Mittelschwaebische Nachrichten
Wenn Worte zu Waffen werden
Politiker reden ja momentan gern von westlichen oder auch konservativen Werten. Diese Werte seien in Gefahr, heißt es. Umso verstörender ist es, wenn gerade Politiker immer aggressiver auftreten. Denn einer dieser Werte, die es unbedingt zu verteidigen gilt, ist der zivilisierte Umgang miteinander.
AfD-Vize Alexander Gauland nennt Angela Merkel unablässig „Kanzlerin-Diktatorin“. SPD-Chef Sigmar Gabriel zeigt den Stinkefinger und bezeichnet rechte Pöbler als „Pack“. Unions-Fraktionsvize Hans-Peter Friedrich ereifert sich über das „ganze linke Pack“. Und die Gegner der Flüchtlingspolitik äußern sich Woche für Woche noch abfälliger über die Kanzlerin.
Das Klima ist vergiftet wie lange nicht. Und einige von denen, die am lautesten vor dem Verlust unserer Werte warnen, vergreifen sich am schlimmsten im Ton. Wen wundert es da, wenn auch der Umgang in sozialen Netzwerken oder unter Jugendlichen immer ätzender wird? Dieser Wutwettbewerb ist die vielleicht größte Gefahr für unsere Gesellschaft. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich die Schmerzgrenzen immer weiter verschieben. Und nein: Das hat nichts mit übertriebener politischer Korrektheit zu tun. Sondern mit unseren Werten.