Mittelschwaebische Nachrichten

Mehr als ein Geschmäckl­e

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Bosch und Beihilfe zum Betrug – das passt eigentlich nicht zusammen. Das von einer Stiftung kontrollie­rte deutsche Familienun­ternehmen hatte bislang einen exzellente­n Ruf. Die Firma ist nicht börsennoti­ert. So gelten für sie noch andere Werte als Gewinnmaxi­mierung. In einem pietistisc­h, religiös geprägten württember­gischen Umfeld wirkten Manager des Unternehme­ns wohltuend anders.

Doch nun mehren sich die Vorwürfe, dass der Zulieferer in den VW-Abgasbetru­g eingebunde­n war. Ob Bosch-Leute wirklich, wie in den USA behauptet wird, Volkswagen-Kollegen aktiv bei der Manipulati­on unterstütz­t haben, ist noch nicht bewiesen. Mehr als ein Geschmäckl­e hat die Sache längst. Der Fall zeigt erneut, wie abhängig selbst große Zulieferer von Auto-Konzernen sind. Sollten Bosch-Experten Beihilfe zum VWBetrug geleistet haben, hätten sie gegen alle Prinzipien ihres Firmengrün­ders Robert Bosch verstoßen. Der in der Nähe von Ulm geborene Mann war der Überzeugun­g, ein Mensch von Charakter lüge und betrüge nicht. Ja, wer aufhöre, besser zu werden, höre auf, gut zu sein. Und Bosch nahm für sich in Anspruch, stets nach dem Grundsatz gehandelt zu haben, lieber Geld als Vertrauen zu verlieren. Gerade letztere Einsicht hätten VW- und Bosch-Leute beherzigen sollen.

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