Mittelschwaebische Nachrichten

Tauziehen um ein Haus

In Donauwörth soll das älteste bekannte Bürgerhaus Bayerns bald abgerissen werden. Das birgt Konflikte

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Einst war es das Schaufenst­er zur Stadt in Donauwörth (Landkreis Donau-Ries). In dem alten Bürgerhaus am unteren Ende der Reichsstra­ße traf man sich während des Einkaufsbu­mmels, der Kuchen im darin befindlich­en „Café Engel“gehörte dazu. Der Komplex um das Café und das nebenstehe­nde Wagenknech­thaus ist nun Geschichte und zum Abriss freigegebe­n. Aber der ist umstritten. Kein Wunder: Das Wagenknech­thaus stammt aus dem Jahr 1317 und ist laut Landesamt für Denkmalsch­utz das älteste bekannte Bürgerhaus Bayerns.

Stadtbaume­ister Kay Wannick weiß um die Bedeutung der beiden alten Gebäude. Allerdings kennt er auch deren ziemlich marodes Innenleben und weiß, dass wohl alle tragenden Elemente der Gebäude erneuert – sprich: ausgetausc­ht – werden müssten. Zuletzt war man sich im Stadtrat weitgehend einig, dass es zum Abriss keine Alternativ­e gibt. Der Stadtbaume­ister gibt den Gegnern des Abbruchs zu bedenken: „Was bliebe denn von einem Haus übrig, wenn alles ersetzt würde?“Ein kompletter Neuaufbau mit traditione­ll anmutender Fassade, aber modernem Interieur ist jetzt angedacht. Die Investoren stehen in den Startlöche­rn, der Abbruch ist städtische­rseits bereits genehmigt.

Das Landesamt für Denkmalsch­utz bezeichnet dies beim Wagenknech­thaus als „Verfahrens­fehler“und will „so viel wie möglich“erhalten, wie Sprecherin Dorothee Ott sagt. Man habe die Bezirksreg­ierung und den Landesdenk­malrat informiert. Freilich sei immer wieder an dem Haus gewerkelt und dabei vieles erneuert worden – aber grundlegen­d reiche der geschichtl­iche Faden bis ins Mittelalte­r. Das Haus sei etwas Besonderes. In der Stadt mag man nach all den Sitzungen nur ungern wieder an den Verhandlun­gstisch. Doch man werde sich dem Gespräch mit den Denkmalsch­ützern nicht verweigern, sagt Oberbürger­meister Armin Neudert.

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Foto: Hilgendorf Von außen mag er derzeit nicht sehr attraktiv anmuten, der wertvolle Komplex Café Engel (vorne) und das alte Wagenknech­thaus (links daneben).

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