Mittelschwaebische Nachrichten
Schweigen ab heute in Syrien die Waffen?
Die USA und Russland einigen sich, eine Waffenruhe durchzusetzen. Doch Zweifel bleiben
Genf In Syrien soll ab heute eine neue Waffenruhe eingehalten werden. Doch die vielen gescheiterten Versuche, die zahlreichen Konfliktparteien und die unübersichtliche Lage nach fünf Jahren Bürgerkrieg mit mehr als 290000 Toten schüren Zweifel an den Erfolgsaussichten der Vereinbarung, die US-Außenminister John Kerry und sein russischer Kollege Sergej Lawrow bei langwierigen Verhandlungen Freitag in Genf ausgehandelt haben.
Misstrauen Zwischen Regierungstruppen und Rebellen herrscht tiefes Misstrauen. Ein Waffenstillstand, den die Konfliktparteien im Februar auf Vermittlung der USA und Russlands vereinbart hatten, wurde nie vollständig eingehalten. Die Luftangriffe hielten an, vor allem in der heftig umkämpften Großstadt Aleppo lieferten sich beide Seiten schwere Kämpfe. Ob diesmal genug Vertrauen aufgebaut werden kann, ist fraglich: Die Regierung von Machthaber Baschar al-Assad bezeichnet alle ihre bewaffneten Gegner grundsätzlich als „Terroristen“. Die Rebellen erklären, sie haben wenig Vertrauen, dass sich Assad auf Druck Moskaus daran halte. Eine einflussreiche Rebellengruppe lehnt die Vereinbarung über die Waffenruhe offen ab. Diese würde lediglich die Regierung in Damaskus stärken und das Leiden der Menschen erhöhen, erklärte die islamistische Gruppe Ahrar al-Scham am späten Sonntagabend.
Rebellen-Allianzen Der Vereinbarung zufolge müssen alle Rebellengruppen ihre Zusammenarbeit mit der dschihadistischen Fateh-alScham-Front beenden – der früheren Al-Nusra-Front. Laut Unterhändlern sind die Rebellen bereit, die Allianz aufzukündigen, wenn die Waffenruhe hält. Beobachter sind da jedoch skeptisch: Bisher waren die Rebellen nie bereit, mit den Dschihadisten zu brechen.
Viele Fronten Ein weiterer Knackpunkt ist die große Zahl der am Konflikt beteiligten Parteien, die an zahlreichen Fronten kämpfen und höchst unterschiedliche Interessen haben. Zu den eigentlichen Kriegsparteien kommen noch internationale Mächte, die unterschiedliche Seiten unterstützten. Der Assad-Gegner Türkei, der seit kurzem mit eigenen Soldaten sowohl gegen die Terrormiliz Islamischer Staat als auch gegen Kurdenmilizen kämpft, hat die Waffenruhe begrüßt. (afp)