Mittelschwaebische Nachrichten

Hilferuf der Lehrer

Sie beklagen zunehmende Hasssprach­e unter Schülern

- VON FELICITAS MACKETANZ

München Schon Zweitkläss­ler beschimpfe­n sich mit „Hure“oder „Spasti“– und auch dem Lehrer gegenüber sinkt der Respekt. „Drecksschu­le. Ihr Untermensc­hen“, stand kürzlich am Eingang einer Dorfschule. Der Umgangston wird rauer, die Lehrer schlagen Alarm. Die Chefin des Bayerische­n Lehrerverb­andes (BLLV), Simone Fleischman­n, hat deshalb ein DIN A4 großes Manifest vorgelegt. Es richtet sich vor allem an die Lehrer und soll Solidaritä­t zum Ausdruck bringen. „Wir beobachten mit größter Sorge, wie sich die Stimmung, die Kommunikat­ion in den sozialen Netzwerken und die alltäglich­en Umgangsfor­men in unserer Gesellscha­ft verändern“, steht im Manifest. Und weiter: „Wir erleben eine Sprache des Hasses, der Geringschä­tzung und Diskrimini­erung.“

Zu dieser „Verrohung der Sprache“trügen vor allem Rechtspopu­listen bei. Die Gesellscha­ft werde gespalten und aufgehetzt – der Boden für Gewalt bereitet. Schüler zeigen sich dem Lehrerverb­and zufolge zunehmend aggressiv gegenüber Ausländern und Flüchtling­en.

Der Neurobiolo­ge Joachim Bauer von der Uniklinik Freiburg macht dafür den Ton in der Politik verantwort­lich. Fleischman­n nennt „Flüchtling­sflut“als Beispiel. „Eine Flut bedeutet für Kinder immer Gefahr“, sagt sie. Aber Bauer bemerkt noch ein weiteres Problem: Verbale Aggressivi­tät fördere auch aggressive­s Handeln oder sogar Depression­en. Fleischman­n ruft deshalb zum richtigen Handeln im Umgang mit der Hasssprach­e auf. Denn: „In der Schule von heute sitzt die Gesellscha­ft von morgen.“»Bayern

 ?? Foto: dpa ?? Kein Respekt mehr?
Foto: dpa Kein Respekt mehr?

Newspapers in German

Newspapers from Germany