Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Theater, das kaum zu erkennen ist

Tolle Welt Die Römer hatten keine Fernseher – dafür aber Schauspiel­e und Wagenrenne­n. Eine besondere Ruine steht in der Stadt Mainz

- VON DOREEN FIEDLER

Unter den Füßen von Hans Marg liegen mehr als 2000 Jahre Geschichte. Wenn man sich nicht auskennt, sieht man das aber nicht. Dann entdeckt man nur alte Steine, Sand, Gras und viel Unkraut, das überall wuchert. Aber Hans Marg ist ein Experte für römische Geschichte und weiß: Hier stand vor 2000 Jahren einmal ein riesiges römisches Theater!

Hans Marg zeigt auf den Halbkreis, von dem aus morsche Stufen nach oben gehen. Dort waren früher die Sitzbänke. 10 000 Menschen konnten die Schauspiel­e im Theater anschauen. Das sind viel mehr als heute in die Theaterhäu­ser oder Opernhäuse­r passen.

Die Ruinen des Theaters befinden sich in der Stadt Mainz im Bundesland Rheinland-Pfalz. Gegründet wurde der Ort vor langer Zeit von den Römern, die am Fluss Rhein eine Festung bauten. Damals hieß die Stadt noch nicht Mainz, sondern Mogontiacu­m.

Dieses Theater soll das größte gewesen sein, das die Römer nördlich des Gebirges Alpen bauten. Schon die Bühne war riesig: Wahrschein­lich wurde dort laut Musik gespielt und dazu in prächtigen Kostümen getanzt.

Das meint zumindest der Wissenscha­ftler Jürgen Blänsdorf. „Es ging den Zuschauern damals nicht darum, jedes einzelne Wort zu verstehen, sondern darum, ein rauschende­s Erlebnis zu haben“, sagt er. Zum Orchester gehörten damals Blasinstru­mente wie zum Beispiel Trompeten und so eine Art Oboe, erklärt der Professor. Auch Schlaginst­rumente hatten die Römer.

Heute ist das alles verschwund­en. Nur ein paar Ruinen kann man sich noch anschauen. Und man kann sich vorstellen, wie es war, als damals tausende den Schauspiel­ern zujubelten. „Vor einigen Jahren war es sogar so, dass von dem Theater gar nichts zu sehen war. Da war hier nur eine Straße“, erzählt der Experte Hans Marg.

Dann aber beschlosse­n er und viele andere Menschen in Mainz, das alte Theater wieder auszugrabe­n. Sie nahmen Schaufel und Besen in die Hand, ein Bagger kam. Auch Schulkinde­r halfen dabei mit. „Wir haben uns langsam runtergebu­ddelt“, sagt Hans Marg.

Viele Menschen möchten nun, dass in dem Theater-Bauwerk wieder Theater gespielt wird. Ein anderer Professor will sogar, dass das Theater erneut aufgebaut wird – so groß und herrlich wie damals. (dpa)

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Foto: Doreen Fiedler, dpa Das ist die Ruine des römischen Theaters in Mainz. Viel ist von dem über 2000 Jahre alten Bauwerk nicht mehr zu sehen. Wer sich nicht auskennt, dem fallen die Steine vielleicht gar nicht mehr auf.
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