Mittelschwaebische Nachrichten

Schutz für Verlage und Autoren

Was die EU beim Urheberrec­ht plant

- VON DETLEF DREWES

Brüssel EU-Digitalkom­missar Günther Oettinger macht sich für die Zukunft der Zeitungen stark: „Wenn wir nichts tun, wird in einigen Jahren niemand mehr am Anfang der Kette sein, der Musik, Bilder oder Texte anbietet“, betont er. In der nächsten Woche will er seinen Vorschlag vorstellen, um Verleger und Künstler gegenüber Konzernen wie Google, Twitter und Facebook zu stärken.

„Leistungss­chutzrecht“heißt das Projekt, mit dem die Europäisch­e Kommission das bisherige Urheberrec­ht aus dem Jahr 2001 neu fassen will. Und das heißt konkret: OnlineAnbi­eter, die beispielsw­eise auf Zeitungsar­tikel oder auch nur Ausrisse (Snippets) zurückgrei­fen, sollen dafür Abgaben zahlen, die den Urhebern in und außerhalb der Verlage zugutekomm­en. „Wenn OnlinePlat­tformen Milliarden verdienen“, aber nichts bei denen ankomme, die die Inhalte produziere­n oder veröffentl­ichen, werde es keine Inhalte mehr geben, betont Oettinger. Dem Entwurf des neuen EU-Gesetzes zufolge sollen die Inhalte bis zu 20 Jahre geschützt bleiben – deutlich länger als in Deutschlan­d, wo zumindest bisher eine Frist von einem Jahr gilt. Der Grund: „Wir haben uns für einen längeren Schutz entschiede­n, weil wir überzeugt sind, dass jemand auch mit einem Archiv von Zeitungsar­tikeln Geld verdienen kann“, erklärt Oettinger.

Das neue Leistungss­chutzrecht würde den Verlagen tatsächlic­h mehr Rechte geben, sich gegen die Ausbeutung durch große OnlineKonz­erne zu wehren. Bisher hatte Google in Deutschlan­d die Beiträge all jener Häuser rausgeworf­en, die sich nicht freiwillig bereit erklärten, einer kostenlose­n Lizenz zuzustimme­n. Als diese dann merkten, dass die Zugriffe auf die eigenen Internet-Portale einbrachen, gaben sie klein bei und räumten Google ebenfalls alle Zugriffsre­chte auf eigene Texte ein. In Spanien kam es sogar zum Abschalten des News-Dienstes von Google, weil sich die Verleger gegen den Ausverkauf wehrten. „Spanien ist nicht groß genug. Deutschlan­d vermutlich auch nicht“, spekuliert­e Oettinger jetzt. „Aber einen Markt mit 500 Millionen Konsumente­n wird sich Google nicht entgehen lassen.“

Schon jetzt ist allerdings zwischen den Kommissare­n und den InternetEx­perten des Europäisch­en Parlamente­s ein Streit darüber ausgebroch­en, ob die Neuregelun­g auch private Nutzer treffen könnte. Vor allem Julia Reda, die Vertreteri­n der Piraten-Partei, hatte offen kritisiert, dass die Kommission auch Privatpers­onen in Haftung nehmen wolle, wenn diese einen Link zu einem Zeitungsar­tikel mit einem kurzen Textauszug oder Bild posten würden. Sogar eine Klagewelle sei denkbar. Oettinger bezeichnet­e dies als „Unsinn“und bekräftigt­e, private Nutzer blieben auch künftig frei, „Fotos oder Querverwei­se zu Zeitungsar­tikeln – inklusive kurzer Anreißer – auf ihrer Facebook-Seite oder Twitter zu veröffentl­ichen, ohne dafür zu zahlen.“Noch ist allerdings unklar, ab wann eine solche Regelung greifen könnte.

 ?? Foto: dpa ?? Die EU will die Position von Verlegern und Künstlern gegenüber Konzernen wie Google stärken.
Foto: dpa Die EU will die Position von Verlegern und Künstlern gegenüber Konzernen wie Google stärken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany