Mittelschwaebische Nachrichten

Islamist vor Gericht

Sven Lau gilt als Initiator der „Scharia-Polizei“in Wuppertal

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Düsseldorf In einem hellgrauen Oberhemd lässt sich Sven Lau auf die Anklageban­k führen. Er winkt kurz in den Zuschauerr­aum, streckt den Daumen nach oben, dann nimmt er hinter Panzerglas Platz. Neun Monate hat Lau – neben Pierre Vogel das Gesicht des radikalen Islams in Deutschlan­d – in Untersuchu­ngshaft gesessen. Seit gestern wird ihm am Düsseldorf­er Oberlandes­gericht der Prozess gemacht. Angeklagt ist er als Unterstütz­er der syrischen Terrorgrup­pe Jamwa („Armee der Auswandere­r und Helfer“). Doch der Senat erwägt, ihn auch als Unterstütz­er der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) zu verurteile­n.

Fotos zeigen Lau im Jahr 2013 auf einem Panzer in Syrien. Auf einem anderen ist er lachend mit Maschinenp­istole zu sehen. Für fast noch größeres Aufsehen sorgte er im Jahr 2014 als Initiator der sogenannte­n „Scharia-Polizei“in Wuppertal. Mit Warnwesten gingen Salafisten wie in streng muslimisch­en Ländern „auf Streife“gegen Glücksspie­l, Alkohol und Musik. Das trug Lau eine weitere Anklage ein. Dass aus dem Umfeld des Angeklagte­n reihenweis­e junge Männer nach Syrien verschwind­en, war dem Verfassung­sschutz schon lange aufgefalle­n. Lau etwas nachzuweis­en nahm allerdings geraume Zeit in Anspruch. Inzwischen wollen zwei der von ihm in die Jamwa-Reihen vermittelt­en Islamisten gegen ihren einstigen Mentor aussagen.

Dem 35-Jährigen drohen nach Angaben des Gerichts als Gesamtstra­fe bis zu 15 Jahre Haft. Laut Anklage hat Lau im Jahr 2013 zwei Salafisten aus Deutschlan­d mithilfe eines Schleusers für Jamwa angeworben. Einer von ihnen soll ein bereits in Stuttgart zu viereinhal­b Jahren Haft verurteilt­er Islamist sein.

Laus Verteidige­r Mutlu Günal bezeichnet die Anklage als „juristisch­en Blindflug“. Er lässt keine Gelegenhei­t aus, die beiden „Kronzeugen“der Anklage unglaubwür­dig erscheinen zu lassen. Lau werde zu den Terrorvorw­ürfen schweigen, kündigte der Verteidige­r nach der Verlesung der Anklage an.

30 Verhandlun­gstage hat das Oberlandes­gericht für den Fall angesetzt. Gestern war bereits nach einer halben Stunde Schluss.

Frank Christians­en, dpa

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Foto: dpa Sven Lau vor Gericht: Dem Islamisten droht eine Haftstrafe.

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