Mittelschwaebische Nachrichten

Die SPD hat die Wahl

Erwin Sellering kann sich aussuchen, mit wem er künftig regiert. Was spricht für welche Koalition?

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Schwerin Die SPD in Mecklenbur­gVorpommer­n kann beides: 1998 hob sie das bundesweit erste rot-rote Regierungs­bündnis aus der Taufe. Was von vielen zunächst als Tabubruch angesehen wurde, funktionie­rte über acht Jahre recht geräuschlo­s. Spötter sprachen vom „Prima-Klima-Klub“. Weil aber nach der Landtagswa­hl 2006 RotRot nur noch eine einzige Stimme Mehrheit gehabt hätte, tauschte die SPD die Linke gegen die CDU als Koalitions­partner aus. Auch das klappte zehn Jahre lang. In Umfragen bekam dieses rot-schwarze Bündnis zuletzt die mit Abstand größte Zustimmung in der Bevölkerun­g. Ministerpr­äsident Erwin Sellering (SPD) hält sich beide Optionen offen – und damit die möglichen Forderunge­n der Verhandlun­gspartner klein.

Rot-Schwarz Was spricht für eine Fortführun­g der Großen Koalition? Die Regierungs­mannschaft ist eingespiel­t und vermittelt den Eindruck gegenseiti­gen Vertrauens. Die CDU trug Sonderrege­lungen zum Mindestloh­n im Land mit, noch ehe dieser bundesweit zum Gesetz wurde. In der Flüchtling­skrise arbeiteten Sellering und sein Innenminis­ter, CDU-Landeschef Lorenz Caffier, eng zusammen und schafften es so, dass Aufnahme und Unterbring­ung der Asylsuchen­den vergleichs­weise gut klappte. Sellering gestand Caffier 100 zusätzlich­e Polizeiste­llen zu, obwohl im Land ein Personalab­bau vereinbart worden war. Beide Parteien sind sich einig, ihren finanzpoli­tischen Kurs zu halten und – wie schon seit 2006 – weiterhin keine neuen Schulden zu machen.

Rot-Rot Was spricht für die Rückkehr zu Rot-Rot? In den Wahlprogra­mmen von SPD und Linken finden sich viele Gemeinsamk­eiten. Befürworte­r von Rot-Rot aus beiden Parteien trugen diese zusammen und veröffentl­ichten sie in einer Erklärung. Dazu zählen die OstWest-Angleichun­g der Renten, das Wahlalter ab 16 bei Landtagswa­hlen, das Eindämmen von Werkverträ­gen und schlecht bezahlten Jobs, Kennzeichn­ungspflich­t für Polizisten, die stärkere Kontrolle des Verfassung­sschutzes und die konsequent­e Fortsetzun­g der Energiewen­de. Vor allem die SPD-Nachwuchso­rganisatio­n Jusos dringt auf einen Wechsel, wurde aber von Sellering bereits in die Schranken gewiesen. (dpa)

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Foto: dpa Blumen für den Sieger: Erwin Sellering bleibt Ministerpr­äsident.

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