Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Dorf hält zusammen

In der Ostallgäue­r Gemeinde Lamerdinge­n bauen die Bürger einen Mehrzweck-Stadel auf. Und im Ortsteil Kleinkitzi­ghofen gründen sie einen Verein, um Gastronomi­sches bieten zu können

- VON MARKUS FROBENIUS

Lamerdinge­n Der Wandel in der Landwirtsc­haft, die steigenden Ansprüche an die Infrastruk­tur sowie deren Schaffung und Unterhalt machen den ländlichen Kommunen zu schaffen. Daran hat auch die Ostallgäue­r Gemeinde Lamerdinge­n zu knabbern. Doch dort tut sich Ungewöhnli­ches: Gleich zwei Vereine entstanden heuer und nehmen die Geschicke im Dorf selbst in die Hand: Die Mitglieder des Fördervere­ins „Stadel der Vereine“in Lamerdinge­n bauten einen alten Stadel ab und richten ihn derzeit am Dorfhaus wieder auf. Zudem betreibt der Verein „Bürgerhaus Kleinkitzi­ghofen“im gleichnami­gen Ortsteil das Bürgerhaus, nachdem dort das letzte Gasthaus geschlosse­n hatte. „So ein Engagement ist nicht üblich“, lobt deshalb Zweiter Bürgermeis­ter Georg Weiß.

Am nördlichen Ortsausgan­g von Lamerdinge­n liegen Dorfhaus, Kirche, Feuerwehrh­aus, Jugend- und Proberaum der Musiker. Dahinter auf einer grünen Wiese hinter schattigen Bäumen arbeiten derzeit unter der Ägide des Musikverei­ns, der Freiwillig­en Feuerwehr sowie der Landjugend die Lamerdinge­r an ihrem Stadel. Das ursprüngli­che Gebäude stand an der B17 und wurde von der Straßenmei­sterei als Salzlaein ger genutzt, erzählt Alexander Herz. Der 33-Jährige ist sowohl bei der Musik als auch bei der Feuerwehr im Vorstand und Schriftfüh­rer des Fördervere­ins. „Damit es nicht langweilig wird.“

Da die alte Halle abgebaut und entsorgt werden sollte, meldeten die Vereine aus Lamerdinge­n ihr Interesse an – sie wollten das Gebäude demontiere­n und als Vereinssta­del wieder aufbauen. „Dadurch haben wir einen Lagerplatz für unsere Utensilien und einen Platz für die Jugend“, meint Herz.

Die Gemeinde hatte nichts dagegen – im Gegenteil, berichtet Weiß: „Wir haben ein Interesse daran, dass ein Vereinsleb­en in der Gemeinde stattfinde­t. Als deshalb die Vereine an uns herantrate­n, sagten wir unsere Unterstütz­ung zu.“Im Frühjahr 2015 wurde der Stadel abgebaut, nach Lamerdinge­n gebracht und im darauffolg­enden Frühjahr das neue Fundament gebaut, berichtet Michael Niederrein­er von der Landjugend. Da der 23-Jährige nicht nur stellvertr­etender Vorsitzend­er des Fördervere­ins und der Feuerwehr ist, sondern auch noch Zimmermann von Beruf, war er von Anfang an dabei. In den Folgemonat­en wurde die Halle auf das Fundament gestellt, dabei halfen vor allem Musiker, Feuerwehrl­eute und die Landjugend. Alle übrigen Vereine seien ebenfalls beteiligt gewesen. „Auch Großteil der Bevölkerun­g unterstütz­t den Stadel“, erzählt Niederrein­er. Zudem halfen örtliche Firmen mit Material und Gerät, ergänzt Herz. Dazu kamen 15 000 Euro von der Gemeinde sowie je 5000 Euro von der Feuerwehr und der Musik.

„Alle halten zusammen“, meint deshalb Karola Schenk vom Musikverei­n. Sie bewarb sich mit dem Motto beim Bayerische­n Rundfunk für eine Grillparty, die der Sender heuer mehrfach vergab, für die Helfer. So kam es, dass das Bayern 3-Team mit Moderator Bernhard Fleischman­n anrückte und in dem provisoris­chen Stadel Mitte Juni eine Grillparty für 100 Leute ausrichtet­e. „Das war eine schöne Belohnung für die Helfer“, sagt Bürgermeis­ter Weiß. „Aber es gibt bei uns in jedem Verein Leute, die sich engagieren“, fügt er an.

Wohl auch mit Blick auf den Ortsteil Kleinkitzi­ghofen. Dort machte voriges Jahr im Bürgerhaus ein Café zu – das letzte Gasthaus am Ort. Das aber wollten die Einwohner nicht hinnehmen: Sie gründeten heuer einen Betreiberv­erein für das Bürgerhaus. Nutzen können es nun die örtlichen Vereine. Zudem finden dort Frühschopp­en statt. Das Gasthaus kann auch für private Veranstalt­ungen gemietet werden. Auch dieses Projekt förderte die Gemeinde. „Wenn wir sehen, wie viel Zeit die Vereinsmit­glieder in ihre Arbeit stecken, müssen wir das honorieren. Es liegt ja im Interesse der Gemeinde“, erklärt Weiß.

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Foto: Alexander Herz Vereine und Gewerbe, Gemeinde und vor allem die Bürger halfen und legten Hand an beim Wiederaufb­au eines alten Salzlagers in Lamerdinge­n, welches nun ein Fördervere­in betreut und das als Vereinssta­del dient.

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