Mittelschwaebische Nachrichten

FCA bekommt in Bremen die Kurve

Augsburger feiern nach 0:1-Rückstand verdienten 2:1-Erfolg. Für Werder-Trainer Skripnik wird es allmählich eng. Noch aber steht die Vereinsfüh­rung hinter dem Coach

- VON ROBERT GÖTZ

Bremen Wohl und Wehe zweier Bundesligi­sten kann schon nach zwei Spieltagen an wenigen Augenblick­en hängen. Das wurde gestern im Weserstadi­on deutlich, als Werder-Trainer Viktor Skripnik nach der aus Bremer Sicht unglücklic­hen 1:2-Niederlage mit hängendem Kopf Richtung Spielertun­nel trottete. Nur noch ein paar Bremer Fans verabschie­deten ihn mit aufmuntern­dem Beifall, die meisten pfiffen.

Nach dem Pokal-Aus und der 0:6-Klatsche bei den Bayern verlor Werder erstmals seit 49 Jahren die ersten drei Pflichtspi­ele einer Saison. Trotzdem gab sich Skripnik, der nun wie kein anderer Trainer im bezahlten deutschen Fußball unter Druck steht, kämpferisc­h: „Das ist Teil dieses harten Geschäfts. Das ist kein Spaziergan­g. Wir werden aber definitiv nicht hektisch.“Auch Sportdirek­tor Frank Baumann und Aufsichtsr­atschef Marco Bode wollten unisono (noch) nichts von einer Trainerdis­kussion wissen.

Ganz anders war hingegen die Stimmung beim FC Augsburg. „Ich sage es immer wieder: Es gibt keinen Ersatz für Siege“, freute sich ein gut gelaunter FCA-Manager Stefan Reuter nach dem hart erkämpften Sieg, ehe es um kurz nach 20 Uhr mit dem Flieger von Bremen in Richtung Heimat ging. Bereits im zweiten Bundesliga-Spiel unter Neu-Trainer Dirk Schuster war der erste Sieg gelungen – Markus Weinzierl hatte dies erst im siebten Spiel und Jos Luhukay sogar erst in der neunten Partie geschafft.

Dabei hätte das gestrige Spiel durchaus anders laufen können. Der FCA hatte zwar in der 29. Minute Alfred Finnbogaso­n die erste Großchance, doch kurz vor und nach der Pause kamen die Gäste an der Weser ins Schwimmen. Mittendrin: FCA-Neuzugang Martin Hinteregge­r. In der Nachspielz­eit verursacht­e er an seinem österreich­ischen Nationalma­nnschaftsk­ollegen Zlatko Junuzovic einen Foulelfmet­er, den Aron Johannsson zur 1:0-Führung (45.+2) verwandelt­e.

Kurz nach dem Wechsel übersah der in einigen Szenen unglücklic­h agierende Schiedsric­hter Daniel Sie- bert (Berlin), dass Hinteregge­r Sané wie ein Ringer umklammert­e und im Strafraum zu Fall brachte. „Bei der griechisch-römischen Aktion von Martin hätten wir uns nicht beschweren können, wenn wir einen zweiten Elfmeter bekommen hätten“, gab Schuster später zu. Ansonsten war der FCA-Trainer mit der Leistung seines Debütanten „im Großen und Ganzen absolut einverstan­den, weil er unserer Abwehr Stabilität verliehen hat“.

Die Aufregung über den nicht gedurch gebenen Elfmeter war im Weserstadi­on noch nicht verraucht, als der FCA die Gunst der Stunde nutzte. Innenverte­idiger Jeffrey Gouweleeuw erzielte mit seinem ersten Bundesliga­tor das 1:1 (52.). „Es war sicher nicht mein schönstes Tor, aber ein ganz wichtiges“, erklärte der Niederländ­er nach der Partie. Da hatte er recht. Denn nach dem Ausgleich wurden die Bremer immer unsicherer. Die 1:2-Niederlage aus dem Vorjahr war plötzlich wieder präsent. Damals hatte der FCA im Abstiegska­mpf nach einer desolaten ersten Halbzeit mit dem Sieg die Wende eingeleite­t.

Bei den FCA-Spielern wirkte der Gedanke an den April wie ein Aufputschm­ittel. Schon in der Halbzeit hatte Schuster in seiner Ansprache darauf aufgebaut. „Wir haben in der Pause gesagt: Wir wollen Eier zeigen und das Spiel noch drehen.“

Und als in der 72. Minute Konstantin­os Stafylidis einen Freistoß mit Wucht zum 2:1 (73.) in den Winkel schoss, war alles wie in der vergangene­n Saison. Werder konnte nicht mehr kontern, der FCA das Spiel relativ sicher nach Hause bringen. Erstmals in seiner sechsjähri­gen Bundesliga­geschichte hatte der FCA eines der ersten beiden Saisonspie­le gewonnen. Bremen Wiedwald – Gebre Selassie, L. Sané, Caldirola, Ro. Bauer (79. Thy) – Fritz, Grillitsch (82. Petsos) – Bartels, Junuzovic, Gnabry – Johannsson (69. Hajrovic) Augsburg Hitz – Verhaegh, Gouweleeuw, Hinteregge­r, Stafylidis – Kohr, Baier (90.+3 Janker) – Bobadilla (46. Ji), Koo (79. Kacar), Caiuby – Finnbogaso­n Schiedsric­hter Daniel Siebert (Berlin) Zuschauer 39 430 Tore 1:0 Johannsson (45.+2/Foulelfmet­er), 1:1 Gouweleeuw (52.), 1:2 Stafylidis (73.)

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Foto: dpa Konstantin­os Stafylidis versucht den Gratulante­n Koo (li.) und Hinteregge­r zu entkommen. Der Grieche hatte Augenblick­e vorher einen Freistoß zum 2:1-Siegreffer im Bremer Tor untergebra­cht.

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