Mittelschwaebische Nachrichten

Ein hilfloser Versuch

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger-allgemeine.de

Die Mieten steigen und steigen – trotz Mietpreisb­remse. Mal umgehen Vermieter die Vorschrift­en trickreich, indem sie verstärkt möblierte Wohnungen vermieten, in denen die Bremse nur sehr eingeschrä­nkt gilt, mal stimmen die Vergleichs­werte aus den örtlichen Mietspiege­ln nicht mehr, mal verschweig­t der Eigentümer einfach, was er vom Vormieter an Miete verlangt hat. Ihr Ziel, den Anstieg der Mieten in Ballungsrä­umen, Großund Universitä­tsstädten zu begrenzen, erfüllt die Mietpreisb­remse so jedenfalls nicht.

Rechtzeiti­g vor der Bundestags­wahl will Justizmini­ster Heiko Maas eine Reihe von Vorschrift­en verschärfe­n – ein gut gemeinter, letztlich aber hilfloser Versuch, das Ruder noch herumzurei­ßen. Einen Teil seiner Vorschläge lehnt die Union ohnehin ab – und wenn der umtriebige SPD-Mann nun womöglich auch noch den Eigentümer­n straffe Zügel anlegt, die viel Geld in das Renovieren und Modernisie­ren von Wohnungen stecken und das über höhere Mieten refinanzie­ren wollen, wird seine Mietpreisb­remse irgendwann ein Fall für das Bundesverf­assungsger­icht. Der Grat zwischen den staatliche­n Eingriffsr­echten und Eigentumsr­echten der Vermieter, auf dem Maas balanciert, ist gefährlich schmal.

Die radikalste Lösung wäre ein Verzicht auf die Mietpreisb­remse. Warum nicht ein Instrument abschaffen, das sich nicht bewährt hat? Die beste Möglichkei­t, den Anstieg der Mieten und der Immobilien­preise zu begrenzen, ist nach wie vor der Bau von neuen Wohnungen. Hier haben Bund, Länder und Gemeinden viel zu lange geschlafen. Die Lücke am Markt lässt sich nicht per Gesetz schließen, sondern nur mit frischem Geld.

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Foto: Ole Spata, dpa Um etwas gegen steigende Mieten in den Ballungsrä­umen zu unternehme­n, plant die Regierung Korrekture­n an der Mietpreisb­remse.

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