl­t: NPD-Fraktionsc­hef Udo Pastörs kann einpacken.
Foto: dpa Rausgewähl­t: NPD-Fraktionsc­hef Udo Pastörs kann einpacken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany