Mittelschwaebische Nachrichten
Es kriselt zwischen Radfahrern und Wanderern
Immer mehr Biker drängen sich auf Bayerns Wanderwegen. Damit steigt die Unfallgefahr – und der Stresspegel
Es ist schon wieder passiert – diesmal im mittelfränkischen Schnaittach bei Nürnberg: Ein Unbekannter hat auf einem schmalen Wanderweg ein rostiges Nagelbrett vergraben. Aufgefallen ist der Frevel einem Mountainbiker, der an besagter Stelle einen Platten fuhr und nach längerem Suchen das gut getarnte, im Erdboden versunkene Nagelbrett entdeckte. Es ist bei weitem nicht der erste „Anschlag“dieser Art auf Mountainbikefahrer. Vergangene Woche gab es einen ähnlichen Fall im Fichtelgebirge. Auch aus Niederbayern, dem Voralpenland und den Alpen sind ähnliche Fälle bekannt.
Als Täter stehen Menschen unter Verdacht, die offensichtlich ein Problem mit Mountainbikern haben, die Wanderrouten als DownhillTrails nutzen. Auf Bayerns Wanderwegen braut sich etwas zusammen. Gerade in den Mittel- und Hochgebirgen, wo die Wege besonders eng sind, spitzt sich die Lage zu. Wanderer und Radfahrer gera- zunehmend in eine „Beziehungskrise“.
In Baden-Württemberg ist alles noch viel schlimmer. Dort tobt seit über einem Jahr ein regelrechter Kleinkrieg zwischen den Mountainbikern und den Wanderern – mit teils lebensgefährlichen Folgen. Im Schwarzwald legen MountainbikeGegner Baumstämme quer auf die Wege und stellen Fallen wie Nagelbretter, Spieße oder abgesägte Schraubenköpfe auf. Das Ziel scheint klar: Die Mountainbiker von den schmalen Wanderwegen vertreiben. Dort gehören sie den Meinungen vieler Wanderer nach nicht hin. In Baden-Württemberg gilt sogar: Mountainbiker dürfen auf keinem Wanderweg fahren, der schmäler als zwei Meter ist.
Das ist in Bayern jedoch anders: Hier ist jeder Wanderweg sowohl für Wanderer als auch für Mountainbiker erlaubt. Das bringt erwartungsgemäß Konflikte mit sich. Zumal das Mountainbikefahren derzeit angesagt ist wie nie zuvor. Hinzu kommt die immer größer werdende Gruppe der E-Bike- und Downhill- Fahrer. Immer mehr Radfahrer drängen sich auf Bayerns Wanderwege. Da ist Streit programmiert.
Christian Kreipe, Referent für Wege beim Fichtelgebirgsverein, bezeichnet die Menschen, die jüngst im Fichtelgebirge Nagelbretter auf Wanderwege vergraben haben, als „äußerst unvernünftig“, sagt aber im gleichen Atemzug: „Es setzen sich zunehmend auch mehr Leute aufs Rad, die ihre Anstandsregeln anscheinend vergessen haben.“Hinzu kämen immer mehr unerfahrene Mountainbiker, die Wanderer gefährden könnten. Der Wegeverantwortliche spricht sich daher für eine ähnliche Breiten-Regelung wie in Baden-Württemberg aus.
Dabei liegt die Lösung eigentlich schon längst auf dem Tisch: die Mountainbike-Vereinbarung des bayerischen Umweltministeriums aus dem Jahr 2000. Sie legt gewisse Grundregeln für einen fairen Umgang zwischen Bikern und Wanderern fest: So sollen, der Vereinbarung zufolge, Mountainbiker mit angemessener Geschwindigkeit und in ausreichendem Abstand an Wanten derern, Hunden oder Mitradlern vorbeifahren und notfalls absteigen.“Wo sich Kinder befinden, gilt dieser Regel zufolge Schritttempo. Nähert sich ein Biker einem Wanderer von hinten, soll er zudem „mit einem freundlichen Gruß auf sich aufmerksam machen und erst vorbeifahren, wenn der Fußgänger zu verstehen gibt, dass er auf den Überholvorgang gefasst ist“. So weit die Theorie also.
