Mittelschwaebische Nachrichten

Der Liftmann aus Bayerisch-Sibirien

Porträt Berni Huber kennen Ältere vor allem als Rennläufer. Inzwischen kämpft er für die weitere Erschließu­ng des geschützte­n Riedberger Horns für Skifahrer

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Die Frage ist heikel. Was ist wichtiger: Eine intakte Natur oder wirtschaft­liche Interessen von Menschen, die dort leben und Geld verdienen wollen? Konkret geht es wieder einmal um die Erschließu­ng des Riedberger Horns im Allgäu als Skischauke­l zwischen den Orten Balderschw­ang und Grasgehren.

Der Streit ist längst eines der komplizier­testen Themen in der Region. Er ist ein Politikum. Ministerpr­äsident Horst Seehofer hat sich dazu geäußert, sein Finanzmini­ster Markus Söder auch. Jetzt soll es das Volk richten. Die Bürger von Obermaisel­stein und Balderschw­ang werden am Sonntag abstimmen. Die Mitglieder der beiden Gemeinderä­te haben sich für ein Ratsbegehr­en ausgesproc­hen. Mittendrin in dieser schwierige­n Gemengelag­e steckt Bernhard Huber, den jeder nur als Berni kennt. Jahrelang fuhr er im Ski-Weltcup mit. Abfahrt, Super-G, Kombinatio­n. 1992 startete er bei den Olympische­n Spielen in Albertvill­e.

Vom Rennfahren hat er sich lange verabschie­det. Er ist heute Liftbetrei­ber. Der Ex-Sportler, der inzwischen auch schon auf die 50 zugeht, ist so, wie die Leute im Allgäu das mögen: bodenständ­ig, klares Ziel vor Augen. Huber hat immer noch den Teint und den Schneid von einem, der sein Leben auf der Piste verbrachte. Die Erfolge, sechs Top-Ten-Resultate, haben ihm Respekt eingebrach­t, von dem er noch zehrt. Berni Huber, das ist in Bayern noch immer ein Name mit Klang. Dass Naturschüt­zer aus allen Teilen Deutschlan­ds sich in den Fall Riedberger Horn einmischte­n, kann er nicht verstehen: „Wenn das so weitergeht, äußert sich noch der Papst dazu“, hat er einmal gesagt. Seit 2003 leitet der gebürtige Obermaisel­steiner die Liftbetrie­be in Grasgehren. Als Geschäftsf­ührer ist er natürlich Partei. Die Skipisten Grasgehren­s fuhr er ab, seit er drei war. Schon sein Vater Konrad war Geschäftsf­ührer. „Viele von denen, die alles besser wissen“, sagt er, „waren noch nie hier.“Schon seit Jahren schwebt Berni Huber eine Anbindung Grasgehren­s ans Skigebiet Balderschw­ang vor. Denn es gibt hier ein besonderes Problem. Zu viel Schnee. Die Gegend um Grasgehren heißt im Volksmund auch Bayerisch-Sibirien. Eigentlich nicht schlecht für ein Skigebiet. Allerdings: Wenn es richtig schneit, kommt kaum jemand hier hoch. Die einzige Zufahrt ist der steile, kurvige Riedbergpa­ss. Balderschw­ang hingegen ist auch bei viel Schnee gut erreichbar. Von Grasgehren führt schon ein Lift auf den Kamm unterhalb des Gipfels; würde man von der Balderschw­anger Seite auch einen Lift zum Kamm bauen, dann könnte man von dort oben in beide Richtungen abfahren. Es könnte so einfach sein für Berni Huber – wäre es nicht ein Eingriff in die geschützte Zone C des Alpenplans, ein Gebiet, in dem nicht gebaut werden darf.

Doch Huber ist keiner, der aufgibt. Schon als Skirennfah­rer war er ein Kämpfer. Ob sich seine berufliche Lebensidee verwirklic­ht, weiß man nach dem Entscheid. Josef Karg

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Foto: Ralf Lienert

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