Mittelschwaebische Nachrichten
Tauziehen um ein Haus
In Donauwörth soll das älteste bekannte Bürgerhaus Bayerns bald abgerissen werden. Das birgt Konflikte
Donauwörth Einst war es das Schaufenster zur Stadt in Donauwörth (Landkreis Donau-Ries). In dem alten Bürgerhaus am unteren Ende der Reichsstraße traf man sich während des Einkaufsbummels, der Kuchen im darin befindlichen „Café Engel“gehörte dazu. Der Komplex um das Café und das nebenstehende Wagenknechthaus ist nun Geschichte und zum Abriss freigegeben. Aber der ist umstritten. Kein Wunder: Das Wagenknechthaus stammt aus dem Jahr 1317 und ist laut Landesamt für Denkmalschutz das älteste bekannte Bürgerhaus Bayerns.
Stadtbaumeister Kay Wannick weiß um die Bedeutung der beiden alten Gebäude. Allerdings kennt er auch deren ziemlich marodes Innenleben und weiß, dass wohl alle tragenden Elemente der Gebäude erneuert – sprich: ausgetauscht – werden müssten. Zuletzt war man sich im Stadtrat weitgehend einig, dass es zum Abriss keine Alternative gibt. Der Stadtbaumeister gibt den Gegnern des Abbruchs zu bedenken: „Was bliebe denn von einem Haus übrig, wenn alles ersetzt würde?“Ein kompletter Neuaufbau mit traditionell anmutender Fassade, aber modernem Interieur ist jetzt angedacht. Die Investoren stehen in den Startlöchern, der Abbruch ist städtischerseits bereits genehmigt.
Das Landesamt für Denkmalschutz bezeichnet dies beim Wagenknechthaus als „Verfahrensfehler“und will „so viel wie möglich“erhalten, wie Sprecherin Dorothee Ott sagt. Man habe die Bezirksregierung und den Landesdenkmalrat informiert. Freilich sei immer wieder an dem Haus gewerkelt und dabei vieles erneuert worden – aber grundlegend reiche der geschichtliche Faden bis ins Mittelalter. Das Haus sei etwas Besonderes. In der Stadt mag man nach all den Sitzungen nur ungern wieder an den Verhandlungstisch. Doch man werde sich dem Gespräch mit den Denkmalschützern nicht verweigern, sagt Oberbürgermeister Armin Neudert.