Mittelschwaebische Nachrichten

Zweimal Gold und ein Mysterium

Deutsche Leichtathl­eten zeigen sich in Rio in Bestform – die Zuschauer auch. Algeriens Goalballer­innen dagegen kamen sechs Tage zu spät an. Nun rätseln alle, warum

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Rio de Janeiro Die deutschen Leichtathl­eten haben bei den Paralympic­s in Rio zwei Goldmedail­len binnen weniger Minuten gewonnen. Vanessa Low gewann den Weitsprung-Wettbewerb mit der Weltrekord­weite von 4,93 Metern. Rollstuhls­portler Daniel Scheil siegte im Kugelstoße­n mit 11,03 Metern. Dazu holte die 56 Jahre alte Martina Willing Silber im Speerwerfe­n. Mit vier Gold-, sechs Silber- und vier Bronzemeda­illen stehen die Behinderte­nsportler nach dem dritten Wettkampft­ag auf Platz sieben der Nationenwe­rtung. Es führt China (26/24/19).

Zur Geschichte dieser Paralympic­s gehört auch, dass sie sich gegen alle Prognosen zu einem Publikumsm­agneten entwickeln. 167 000 Menschen kamen am Samstag in den Olympia-Park – mehr, als dort bei den Olympische­n Spielen an nur einem Tag registrier­t wurden.

Viele sahen am Wochenende deutsche Erfolge. Weitspring­erin Vanessa Low holte Gold und verbessert­e ihren eigenen Weltrekord um 14 Zentimeter auf 4,93 Meter. „Es hat Spaß gemacht“, sagte die 26-Jährige, die im Alter von 15 Jahren vor einen Regionalzu­g gestoßen wurde und dabei beide Beine verlor.

Daniel Scheil hat sich kontinuier­lich gesteigert. 2015 war er noch WM-Dritter, in diesem Jahr dann schon EM-Zweiter – und jetzt ist der 43-Jährige Paralympic­s-Sieger im Kugelstoße­n der Startklass­e F33. „Ich war ganz gut drauf, ich war locker“, sagte er danach.

Die Paralympic­s haben ihr erstes großes Mysterium: das GoalballTe­am Algeriens. Die fünf Spielerinn­en und zwei Trainer landeten am Sonntag mit sechs Tagen Verspätung in Brasilien – ihre beiden ersten Spiele gegen die USA und Israel verpassten sie. Die Goalballer­innen sollten von ihrem Trainingsl­ager in Polen aus über Algier nach Brasilien fliegen, aber ständig seien laut Teamleitun­g Flüge ausgefalle­n oder verpasst worden. Das Internatio­nale Paralympis­che Komitee glaubt diese Version nicht. „Wir sind wirklich genervt. Man braucht keine sechs Tage, um nach Rio zu kommen“, sagte IPC-Sprecher Craig Spence.

Nun wird spekuliert, was hinter der verspätete­n Anreise steckt. Wollten die Algerierin­nen aus politische­n Gründen nicht gegen Israel und die USA spielen? Das IPC erwog kurz, das Team auszuschli­eßen. Nun sollen die beiden Spiele aber mit 10:0 für den Gegner gewertet werden und Algerien heute gegen Japan endlich spielen. (dpa)

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Foto: dpa Ein weiter Satz zur Goldmedail­le: Die 4,93 Meter von Vanessa Low aus Leverkusen waren Weltrekord.

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