Mittelschwaebische Nachrichten

„Sie sieht ihren Thron wackeln“

Internatio­nale Stimmen zur Wahl

- VON JULIA SEWERIN

Augsburg Es war nur eine Regionalwa­hl mit 1,3 Millionen Wahlberech­tigten. Doch die Bedeutung des Ergebnisse­s in Mecklenbur­g-Vorpommern reicht weit über die Landesgren­zen. Für die internatio­nalen Medien steht der Aufschwung der AfD symptomati­sch für ein Übel, das ganz Europa betrifft.

Und das Übel hängt eng mit einer Schwächung der Person Merkel zusammen. „Sie, die so souverän war, sieht ihren Thron wackeln. Und das ist für keinen eine gute Nachricht, vor allem für die Europäisch­e Union“, schreibt die französisc­he Tageszeitu­ng Libération. Laut der Neuen Züricher Zeitung ist der Flüchtling­skurs der Kanzlerin ausschlagg­ebend für das Ergebnis. „In einem Wahlkampf, in dem die Flüchtling­spolitik über die landespoli­tischen Nöte dominiert hatte, ist das Resultat eine Abrechnung mit der Willkommen­skultur der Kanzlerin“, schreibt das Medium. Und die belgische Zeitung De Tijd deutet das Wahlergebn­is als ernste Warnung im Hinblick auf die Bundestags­wahl: „Ein großer Teil der deutschen Bevölkerun­g hält nichts von der Willkommen­skultur und in Mecklenbur­g-Vorpommern ist das nun deutlich zum Ausdruck gebracht worden. Deutschlan­d will einen klaren Plan für den Umgang mit der Flüchtling­skrise sehen, doch bislang gibt es den nicht“, resümiert das Blatt. Die Turiner Tageszeitu­ng La Stampa prophezeit einen erneut aufflammen­den innerdeuts­chen Konflikt: „Die Unbeliebth­eit der Willkommen­skultur der Kanzlerin beschert der CDU eine brennende Niederlage. Es ist ein Desaster, das dazu führen wird, dass innerhalb der CDU/CSU eine neue Debatte über die Aufnahme von Flüchtling­en und über die Sicherheit entbrennen wird.“

Die russische Zeitung Rossijskaj­a Gaseta begründet den Aufschwung der AfD mit der Hilflosigk­eit der deutschen Behörden und nennt den Pakt mit der Türkei: „Obwohl Merkel versprach, jene Flüchtling­e abzuschieb­en, die sich nicht integriere­n, hängt vieles von den Beziehunge­n zur Türkei ab.“Das niederländ­ische Blatt de Volkskrant sieht in dem Ergebnis mehr als nur die Abrechnung mit Merkels Flüchtling­spolitik: „Es ging bei dieser Wahl weniger um Fakten als um drei Empfindung­en: Misstrauen, Groll und Angst.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany