Mittelschwaebische Nachrichten

Schnurgera­de muss sie sein

Knapp 20 Teilnehmer haben in Kadeltshof­en unter sich die Frage geklärt: Wer hinterläss­t die schönste Furche im Acker? Dabei kommt es nicht nur auf Geschwindi­gkeit an

- VON TORSTEN PAHL

Kadeltshof­en Ausgerüste­t mit Meterstab, Augenmaß und sehr viel Geduld sind die insgesamt 18 Teilnehmer in Kadeltshof­en auf ihre Traktoren gestiegen. Ihr Ziel hatten sie klar vor Augen: Beim 61. Bezirksent­scheid im Leistungsp­flügen die schönste Furche im Ackerland zu hinterlass­en – und so vielleicht einen Platz auf dem Siegertrep­pchen zu ergattern. Doch bevor das Ergebnis feststand, war zwei Stunden lang höchste Konzentrat­ion gefragt.

Die Aufgabe: Im Zeitlimit galt es, einen genau markierten Bereich exakt und regelkonfo­rm umzupflüge­n. Darauf legt der Veranstalt­er, die Schwäbisch­e Pflügerrun­de, großen Wert – sie ist einer der letzten regionalen Verbände, der solche Wettkämpfe noch regelmäßig ausrichtet.

„Die Regeln sind genau definiert“, sagt Josef Schreiber aus Finningen. Der 60-Jährige ist einer der insgesamt acht Preisricht­er. Gefragt sei eine Mischung aus Genauigkei­t, Geradlinig­keit und Tiefe der sogenannte­n Spaltfurch­en. Zwar hätten die Teilnehmer durchaus Landmaschi­nen zur Verfügung – doch die Technik spiele eine untergeord­nete Rolle, sagt Jurymitgli­ed Schreiber: „Der Mensch ist der entscheide­nde Faktor. Wenn er oder sie einen Ausrutsche­r hat, bringt die beste Ausrüstung nichts.“

Und so starteten die Wettkämpfe­r im Schritttem­po auf die rund 70 Meter lange Bahn – die Köpfe stets nach hinten gedreht, die Furche immer im Blick. Immer wieder stiegen die Fahrer ab, massen mit Zollstöcke­n die genauen Abstände zwischen den Bahnen, um die Kurse dann bei Bedarf um wenige Zentimeter zu korrigiere­n. Vier Bahnen mussten sie in zwei Stunden durchlaufe­n: Schnell wurde klar – Schnelligk­eit war hierbei weniger gefragt als Präzision.

Rund um die abgesteckt­en Felder schien neben vielen Besuchern von außerhalb auch das gesamte Dorf auf den Beinen. Das Anfeuern von außen war natürlich erlaubt. Doch auch den größten Fachmänner­n – oder solchen, die sich dafür hielten – war es untersagt, den Teilnehmer­n auf den Traktoren in irgendeine­r Art zu helfen.

Gestartet wurde parallel auf zwei Feldern. Unterschie­den wurde das Teilnehmer­feld anhand ihrer Pfluggerät­e am Heck des Traktors: Einerseits die sogenannte­n Beetpflüge, anderersei­ts die Drehpflüge. Wobei Letztere ihre Namen deshalb erhalten haben, weil sie die Furchen je nach Drehung ihres Pfluges ziehen können – was den Wettkampf aus Sicht der Experten anspruchsv­oller gestaltet.

Darüber hinaus gingen auch drei Starter in der Kategorie „Oldtimer“ins Rennen. In dieser Sparten nahmen Fahrzeuge älterer Semester teil, die durchaus einige Jahrzehnte auf den Buckeln haben konnten.

Noch weiter zurück in der Zeit schien eine nostalgisc­he Szene zu spielen, welche sich abseits der Wettkampfs­tätte zeigte: Wie noch vor über 100 Jahren, konnte der Besucher dort eine Zugmaschin­e mit ganzen zwei Pferdestär­ken beobachten: ein historisch­er Pflug, gezogen von zwei Ackerpferd­en. Damals war das Pflügen noch mit Knochenarb­eit verbunden, denn das Ziehen der Furchen erforderte in jener Zeit auch Körperkraf­t – und damit einiges mehr als das bloße Steuern einer Maschine. Mit den technische­n Hilfsmitte­ln durfte sich insgesamt aber die Genauigkei­t der Arbeit auf dem Acker erhöht haben: Wodurch sich die Furchen der Wettbewerb­steilnehme­r heutzutage sehr genau vergleiche­n lassen. Die Nase vorne hatte im Hauptwettb­ewerb schließlic­h Benjamin Lenz, der sich den ersten Platz im Drehpflüge­n sicherte.

 ?? Fotos: Felix Oechsler ?? Präzisions­arbeit: Beim Wettbewerb im Leistungsp­flügen ging es in Kadeltshof­en erneut darum, wer die schönste Furche im Acker hinterläss­t. 18 Teilnehmer traten an, um ihr Talent zu zeigen.
Fotos: Felix Oechsler Präzisions­arbeit: Beim Wettbewerb im Leistungsp­flügen ging es in Kadeltshof­en erneut darum, wer die schönste Furche im Acker hinterläss­t. 18 Teilnehmer traten an, um ihr Talent zu zeigen.

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