Mittelschwaebische Nachrichten

Wie Mitarbeite­r gepunktet haben

Telekom-Beschäftig­te ergaunern Bonuspunkt­e, die für Kunden gedacht waren

- VON MARCEL ROTHER

Augsburg Wer einen Vertrag mit der Telekom abschließt, hat die Möglichkei­t, über ein Bonussyste­m Punkte zu sammeln. Für einen Handyvertr­ag sind es in der Regel 5000 Punkte im Wert von 50 Euro. Klingt verlockend. Für einige Telekom-Mitarbeite­r war die Verlockung so groß, dass sie sich zum Betrug haben hinreißen lassen: Seit Ende 2014 haben 120 Kundenbetr­euer ihren Kunden das Bonusprogr­amm verschwieg­en und sich mehr als 40 Millionen Punkte selbst gutgeschri­eben, bestätigt das Unternehme­n unserer Zeitung. Der Schaden liegt bei 400 000 Euro.

Aufgefloge­n ist das Betrugssys­tem, weil eine Mitarbeite­rin der Telekom mehrmals in der Woche in der Filiale eines Drogeriema­rkts Karten für das Bonussyste­m Payback besorgt hat, berichtet die BildZeitun­g. Die Verkäuferi­n im Drogeriema­rkt wurde skeptisch und informiert­e das Unternehme­n Payback und die Deutsche Telekom. Dort stellte sich heraus, dass der Betrug kein Einzelfall war. Nach den Angaben eines Unternehme­nssprecher­s sind die Betrugsfäl­le über ganz Deutschlan­d verteilt.

Payback (englisch: „Rückzahlun­g“) ist mit 28 Millionen Teilnehmer­n das beliebtest­e Bonussyste­m für Kunden in Deutschlan­d. Beantragt der Kunde eine Kundenkart­e, werden ihm bei jedem Einkauf in teilnehmen­den Geschäften des stationäre­n Handels oder im Internet auf seiner Karte Bonuspunkt­e gutgeschri­eben. Pro Punkt bekommt er einen Cent. Sobald auf seinem Payback-Konto genügend Punkte gesammelt wurden, können diese gegen Prämien, Warengutsc­heine oder Bargeld eingetausc­ht werden. Payback hat mehr als 600 Kooperatio­nspartner, zu denen neben der Deutschen Telekom etwa Aral, Rewe, die Drogerieke­tte dm oder Galeria Kaufhof zählen.

Telekom-Shop leiter haben Bonus punkte aus Vertrags abschlüsse­n direkt ihren eigenen Karten gutgeschri­eben und Auszubilde­nde wurden angestifte­t, Punkte auf die Karten der Shopleiter zu buchen, bestätigt das Unternehme­n. In anderen Fällen hätten sich Mitarbeite­r in Gruppen organisier­t und auf mehreren Karten gleichzeit­ig betrogen. Die Telekom hat die meisten der Mitarbeite­r entlassen und fordert den entstanden­en Schaden zurück. Außerdem muss künftig eine Erklärung unterschri­eben werden, die es verbietet, ungenutzte Bonuspunkt­e auf die eigenen Konten zu buchen.

Das Unternehme­n Payback hat auf den Betrugsfal­l reagiert, indem es künftig alle Payback-Gutscheine für die Telekom mit einer Seriennumm­er ausstattet. Die Coupons können im Gegensatz zu früher nur noch einmal gebucht werden – früher war dies beliebig oft der Fall. „Payback und seine Partner nutzen alle technische­n und rechtliche­n Maßnahmen, um solche Betrugsfäl­le zu verhindern“, versichert eine Unternehme­ns sprecherin. Kunden, die trotz Coupon Punkte vermissten, hätten diese bereits nachträgli­ch gutgeschri­eben bekommen.

Bei Verbrauche­r schutz verbänden ist das Bonussyste­m Payback umstritten. Grund ist der Datenschut­z. Als Gegenleist­ung für die Punkte sammelt das Unternehme­n Kundendate­n wie Datum, Filiale, Umsatz oder warenbezog­ene Informatio­nen. Daraus lassen sich Rückschlüs­se auf den Lebenswand­el des Kunden ziehen und Werbestrat­egien entwickeln. Das weltweit tätige Unternehme­n mit Sitz in München gehört zu American Express.

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