Mittelschwaebische Nachrichten
„Sie sieht ihren Thron wackeln“
Internationale Stimmen zur Wahl
Augsburg Es war nur eine Regionalwahl mit 1,3 Millionen Wahlberechtigten. Doch die Bedeutung des Ergebnisses in Mecklenburg-Vorpommern reicht weit über die Landesgrenzen. Für die internationalen Medien steht der Aufschwung der AfD symptomatisch für ein Übel, das ganz Europa betrifft.
Und das Übel hängt eng mit einer Schwächung der Person Merkel zusammen. „Sie, die so souverän war, sieht ihren Thron wackeln. Und das ist für keinen eine gute Nachricht, vor allem für die Europäische Union“, schreibt die französische Tageszeitung Libération. Laut der Neuen Züricher Zeitung ist der Flüchtlingskurs der Kanzlerin ausschlaggebend für das Ergebnis. „In einem Wahlkampf, in dem die Flüchtlingspolitik über die landespolitischen Nöte dominiert hatte, ist das Resultat eine Abrechnung mit der Willkommenskultur der Kanzlerin“, schreibt das Medium. Und die belgische Zeitung De Tijd deutet das Wahlergebnis als ernste Warnung im Hinblick auf die Bundestagswahl: „Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung hält nichts von der Willkommenskultur und in Mecklenburg-Vorpommern ist das nun deutlich zum Ausdruck gebracht worden. Deutschland will einen klaren Plan für den Umgang mit der Flüchtlingskrise sehen, doch bislang gibt es den nicht“, resümiert das Blatt. Die Turiner Tageszeitung La Stampa prophezeit einen erneut aufflammenden innerdeutschen Konflikt: „Die Unbeliebtheit der Willkommenskultur der Kanzlerin beschert der CDU eine brennende Niederlage. Es ist ein Desaster, das dazu führen wird, dass innerhalb der CDU/CSU eine neue Debatte über die Aufnahme von Flüchtlingen und über die Sicherheit entbrennen wird.“
Die russische Zeitung Rossijskaja Gaseta begründet den Aufschwung der AfD mit der Hilflosigkeit der deutschen Behörden und nennt den Pakt mit der Türkei: „Obwohl Merkel versprach, jene Flüchtlinge abzuschieben, die sich nicht integrieren, hängt vieles von den Beziehungen zur Türkei ab.“Das niederländische Blatt de Volkskrant sieht in dem Ergebnis mehr als nur die Abrechnung mit Merkels Flüchtlingspolitik: „Es ging bei dieser Wahl weniger um Fakten als um drei Empfindungen: Misstrauen, Groll und Angst.“