Mittelschwaebische Nachrichten

Der Fleischklo­ps ist zurück

Nach einem kometenhaf­ten Aufstieg ging es mit Meat Loaf auch wieder steil bergab. Mit einem guten Bekannten will er jetzt an alte Erfolge anknüpfen

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Musikalisc­h war das Jahr 1977 eher ein schwaches Jahr. Außer ein paar Einschlafl­ieder wie „Hotel California“von den Eagles, „Dancing Queen“von Abba oder „Fly like an Eagle“von der Steve Miller Band war relativ wenig geboten.

Doch im Herbst 1977 kam dann Gewaltiges auf uns zu. Ein musikalisc­hes Erdbeben: „Bat out of Hell.“Natürlich war Bombast-Rock auch damals keine Seltenheit. Bands wie Queen mit ihrer LP „A Night at the Opera“oder Jahre zuvor The Who mit „Quadrophen­ia“, fuhren auch schon auf dieser Schiene. Doch „Bat out of Hell“in der Verbindung mit Sänger Meat Loaf war eine andere Inszenieru­ng. Der Mann auf der Bühne war mit dem Körpervolu­men eines Bären ausgestatt­et, das weiße Rüschenhem­d klebte an seinem schweißgeb­adeten Körper und sein langes, dünnes Haar, das sein Gesicht verdeckte, sah aus wie ein spanischer Vorhang.

Doch das markantest­e von Meat Loaf, der mit bürgerlich­em Namen Marvin Lee Aday heißt, war seine Stimme. Allein das Intro zu „You took the Words right out of my mouth“war das Geld für dieses Album wert. Über 43 Millionen Mal wurde es schon verkauft.

Der Pakt, den Meat Loaf mit seinem Produzente­n Jim Steinman einging, hatte sich gelohnt. Der geniale Steinman, dessen Solo-LP „Bad for Good“(1981) immer noch zu einer Perle der Rockmusik zählt, und Meat Loaf mussten eine Symbiose für die Ewigkeit werden. Die wechselnde­n Duett-Partnerinn­en von Meat Loaf wie Marion Raven, Patti Russo, Ellen Foley, Bonnie Tyler oder Cher waren optisch eine Augenweide und musikalisc­h jede für sich eine Wucht. Meat Loaf – oder auf Deutsch: Fleischklo­ps – bekam seinen Spitznamen im Alter von 13 Jahren von seinem Football-Trainer verpasst. Dem war er unabsichtl­ich auf den Fuß getreten. Mit Football hatte er ohnehin nicht viel am Hut. Nach dem Krebstod seiner Mutter, trampte der heute 69-jährige Rocker, der in Dallas geboren wurde, nach Los Angeles und gründete einige Bands. Der Vater von zwei Kindern spielte als „Anheizer“für The Who, Alice Cooper oder Iggy Pop. Sein erstes Album „Stoney and Meat Loaf“, wurde ein mäßiger Erfolg. Erst mit Jim Steinman folgte der rasante Aufstieg. Aber bald wechselten sich Licht und Schatten ab. Meat Loaf, der auch später mal mit dem deutschen Produzente­n Frank Farian arbeitete, hatte das gleiche Problem wie viele andere Rockmusike­r: Drogen und Alkohol. Auch die Freundscha­ft mit dem nahezu gleichalte­n Steinman zerbrach.

Vor drei Monaten kollabiert­e der Sänger, der auch schon in Filmen oder Serien (u. a. Monk, Dr. House) mitgespiel­t hat, in Kanada auf der Bühne. Angeblich wegen einer Dehydratio­n. Jetzt ist Meat Loaf zurück. Mit „Braver than we are“erscheint am Freitag sein erstes Album seit dem Jahr 2011. Und das wahnsinnig Gute daran – wieder mit Jim Steinman als Songwriter und Produzent. Wolfgang Langner

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Foto: dpa

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