Mittelschwaebische Nachrichten
Wie gefährdet sind Panda und Gorilla?
Der Bestand der Riesenpandas habe sich erholt, eine Gorilla-Art sei dafür gefährdeter denn je, heißt es in der „Roten Liste“. Die Direktorin des Augsburger Zoos erklärt, was das bedeutet
Frau Jantschke, die Weltnaturschutzunion (IUCN) hat den Großen Panda, auch Riesenpanda genannt, auf der Roten Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten eine Stufe zurückgestuft: von „stark gefährdet“auf „gefährdet“. Was bedeutet das? Barbara Jantschke: Das ist ein gutes Zeichen für den Naturschutz generell. Auch wenn es sich bei dieser Tierart um eine populäre Art handelt, hilft der Schutz der Lebensräume auch anderen Arten, die nicht diese Bekanntheit haben.
Viele Arten stehen auf der Roten Liste. Warum aber steht ausgerechnet der Große Panda derart im Rampenlicht der Öffentlichkeit? Jantschke: Durch die Zerstörung seines Lebensraumes ist die Zahl der Großen Pandas in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Der Große Panda ist eine Art Flaggschiff, nicht zuletzt weil er als Logo der Naturschutzorganisation World Wide Fund for Nature, WWF, weltweite Bekanntheit genießt. Es ist schön, dass es durch den verbesser- ten Schutz seines Lebensraumes wieder mehr Große Pandas gibt.
Wie wird denn eingeteilt, welche Tiere gefährdet sind und welche nicht? Jantschke: Die IUCN sammelt Daten und wertet sie aus. Dann teilt sie die Tiere in verschiedene Kategorien ein. Es gibt sieben: von „ausgestorben“– das heißt, es gibt keine lebenden Exemplare mehr – bis „nicht gefährdet“.
Von den Riesenpandas gibt es nur noch 1864 Exemplare, vom Östlichen Gorilla dagegen noch rund 5000. Dennoch werden dessen Unterarten, der Berggorilla (noch 880 Tiere) und der Östliche Flachlandgorilla (3800), nun beide als gefährdeter eingestuft als der Panda. Wie kommt das? Jantschke: Bei der Einteilung spielen viele Faktoren eine Rolle. Die Kriterien sind unheimlich komplex. „Stark gefährdet“bedeutet zum Beispiel, dass es weniger als 2500 geschlechtsreife Individuen gibt und zugleich ein Rückgang von 20 Prozent oder mehr in fünf Jahren – oder zwei Generationen – befürchtet wird. Das sind nur zwei Punkte von vielen. Der Klassifizierungskatalog der IUCN hat 38 Seiten.
Das Wichtigste ist, den Lebensraum der Tiere zu schützen, oder? Jantschke: Auf jeden Fall. Der Schutz dieser Gebiete ist das A und O. Lebensraumverlust und Wilderei gehören zu den schlimmsten Bedrohungen für die Arten auf der Liste.
Beim Panda haben die ergriffenen Maßnahmen offenbar gewirkt. Was kann man für die Gorillas tun? Jantschke: Die Bemühungen in China sind groß: Wälder wurden für die Pandas aufgeforstet und weitere Schutzgebiete ausgewiesen. Leihgaben an Zoos haben die Bekanntheit sicher gesteigert, aber viel fortgepflanzt haben sie sich außerhalb Chinas nicht. In deutschen Zoos gibt es zurzeit keine Pandas. Erst wieder in Wien – die haben sogar Junge. Bei den Gorillas ist die Lage anders. Der Schutz der Berggorillas ist derzeit relativ zufriedenstellend. In Uganda und Ruanda sind die Schutzgebiete gesichert. Schwieriger ist es aber bei den Östlichen Flachlandgorillas im Kongo: Die Überwachung der Schutzgebiete ist dort lückenhaft. Ist es nicht das falsche Signal, den Panda zurückzustufen? Das könnte den Eindruck erwecken, dass nun weniger Gefahr besteht. Jantschke: Das glaube ich nicht. Auch die Einstufung „gefährdet“bedeutet ja, dass der Bestand noch nicht gesichert ist. Vielmehr ist das ein Signal, dass die Bemühungen in China wirken. Andererseits weiß ein Großteil der Menschen auf der Welt nicht genau, was die Rote Liste ist und was sie bedeutet. Vielleicht wird die Liste durch die neue Einstufung sogar bekannter.