Mittelschwaebische Nachrichten
Und sie werden nicht vergessen
Ausstellung im Heimatmuseum über die Spuren jüdischer Mitbürger in Krumbach eröffnet
Krumbach Mit Klezmer-Musik stimmte Günther Beugel von der Berufsfachschule für Musik gefühlvoll mit seiner Klarinette auf das Thema jüdische Kultur in Krumbach/Hürben ein. Die Ausstellung „Bewahrt ihre Spuren ...“ist bereits die fünfte Ausstellung in diesem Jahr im Krumbacher Heimatmuseum. Sie war in Zusammenarbeit mit dem Krumbacher Heimatverein entstanden.
Dritter Bürgermeister Josef Langenbach forderte in seiner Ansprache, dass die jüdischen Persönlichkeiten Hürbens nicht vergessen würden. „Und sie werden nicht vergessen“, fügte er voller Überzeugung hinzu. Mit dem „Lied über das einsame Zigeunermädchen“gelang Beugel eine weitere Auflockerung der Vortragsserie: Livemusik, die mal fröhlich, mal melancholisch klang. Willi Fischer, Vorsitzender des Heimatvereins Krumbach, nannte den aufmerksamen Zuhörern als Anlass für die sehenswerte Ausstellung den Europäischen Tag der jüdischen Kultur, der jedes Jahr am 4. September begangen wird.
An diesem Tag öffnen jüdische Organisationen, Synagogen und Friedhöfe ihre Tore. Jeder dieser Tage steht unter einem anderen Thema. Das Hauptthema dieses Jahres heißt Juden und Sprachen.
Über jüdische Sprachen sprach vor der Ausstellung Herbert Auer am jüdischen Friedhof vor Grabinschriften in hebräischer Sprache. So sei Hebräisch die Sprache der Gelehrten gewesen, Jiddisch die Alltagssprache.
Die Ausstellung im Heimatmuseum ist in drei Teile gegliedert: der Synagogenmaler Alexander Dettmar, die Lithografien Leopold Dicks und jüdische Persönlichkeiten Hürbens, wobei Dick eine dieser Persönlichkeiten war.
Dettmar, ein zeitgenössischer, nicht jüdischer Maler aus Freiburg, malte 99 Synagogen, von denen es 95 nicht mehr gibt, anhand von Fotos, Skizzen und Plänen. Über seine Bilder sagte er: „Ich empfinde Wehmut über den ungeheuren Verlust, Schmerz über das, was da ausgelöscht wurde.“Sein Gemälde der Synagoge in München ist in der Ausstellung im Original zu sehen, andere Synagogengemälde wie das von Hürben als Fotos. Weil der Maler krank war, konnte er keine weiteren Bilder zur Verfügung stellen und auch nicht selbst anwesend sein.
Leopold Dick, jüdischer Maler und Grafiker, wurde vor 200 Jahren in Krumbach/Hürben geboren. Von ihm stellt das Museum zahlreiche Lithografien aus, mit denen er biblische Themen des italienischen Malers Raffael kopierte und auch interpretierte. So durfte er als Jude keine Gottesdarstellungen des christlichen Malers übernehmen. Damals konnte sich ja kaum jemand eine RomReise leisten, um sich die Originale in Vatikan anzusehen, und Fotos gab es noch nicht.
Schließlich zeigt der Heimatverein im Museum zwölf Tafeln, mit denen er in Bild und Text Hürbener und Krumbacher jüdische Persönlichkeiten vorstellt: Die Lyrikerin Hedwig Lachmann und der Unternehmer Moses Samuel Landauer sind zwei Beispiele.
Klezmer-Musik, Wein und Brot rundeten die ebenso lehrreiche wie angenehme Stunde im Mittelschwäbischen Heimatmuseum ab.
Die Ausstellung ist bis zum 30. September zu sehen, immer donnerstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr. (ried)