Mittelschwaebische Nachrichten

Darf’s ein Edel-Restaurant sein?

Mit den Stephans-Stuben in Neu-Ulm steht eine der kulinarisc­hen Top-Adressen in der Region zum Verkauf. Was ein Käufer für eine halbe Million Euro bekommt

- VON MICHAEL BÖHM

Neu-Ulm Der Gast muss noch nicht einmal eintreten, um zu bemerken, dass auf ihn etwas Besonderes wartet. Ein Blick auf die Speisekart­e am Eingang verrät eigentlich schon alles. Zweierlei von der Bresse-Taube mit gebratener Gänseleber, steht da zum Beispiel. Oder Langostino mit sautiertem Pak Choi und Weintraube­n. Wer immer noch nicht überzeugt ist, bekommt es am Treppenauf­gang noch einmal „serviert“: Guide Michelin, Gault Millau, Schlemmer-Atlas – große Aufkleber namhafter Restaurant­führer weisen den Weg ins Innere. Spätestens jetzt ist klar: Die Stephans-Stuben in Neu-Ulm zählen zu den gastronomi­schen Top-Adressen, auch weit über die Stadtgrenz­en hinaus.

Daran wird sich auch in den kommenden Jahren nichts ändern, verspricht Siegfried Pfnür, der das Restaurant 1995 übernommen hat. Dennoch wollen er und seine Frau Franziska das Traditions­gasthaus in der Bahnhofstr­aße verkaufen – zumindest das Gebäude. Unter dem Titel „Außergewöh­nliches für Feinschmec­ker“sind die Stephans-Stuben auf einem Immobilien­portal im Internet zum Verkauf angeboten. Für knapp eine halbe Million Euro kann der geneigte Käufer ein „von Michelin ausgezeich­netes Restaurant der Spitzenkla­sse im Zentrum von Neu-Ulm“erwerben. Im Preis enthalten ist das Gründerzei­t-Gebäude aus dem Jahr 1915 mit seinem 145 Quadratmet­er großen Gastraum mit einem „ansprechen­den, lichtdurch­fluteten und mediterran­en Ambiente“. Auch das Inventar des Restaurant­s, der Küche und der Kühlraum sind mit inbegriffe­n.

„Als Gastronom muss man sich irgendwann finanziell für die Zukunft absichern. Deswegen verkaufen wir das Haus“, erklärt Siegfried Pfnür den Verkaufswu­nsch. Und für eine halbe Million Euro könne man durchaus ein bisschen an der Altersvors­orge basteln. Trotzdem will er weiter die Stephans-Stuben leiten. Auch nach 36 Jahren im Geschäft habe er „noch immer Bock auf Kochen“– und das wolle er auch künftig seinen Gästen beweisen. Mindestens fünf Jahre lang, viel- zehn, vielleicht sogar noch länger. Das hänge vom Käufer des Gebäudes ab. „Wir wollen einen Kapitalanl­eger, der das Restaurant mindestens fünf Jahre lang mit einer Option für weitere fünf Jahre an uns verpachtet“, erklärt der 51-jährige Küchenchef.

Einen solchen Investor zu finden, gestaltet sich aber offenbar als gar nicht so leicht, wie Makler Mario Krisch von Fiducia Immobilien aus Ulm sagt: „Es ist kein ganz einfaches Objekt.“Demnach stehe das NeuUlmer Edel-Restaurant schon seit mehreren Monaten zum Verkauf und es hätten sich auch schon rund 25 Interessen­ten gemeldet. Der richtige war aber offenbar noch nicht dabei. Entweder meldeten sich Gastwirte, die gerne vom guten Namen der Stephans-Stuben profitiere­n und selbst einsteigen würden – denen es dann aber oft am notwendige­n Geld fehlt. Oder es handelte sich um echte Kapitalanl­eger, die in Sachen Gastronomi­e in der Regel aber sehr vorsichtig seien, erzählt Makler Krisch. Dennoch ist er guter Dinge, dass sich über kurz oder lang der richtige Käufer meldet.

Siegfried Pfnür sieht die Angelegenh­eit ebenfalls recht gelassen. Ihm sei nur wichtig, dass seine Gäste, die aus Ulm und Neu-Ulm, vor allem aber auch aus dem weiteren Umkreis kämen, wüssten, dass sie weiter die gewohnte Qualität in den Stephans-Stuben serviert bekommen. „Absolut frische Küche mit Kräutern aus dem eigenen Garten und immer saisonalen Zutaten. Dazu haben wir 140 verschiede­ne Weine“, zählt der Küchenchef auf und verabschie­det sich. In der Küche warten Ravioli vom Zander daleicht rauf, von ihm mit Salbei und Steinpilze­n zubereitet zu werden.

25 Interessen­ten haben sich gemeldet. Der richtige war noch nicht dabei

 ?? Fotos: Michael Böhm, Alexander Kaya, privat ?? Die Stephans-Stuben in Neu-Ulm zählen zu den gastronomi­schen Top-Adressen in der Region. Derzeit wird ein Käufer für das Gebäude in der Bahnhofstr­aße gesucht.
Fotos: Michael Böhm, Alexander Kaya, privat Die Stephans-Stuben in Neu-Ulm zählen zu den gastronomi­schen Top-Adressen in der Region. Derzeit wird ein Käufer für das Gebäude in der Bahnhofstr­aße gesucht.
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Siegfried Pfnür

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