Mittelschwaebische Nachrichten
Lüftl-Malerei auf der Schürze
Die Wiesn kommt!
Man kann ja Angela Merkel für vieles verantwortlich machen: die darbende Kunstszene in der Uckermark, das Bienensterben und das unverschämt warme Wetter im September. Über ihr berühmtes „Schaffen“wird die Geschichte urteilen. Aber eines hat die Kanzlerin definitiv nicht geschafft: das sogenannte „Dirndl- und Lederhosen-Fieber“einzudämmen.
Wissenschaftler rätseln seit Jahren, warum der Blick auf ein Riesenrad, gigantische Zelte und der Geruch nach Steckerlfisch Manderl und Weiberl dazu bringen, sich in bizarre Klamotten zu werfen. Von Frühjahr bis Herbst herrscht von Fest zu Fest Kleidungszwang. Merkwürdig jedoch, dass zu Silvester alles nach Wiesn Schmeckende im Schrank bleibt. Dabei wäre doch ein mitternachtsblaues Dirndl mit Goldbrokatsäumen unschlagbar.
Es sind die Münchner SchickeriaDamen, die die Krankheit mit ausgelöst haben, nur um sich als bewunderte Wesen durch die Festgassen zum VIP-Platz zu drängen. Das alterslose bayerische Showgirl trägt gerne Lüftl-Malerei oder Landschaften auf der Schürze.
Wenn Sie nun, liebe Leserinnen und Leser, glauben, den Verfasser dieser Zeilen als Spaßbremse ausgemacht zu haben, liegen Sie nur zum Teil richtig. Im Grunde genommen sehen viele Damen großartig aus. Nur: Mit Tracht, wie allgemein behauptet, hat das nichts zu tun. Früher trugen die Bäuerinnen am Sonntag zum Kirchgang Tracht und bei besonderen Festen. Und schon im Nachbardorf hatten sie eine andere Tracht.
Uniformität macht das Leben leichter, sie erleichtert auch den sozialen Zusammenhalt, man kommt sich näher. Früher standen wir in besten Levi’s und roten Pullis auf dem Rummelplatz an der Alaska-Bahn, um die Mädels in Jeans und ebenfalls roten Pullis mit nach Amerika zu nehmen. Vielleicht kommen sie ja mal wieder, die Wiesn-Jeans.