Mittelschwaebische Nachrichten
Mallorca stöhnt
Tourismus Die Urlauberinsel stößt in diesem Sommer an ihre Grenzen
Palma de Mallorca Diese Zahlen sprechen für sich: 180000 abgefertigte Passagiere an einem einzigen Tag auf dem Flughafen in Palma, 1,84 Millionen Besucher im Juli – ein Monatsrekord mit einem Plus von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr, 90000 Mietwagen auf den Straßen unterwegs. Die schöne Insel Mallorca (knapp 900 000 Einwohner) ist in diesem Sommer voll.
Zu voll, meinen nicht wenige Einheimische. In den hitzigen Debatten fährt mancher Tourismuskritiker gar kriegerisches Vokabular auf. Es ist von „Invasion“die Rede, und von der „Hölle“, in die die Urlaubermassen die „isla de la calma“, die Insel der Ruhe, verwandelt hätten. Die Deutschen haben einen gehörigen Anteil: 609 000 waren es im Juli, fünf Prozent mehr als vor einem Jahr. Eine der Ursachen: die unsichere Lage in Touristenhochburgen wie der Türkei.
Offizielle Zahlen vom August liegen noch nicht vor. Aber Tourismusminister Biel Barceló weiß bereits, dass sich zeitweise gleichzeitig über 2,1 Millionen Menschen auf den Balearen-Inseln, neben Mallorca noch Menorca und Ibiza, drängten und auf jeden Einheimischen mindestens ein Tourist kam. Das sei Rekord und eine objektive Zahl, an der es nichts zu beschönigen gebe. Ebenso wenig sei zu leugnen, dass der Ansturm einem Teil der Bevölkerung mehr und mehr auf die Nerven gehe. „Das ist unzähligen Kommentaren auf Facebook und Twitter zu entnehmen“, sagt Barceló. Allerdings sei Mallorca zur Hochsaison nun mal voll. „Das ist keine Neuigkeit, das ist schon seit 20 Jahren so.“
Palmas Vizebürgermeisterin Aurora Jhardi von der linken ProtestPartei Podemos glaubt, dass die Insel längst an ihre Grenzen gestoßen sei. Sie spricht offen vom Kollaps.