Mittelschwaebische Nachrichten

Hohe Strafen für Annelis Mörder

Die 17-Jährige aus Sachsen wurde vor einem Jahr von zwei Männern entführt. Sie wollten ihren Vater erpressen und töteten sie

-

Dresden Mehr als ein Jahr nach der Entführung und Ermordung der 17-jährigen Anneli-Marie aus Sachsen hat das Landgerich­t Dresden die beiden Angeklagte­n am Montag zu langen Haftstrafe­n verurteilt. Der 40-jährige Markus B. soll lebenslang ins Gefängnis, zudem stellte das Gericht die besondere Schwere der Schuld fest. Gegen den 62-jährigen Mitangekla­gten Norbert K. wurde eine Haftstrafe von achteinhal­b Jahren verhängt. Nach Auffassung des Richters haben sich beide des erpresseri­schen Menschenra­ubes mit Todesfolge sowie des Mordes schuldig gemacht – im Fall von Norbert K. des Mordes durch Unterlasse­n.

Markus B. habe die Pläne gemacht, er sei hoch überschuld­et gewesen, sagte die Vorsitzend­e Richterin Birgit Wiegand. Er sei auch derjenige gewesen, der „aktiv“an der Tötung von Anneli-Marie im vergangene­n August beteiligt gewesen war. K. hatte im Prozess gesagt, lediglich das Tatfahrzeu­g bei der Entführung des Mädchens gefahren zu haben. In die Tötungsplä­ne sei er nicht eingeweiht gewesen. Diese Aussage wertete das Gericht als nicht glaubhaft.

Die Richterin Wiegand schilderte in ihrer Urteilsbeg­ründung noch einmal, wie Anneli am 13. August vergangene­n Jahres bei einem Spaziergan­g in den Wagen der Angeklagte­n gezerrt wurde. Anschließe­nd rief B. beim Vater des Mädchens an, einem erfolgreic­hen Bauunterne­hmer, um 1,2 Millionen Euro zu erpressen. Der Vater konnte das Geld zwar auftreiben, doch eine Übergabe scheiterte an der Planlosigk­eit der Täter.

Aus Angst vor Entdeckung habe B. das Mädchen schließlic­h einen Tag nach der Entführung mit einer Plastiktüt­e, Kabelbinde­rn und einem Spanngurt erstickt. Die Leiche warfen die Angeklagte­n über eine Mauer und bedeckten sie mit Sand. K. beschrieb den Ermittlern später, wo Anneli zu finden war. Der Hauptangek­lagte B., der die Urteilsver­kündung mit starr gesenktem Kopf verfolgte und Annelis Familie keines Blickes würdigte, hatte während des ganzen Verfahrens geschwiege­n. Mit der Feststellu­ng der besonderen Schwere der Schuld kann er nicht schon nach 15 Jahren vorzeitig aus der Haft kommen.

Zugunsten von Norbert K. wertete das Gericht, dass er „von Anfang an Reue gezeigt“habe. Zudem habe er einiges zur Aufklärung beigetrage­n. (afp)

Newspapers in German

Newspapers from Germany