Mittelschwaebische Nachrichten
Ziemlich beste Bauern
Frankreichs Komödien-Star François Cluzet jetzt in einem Drama um einen krebskranken Mediziner in der Provinz
Das französische Kino ist in den deutschen Lichtspielhäusern in diesem Jahr so stark vertreten wie lange nicht mehr – und nun kommt der nächste Streifen. Über 1,5 Millionen Zuschauer konnte Thomas Liltis „Der Landarzt von Chaussy“in die heimischen Kinos locken, ohne auf die Jagd nach treffsicheren Pointen und großen Lachern zu gehen.
Der Film ist sichtbar durchdrungen vom Respekt gegenüber dem bäuerlichen Leben. Der Regisseur hat früher selbst als Mediziner in der Provinz gearbeitet und macht den Landarzt Jean Pierre Werner zum selbstlosen Helden seines Filmes. Als dieser eine Krebsdiagnose gestellt bekommt, muss er das eigene Sein neu überdenken. Jean Pierre ist Arzt mit Leib und Seele und tut sich schwer, zurückzuschalten in seinem Beruf, der permanente Verfügbarkeit erfordert. Auch als ein Kollege ihm die Ärztin Nathalie (Marianne Denicourt) zur Unterstützung schickt, kann Jean Pierre die Kontrolle nicht abgeben. Wie soll eine Ärztin aus der Stadt ihn, der hier aufgewachsen ist und die meisten Patienten schon aus Kindertagen kennt, ersetzen können? Erst als die Chemotherapie ihn zunehmend schwächt, akzeptiert er allmählich die eigenen körperlichen Grenzen.
Einfühlsam, aber keineswegs rührselig porträtiert Lilti diesen bärbeißigen Altruisten, der trotz seiner zahlreichen Patientenkontakte zu vereinsamen droht. Zum Glück verzichtet der Film darauf, das Verhältnis zur smarten Vertretungsärztin zu einer Liebesgeschichte auszubauen. Ohnehin präsentiert sich „Der Landarzt von Chaussy“als durch und durch erwachsener Film, der die Attraktivität seiner Hauptfiguren in deren Lebenserfahrung sucht und das Landleben nicht zur pittoresken Idylle umfärbt. Zwischen Traktoren, Stall und Acker findet der Film den richtigen Erzählton, um die Härten des bäuerlichen Lebens in den dünner besiedelten Regionen ebenso zu veranschaulichen wie die Momente sozialen Zusammenhalts. ****
Start in Augsburg