Mittelschwaebische Nachrichten
Mehr als ein Geschmäckle
Bosch und Beihilfe zum Betrug – das passt eigentlich nicht zusammen. Das von einer Stiftung kontrollierte deutsche Familienunternehmen hatte bislang einen exzellenten Ruf. Die Firma ist nicht börsennotiert. So gelten für sie noch andere Werte als Gewinnmaximierung. In einem pietistisch, religiös geprägten württembergischen Umfeld wirkten Manager des Unternehmens wohltuend anders.
Doch nun mehren sich die Vorwürfe, dass der Zulieferer in den VW-Abgasbetrug eingebunden war. Ob Bosch-Leute wirklich, wie in den USA behauptet wird, Volkswagen-Kollegen aktiv bei der Manipulation unterstützt haben, ist noch nicht bewiesen. Mehr als ein Geschmäckle hat die Sache längst. Der Fall zeigt erneut, wie abhängig selbst große Zulieferer von Auto-Konzernen sind. Sollten Bosch-Experten Beihilfe zum VWBetrug geleistet haben, hätten sie gegen alle Prinzipien ihres Firmengründers Robert Bosch verstoßen. Der in der Nähe von Ulm geborene Mann war der Überzeugung, ein Mensch von Charakter lüge und betrüge nicht. Ja, wer aufhöre, besser zu werden, höre auf, gut zu sein. Und Bosch nahm für sich in Anspruch, stets nach dem Grundsatz gehandelt zu haben, lieber Geld als Vertrauen zu verlieren. Gerade letztere Einsicht hätten VW- und Bosch-Leute beherzigen sollen.