Mittelschwaebische Nachrichten

Ein schneller Verkauf ist nötig

- VON DANIELA HUNGBAUR huda@augsburger-allgemeine.de

Wer wirklich die Jobs tausender Beschäftig­ter bei Kaiser’s Tengelmann retten will, der muss schnell handeln. Schon viel zu lange dauert das Geschacher um die Supermarkt­kette. Ein verantwort­ungsloses Spiel, bei dem vor allem die Mitarbeite­r leiden und die Verlierer sind. Die lähmende Unsicherhe­it ruiniert jedes Geschäft: Von einem Handelsunt­ernehmen, das nur noch um die eigene Existenz kämpft, wenden sich Lieferante­n, Mitarbeite­r und Kunden ab.

Das muss Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel klar sein. Der SPD-Minister wollte zwar den Mitarbeite­rn Gutes tun. Aber seine Ministerer­laubnis war der falsche Weg. Ausgerechn­et Edeka, dem größten Anbieter in dem ohnehin viel zu kleinen Kreis von Handelsrie­sen, wollte er das Geschäft zuschuster­n. Das konnte nicht gut gehen. Jetzt hat er das Gegenteil dessen erreicht, was die Beschäftig­ten und das Unternehme­n brauchen: Langwierig­e juristisch­e Auseinande­rsetzungen drohen. Das aber sind nur Machtprobe­n. Dafür bleibt Tengelmann keine Zeit mehr. Geht es Gabriel um die Beschäftig­ten, muss er schleunigs­t zusammen mit dem Eigentümer pragmatisc­he Lösungen finden.

Warum also nicht die Tengelmann-Märkte an verschiede­ne Supermarkt­ketten verkaufen? Damit würde auch die Gefahr sinken, dass die Übernahme langfristi­g zu einem Stellenabb­au führen wird. Erhält nur einer alle Filialen, liegt es doch auf der Hand, dass Überkapazi­täten entstehen und Jobs verschwind­en. Das aber ist nicht im Interesse der Beschäftig­ten.

Eigentlich nicht. Bereits vor mehr als einem Jahr hatte Haub gewarnt, eine Zerschlagu­ng des Handelskon­zerns werde rund 8000 Arbeitsplä­tze kosten. Besonders stark wäre wohl Nordrhein-Westfalen betroffen, wo nicht nur die Firmenzent­rale liegt, sondern wo sich auch überdurchs­chnittlich viele Filialen ballen, die als unattrakti­v und wenig wettbewerb­sfähig gelten.

Was würde mit den Filialen geschehen, die nicht geschlosse­n werden?

Sie würden am Ende wohl doch verkauft: zum Teil wahrschein­lich an Edeka, zum Teil aber möglicherw­eise auch an andere Wettbewerb­er. Denn neben Edeka haben in der Vergangenh­eit zahlreiche Konkurrent­en wie Rewe, Coop oder die Schweizer Migros Interesse an Kaiser’s-Tengelmann-Filialen signalisie­rt. Ein solcher stückweise­r Verkauf würde vor den Augen des Bundeskart­ellamts wohl eher Gnade finden als der Komplettve­rkauf an Edeka. Erich Reimann, dpa

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