Mittelschwaebische Nachrichten
Die fast vergessenen Verlierer
Die CDU erlebt ein Desaster. Doch auch für andere Parteien ist das Wahlergebnis eine einzige Enttäuschung
Augsburg Ganz Deutschland diskutiert über die historische Schlappe der CDU im Nordosten. Dabei übersieht man leicht, dass es andere Parteien mindestens genauso hart getroffen hat. Ein Blick auf die fast vergessenen Verlierer von Mecklenburg-Vorpommern:
Linke Keine Partei hat mehr Prozentpunkte verloren als die Linke. Noch unter dem Namen PDS hatte sie von 1998 bis 2006 in Mecklenburg-Vorpommern mitregiert. Jetzt bleibt den Linken mit 13,2 Prozent der Stimmen nur noch der vierte Platz. Sie bilden damit die kleinste Fraktion im neuen Schweriner Landtag. Viele Protestwähler, die früher in Ostdeutschland ihr Kreuzchen bei der SED-Nachfolgepartei gemacht hatten, wählen nun lieber die AfD. Theoretisch hätten SPD und Linkspartei zusammen zwar eine Mini-Mehrheit. Doch Ministerpräsident Erwin Sellering will wohl lieber seine Große Koalition mit der CDU fortsetzen.
Grüne Lange hatten die Grünen gezittert und gehofft. Gegen Mitternacht war dann endgültig klar: Die Ökopartei hat den Wiedereinzug ins Parlament mit einem katastrophalen Ergebnis verpasst. Gerade einmal 4,8 Prozent der Wähler stimmten noch für die Grünen. Unter dem Strich steht damit ein Minus von fast vier Prozentpunkten.
NPD Mecklenburg-Vorpommern zählte lange Zeit zu den Hochburgen der Rechtsextremisten. Seit 2006 waren sie dort im Landtag vertreten. Der Fraktionsvorsitzende Udo Pastörs nutzte diese Bühne regelmäßig für rechte Propaganda und Provokationen. Damit ist nun Schluss. Die NPD holte nur noch halb so viele Stimmen wie vor fünf Jahren und fliegt mit drei Prozent nach zwei Legislaturperioden aus dem Parlament. Viele NPD-Wähler liefen zur AfD über – sehr zum Ärger von Pastörs: „Die nehmen eins zu eins das, was wir seit Jahrzehnten fordern. Die AfD ist eine Kopie der NPD“, schimpft der Verlierer.
FDP Auch die Liberalen sind weit hinter ihren Hoffnungen zurückgeblieben. Zwar erzielten sie ein Miniplus von 0,2 Prozentpunkten und sind damit neben der AfD die einzige größere Partei, die überhaupt zulegen konnte. Für den Einzug in den Landtag reichte das allerdings noch lange nicht.