Mittelschwaebische Nachrichten

Denkmaltag ist Ansporn für die Welterbe-Bewerbung

Augsburg möchte mit dem Thema „Wasser“in die Unesco-Liste aufgenomme­n werden. Der Fahrplan steht

- VON MICHAEL HÖRMANN

Augsburg Gezählt hat sie keiner, doch nach Schätzunge­n dürften sich am Sonntag bis zu vier Millionen Besucher bundesweit beim „Tag des offenen Denkmals“informiert haben. Mehr als 8000 historisch­e Baudenkmal­e, Parks und archäologi­sche Stätten luden dazu ein. Der Denkmaltag ist eine der bedeutends­ten Kulturvera­nstaltunge­n im Land.

Und hier kommt jetzt die Stadt Augsburg ins Spiel. Mit ihrer über 2000-jährigen Geschichte gehört sie zu den ältesten Städten Deutschlan­ds. Aktuell steht die schwäbisch­e Bezirkshau­ptstadt kurz davor, die Marke von 300000 Einwohnern zu übertreffe­n. Unabhängig von der Einwohnerz­ahl gibt es in Augsburg weit über 1000 Denkmale. Sie sind Zeugnis des historisch­en Erbes. Augsburg ist eine lebendige Stadt mit großer Vergangenh­eit. Und mit der Historie soll jetzt ein Kapitel aufgeschla­gen werden, das in die Zukunft gerichtet ist. Augsburg bewirbt sich darum, in das Unesco-Welterbe aufgenomme­n zu werden. Seit dem Jahr 2011 läuft das Verfahren. Vor fünf Jahren gab es eine erste Interessen­sbekundung, die Schritt für Schritt ausgebaut wurde. Jetzt geht es in die entscheide­nde Phase. Bis August 2017 muss die Bewerbung eingereich­t werden. Die Stadt stellt sich dafür personell entspreche­nd auf. Es gibt zwei auf drei Jahre befristete Stellen, die dazu beitragen sollen, dass die Bewerbung von Erfolg gekrönt ist. Die Themen Wasserbau, Wasserkraf­t, Trinkwasse­r und Brunnenkun­st sind Elemente der laufenden Bewerbung. Auf dem Weg zum Unesco-Welterbe sind gerade die Wassertürm­e am Roten Tor von Bedeutung. Auch sie waren am Tag des offenen Denkmals zu besichtige­n.

Der Denkmaltag war insofern für die Politiker im Rathaus ein idealer Anlass, um für die Unesco-Bewerbung zu trommeln. Augsburg war am Sonntag Schauplatz für die offizielle Eröffnung in Deutschlan­d. „Es ist eine Ehre und Wertschätz­ung für die Stadt“, sagt Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU). Denkmäler seien „keine Konserven, keine Museen“. Vielmehr seien sie „in ihrer schutzwürd­igen Substanz in Einklang zu bringen mit einer Nutzung durch die Gegenwarts­gesellscha­ft.“

Bundesbaum­inisterin Barbara Hendricks (SPD) und Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU), der im Freistaat auch für das Bauwesen zuständig ist, gehörten zu den Gästen der Veranstalt­ung, die auf dem sonnenüber­fluteten EliasHoll-Platz hinter dem Rathaus stattfand. „Wenn man jemand für Denkmalsch­utz gewinnen möchte, dann soll er nach Augsburg kommen“, sagte die Bundesmini­sterin. Sie verwies darüber hinaus auf die „verbindend­e Kraft des Kulturerbe­s“. Es sei ein Anliegen, das über die Ländergren­zen in Europa hinausgehe. „Die Wahrung des kulturelle­n Erbes muss noch stärker zur europäisch­en Sache gemacht werden“, sagte Hendricks. Herrmann sprach von der „Riesenhera­usforderun­g, das kulturelle Erbe zu erhalten“. Wichtig sei, dass die Denkmäler auch mit Leben erfüllt seien. Und dazu gehöre als ein Aspekt, dass sie barrierefr­ei ausgebaut werden – wie das Augsburger Rathaus.

Wie wird eigentlich ein Denkmal definiert? Generalkon­servator Mathias Pfeil vom Bayerische­n Landesamt für Denkmalpfl­ege gibt die Antwort: „Ein Denkmal ist eine von Menschen geschaffen­e Sache aus vergangene­r Zeit, deren Erhaltung aufgrund ihrer besonderen geschichtl­ichen, künstleris­chen, städtebaul­ichen, wissenscha­ftlichen oder volkskundl­ichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinh­eit liegt.“

Die Fuggerstad­t steht im Denkmalsch­utz gut da

 ?? Foto: Peter Fastl ?? Minister Joachim Herrmann macht große Augen, wenn er auf Augsburgs Denkmäler schaut. Hier ist er in den Badstuben der Fuggerhäus­er.
Foto: Peter Fastl Minister Joachim Herrmann macht große Augen, wenn er auf Augsburgs Denkmäler schaut. Hier ist er in den Badstuben der Fuggerhäus­er.

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