Mittelschwaebische Nachrichten
FCA bekommt in Bremen die Kurve
Augsburger feiern nach 0:1-Rückstand verdienten 2:1-Erfolg. Für Werder-Trainer Skripnik wird es allmählich eng. Noch aber steht die Vereinsführung hinter dem Coach
Bremen Wohl und Wehe zweier Bundesligisten kann schon nach zwei Spieltagen an wenigen Augenblicken hängen. Das wurde gestern im Weserstadion deutlich, als Werder-Trainer Viktor Skripnik nach der aus Bremer Sicht unglücklichen 1:2-Niederlage mit hängendem Kopf Richtung Spielertunnel trottete. Nur noch ein paar Bremer Fans verabschiedeten ihn mit aufmunterndem Beifall, die meisten pfiffen.
Nach dem Pokal-Aus und der 0:6-Klatsche bei den Bayern verlor Werder erstmals seit 49 Jahren die ersten drei Pflichtspiele einer Saison. Trotzdem gab sich Skripnik, der nun wie kein anderer Trainer im bezahlten deutschen Fußball unter Druck steht, kämpferisch: „Das ist Teil dieses harten Geschäfts. Das ist kein Spaziergang. Wir werden aber definitiv nicht hektisch.“Auch Sportdirektor Frank Baumann und Aufsichtsratschef Marco Bode wollten unisono (noch) nichts von einer Trainerdiskussion wissen.
Ganz anders war hingegen die Stimmung beim FC Augsburg. „Ich sage es immer wieder: Es gibt keinen Ersatz für Siege“, freute sich ein gut gelaunter FCA-Manager Stefan Reuter nach dem hart erkämpften Sieg, ehe es um kurz nach 20 Uhr mit dem Flieger von Bremen in Richtung Heimat ging. Bereits im zweiten Bundesliga-Spiel unter Neu-Trainer Dirk Schuster war der erste Sieg gelungen – Markus Weinzierl hatte dies erst im siebten Spiel und Jos Luhukay sogar erst in der neunten Partie geschafft.
Dabei hätte das gestrige Spiel durchaus anders laufen können. Der FCA hatte zwar in der 29. Minute Alfred Finnbogason die erste Großchance, doch kurz vor und nach der Pause kamen die Gäste an der Weser ins Schwimmen. Mittendrin: FCA-Neuzugang Martin Hinteregger. In der Nachspielzeit verursachte er an seinem österreichischen Nationalmannschaftskollegen Zlatko Junuzovic einen Foulelfmeter, den Aron Johannsson zur 1:0-Führung (45.+2) verwandelte.
Kurz nach dem Wechsel übersah der in einigen Szenen unglücklich agierende Schiedsrichter Daniel Sie- bert (Berlin), dass Hinteregger Sané wie ein Ringer umklammerte und im Strafraum zu Fall brachte. „Bei der griechisch-römischen Aktion von Martin hätten wir uns nicht beschweren können, wenn wir einen zweiten Elfmeter bekommen hätten“, gab Schuster später zu. Ansonsten war der FCA-Trainer mit der Leistung seines Debütanten „im Großen und Ganzen absolut einverstanden, weil er unserer Abwehr Stabilität verliehen hat“.
Die Aufregung über den nicht gedurch gebenen Elfmeter war im Weserstadion noch nicht verraucht, als der FCA die Gunst der Stunde nutzte. Innenverteidiger Jeffrey Gouweleeuw erzielte mit seinem ersten Bundesligator das 1:1 (52.). „Es war sicher nicht mein schönstes Tor, aber ein ganz wichtiges“, erklärte der Niederländer nach der Partie. Da hatte er recht. Denn nach dem Ausgleich wurden die Bremer immer unsicherer. Die 1:2-Niederlage aus dem Vorjahr war plötzlich wieder präsent. Damals hatte der FCA im Abstiegskampf nach einer desolaten ersten Halbzeit mit dem Sieg die Wende eingeleitet.
Bei den FCA-Spielern wirkte der Gedanke an den April wie ein Aufputschmittel. Schon in der Halbzeit hatte Schuster in seiner Ansprache darauf aufgebaut. „Wir haben in der Pause gesagt: Wir wollen Eier zeigen und das Spiel noch drehen.“
Und als in der 72. Minute Konstantinos Stafylidis einen Freistoß mit Wucht zum 2:1 (73.) in den Winkel schoss, war alles wie in der vergangenen Saison. Werder konnte nicht mehr kontern, der FCA das Spiel relativ sicher nach Hause bringen. Erstmals in seiner sechsjährigen Bundesligageschichte hatte der FCA eines der ersten beiden Saisonspiele gewonnen. Bremen Wiedwald – Gebre Selassie, L. Sané, Caldirola, Ro. Bauer (79. Thy) – Fritz, Grillitsch (82. Petsos) – Bartels, Junuzovic, Gnabry – Johannsson (69. Hajrovic) Augsburg Hitz – Verhaegh, Gouweleeuw, Hinteregger, Stafylidis – Kohr, Baier (90.+3 Janker) – Bobadilla (46. Ji), Koo (79. Kacar), Caiuby – Finnbogason Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin) Zuschauer 39 430 Tore 1:0 Johannsson (45.+2/Foulelfmeter), 1:1 Gouweleeuw (52.), 1:2 Stafylidis (73.)