In der Praxis sieht es anders aus. Viele Wanderer hören die von hinten heranfahrenden Mountainbikes nicht, können somit auch nicht rechtzeitig reagieren. Josef Eck vom Deutschen Gebirgs- und Wanderverein will daher, dass einzelne Mountainbike-Strecken separat ausgewiesen werden. „Wir sind aber gegen generelle Sperrungen wie in Österreich“, sagt Eck. Dort gilt grundsätzlich ein MountainbikeVerbot für Wanderwege. „Die geltende Mountainbike-Vereinbarung ist veraltet“, sagt Eck. Deswegen arbeite man gerade an einer neuen, optimierten Version, die bis zum Frühjahr 2017 in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Umweltministerium ausgehandelt werden soll.
Sofia Wiedenroth aus Lindau ist deutsche Jugendmeisterin im Mountainbikefahren. Entsprechend oft fährt sie mit ihrem Bike durch die Mittel- und Hochgebirge, kennt daher auch die Konflikte mit den Wanderern. „Klar, die Mountainbiker sind schneller unterwegs als die Wanderer. Aber gefährlich wird es dadurch auf den Wegen nicht“, sagt die Allgäuerin. Ihrer Meinung nach müsste einfach das gegenseitige Verständnis mehr gefördert werden. „In der Schweiz oder in Italien funktioniert das ja auch problemlos“, sagt Wiedenroth. Verbote seien jedenfalls „Quatsch“.
Gegenseitige Rücksicht ist also gefragt. Nur so lässt sich zukünftig ein „Beziehungs-Aus“zwischen den Radfahrern und Wanderern abwenden. „Wir appellieren an die Vernunft aller Beteiligten“, sagt Thomas Bucher vom Deutschen Alpenverein. Dann sollte es auch wieder harmonischer zugehen auf Bayerns Wanderwegen – ganz ohne Streit und Nagelbretter. Die Kühe sind morgens zuerst fit, ihre Glocken bimmeln bei jedem Schritt und wecken die Übernachtungsgäste sanft auf. Gleichzeitig blitzen Sonnenstrahlen durch die kleinen Hüttenfenster. Auf der 1201 Meter hoch gelegenen Alpe Obere Kalle bei Immenstadt beginnt der Tag ruhig. Spätestens beim Blick durch das Fenster atmet man gelassen ein und aus. Prächtige Natur, gute Luft, schönes Wetter – was will man mehr?
Die Hütte bietet 43 Schlafplätze in verschieden großen Mehrbettzimmern. Sie ist vom Tal aus zu Fuß über einen geschotterten Alpwirtschaftsweg in einer guten Stunde zu erreichen und bietet sich damit als Ausgangspunkt für weitere Wanderungen im Gebiet der „Alpsee Bergwelt“an. Wer allerdings morgens ganz früh raus will, muss sich abends zusammenreißen. Früh ins Bett zu gehen, ist bei dem gemütlichen Ambiente am Abend nicht einfach, gerade an lauen Sommerabenden mit guten Gesprä- chen. Die Hüttenwirte Bernhard und Monika Gomm tischen nämlich nicht nur regionale, typische Speisen auf, sondern bieten bei Nachfrage auch spannende Einblicke in das Leben eines Hüttenwirts. Zum Beispiel, dass die Alpe Obere Kalle im Verein „Allgäuer Alpgenuss“vertreten ist und die Hüttenwirte sich somit verpflichten, ausschließlich Produkte aus eigener Produktion oder von einheimischen Erzeugern zu verwenden.
Morgens dann doch irgendwie durch die Kuhglocken wach geworden, wartet ein leckeres Frühstück mit Bergpanorama. Die Kinder können danach die Natur um die Hütte erkunden und auch besagte Kühe beobachten oder Esel streicheln. Wer lieber nicht weiter aufsteigen will, kann von der Hütte aus auch einen Ausflug in einen nahe gelegenen Hochseilgarten unternehmen. Etwa 15 Minuten bergabwärts stoßen Wanderer außerdem auf Deutschlands längste Rodelbahn, die einen rasant zurück ins Tal führt. Carolin Oefner
* In unserer Rubrik „Zimmer-Service“stellen wir Hotels, Pensionen und Ferienhäuser vor, die unsere Redaktionsmitglieder und Mitarbeiter ausprobiert haben und bemerkenswert fanden.