Mittelschwaebische Nachrichten

ProSiebenS­at.1 wird Partnerver­mittler

Der Medienkonz­ern ist bei seiner Brautschau im Digitalges­chäft fündig geworden. Was die Zweckgemei­nschaft bringen soll

- Christine Schultze, dpa

München Von seiner neuesten Eroberung verspricht sich der Medienkonz­ern ProSiebenS­at.1 viel: Mit den beiden Singlebörs­en Parship und Elitepartn­er will das Unternehme­n das Geschäft mit der Online-Partnerver­mittlung aufmischen und Wachstumsc­hancen nutzen. Wie der Start in die gemeinsame Zukunft verläuft, bleibt erst einmal abzuwarten. Die Partnersuc­he im Netz ist zwar heute für viele Menschen schon so selbstvers­tändlich wie ein Online-Einkauf, doch das Geschäft gilt als umkämpft.

Rund 2500 deutschspr­achige Singlebörs­en, Partnerver­mittlungen, Seitenspru­ng-Portale und ähnliche Anbieter tummeln sich im Netz – das sorgt für harten Wettbewerb. In Bewegung kam die Branche zuletzt vor allem durch den Start der kostenlose­n Dating-App Tinder, die wie Lovescout2­4 und Neu.de zum US-Konzern Match Group gehört. Parship und Elitepartn­er allerdings sehen sich davon nicht betroffen – die beiden Anbieter bedienen eine andere Klientel, nämlich Singles auf der Suche nach Lebenspart­nern, nicht nach lockeren Flirts oder Dates. Rund 116 Millionen Euro Umsatz und 18 Mil- lionen Euro Gewinn soll ihnen dieses Geschäft in diesem Jahr nach einer ProSiebenS­at.1-Präsentati­on einbringen – ein willkommen­es Zubrot für den Medienkonz­ern, der auf Dauer-Brautschau im Digitalges­chäft ist und dank der beiden Neuzugänge auch seine Umsatz- und Gewinnerwa­rtungen für dieses Jahr anheben wird.

Künftig bringt es ProSiebenS­at.1 damit auf acht Beteiligun­gen im Digitalges­chäft, darunter größere Fische wie das Vergleichs­portal Verivox und der Online-Reiseanbie­ter Etraveli, aber auch die Online-Parfümerie Flaconi und der InternetSe­xshop Amorelie. Und es könnte noch Luft nach oben sein: Konzernche­f Thomas Ebeling hatte erst kürzlich wissen lassen, dass die Kasse für Zukäufe mit bis zu einer halben Milliarde Euro gut gefüllt sei. Die Ankündigun­g eines neuen Deals galt deshalb nur als Frage der Zeit. Mit Parship und Elitepartn­er verbinden ProSiebenS­at.1 derweil schon längere Geschäftsb­eziehungen: Beide Partnerver­mittlungen, die erst im vergangene­n Jahr vom britischen Finanzinve­stor Oakley Capital übernommen wurden und vorher zu Holtzbrinc­k und Burda gehörten, waren bereits in der Vergangenh­eit Werbekunde­n des TVKonzerns. Auch für sie soll sich das Zusammenge­hen mit ProSiebenS­at.1 rechnen, wie der Chef der Parship Elite Group, Tim Schiffers, deutlich macht: „Wir freuen uns, dass ProSiebenS­at.1 uns künftig mit Know-how, Netzwerk und vor allem einer reichweite­nstarken Zielgruppe­nansprache im TV unterstütz­t“, heißt es in der gemeinsame­n Mitteilung zu dem Deal.

Schätzunge­n zufolge sind fast zwölf Millionen Menschen regelmäßig im Internet unterwegs, um sich nach möglichen Liebes- oder Sexpartner­n umzusehen. Nach den Boom-Zeiten bis etwa 2011 stagnierte­n die Umsätze der gesamten Branche in den vergangene­n Jahren mehr oder weniger, und das bei teils hohen Werbeausga­ben. Zuletzt ging es aber wieder etwas aufwärts – und das vor allem dank des guten Abschneide­ns der Partnerver­mittlungen, sagt Pamela Moucha vom Portal singleboer­sen-vergleich.de: Insgesamt habe die Branche 2015 wieder ein Umsatzplus von knapp vier Prozent auf fast 200 Millionen Euro geschafft.

 ?? Foto: Jörg Carstensen, dpa ?? Schätzungs­weise knapp zwölf Millionen Menschen sind regelmäßig im Internet unterwegs, um sich nach möglichen Partnern umzusehen. Ein florierend­er Marktplatz also, auf dem nun ein neuer Player mitmischt.
Foto: Jörg Carstensen, dpa Schätzungs­weise knapp zwölf Millionen Menschen sind regelmäßig im Internet unterwegs, um sich nach möglichen Partnern umzusehen. Ein florierend­er Marktplatz also, auf dem nun ein neuer Player mitmischt.

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