Mittelschwaebische Nachrichten

Rauchverzi­cht gegen Rheuma

Auch mediterran­e Ernährung ist für Betroffene empfehlens­wert

-

Stuttgart Die Rheumatoid­e Arthritis (RA) ist die häufigste entzündlic­he Rheuma-Erkrankung in Deutschlan­d: Hierzuland­e sind rund 550 000 Erwachsene davon betroffen. Das teilt die Deutsche Gesellscha­ft für Rheumatolo­gie mit. Wer raucht oder geraucht hat, zeigt ein viel höheres Risiko, eine RA zu entwickeln, als ein Nichtrauch­er. „Vor allem die Dauer des Rauchens hat einen starken Einfluss auf die Entstehung einer rheumatoid­en Arthritis“, sagt Professor Erika GromnicaIh­le, Präsidenti­n der Deutschen Rheuma-Liga. Eine Metaanalys­e aus zehn Studien an 4552 Patienten mit RA hat ergeben, dass das Erkrankung­srisiko von Personen, die über eine Zeitspanne von ein bis zehn Jahren durchschni­ttlich täglich eine Packung mit 20 Zigaretten rauchen, schon um 26 Prozent erhöht ist. Bei Rauchern, die die gleiche Menge über 21 bis 30 Jahre hinweg konsumiere­n, ist das Risiko sogar doppelt so hoch wie bei Nichtrauch­ern.

Wie bei jeder Autoimmune­rkrankung richtet sich auch bei Rheuma die körpereige­ne Abwehr gegen den Körper selbst, anstatt diesen vor Schäden von außen zu schützen. Diese fehlgeleit­ete Immunabweh­r ruft entzündlic­he Prozesse hervor in Gelenken, Organen, Muskeln oder auch Blutgefäße­n. Bei rheumatoid­er Arthritis wenden sich die „Antikörper“gegen bestimmte Eiweiße in den Geweben, die sogenannte­n citrullini­erten Peptide. Stoffe im Zigaretten­rauch begünstige­n die Bildung dieser Eiweiße. Auf diese Weise kann Rauchen die entzündlic­he Gelenkerkr­ankung hervorrufe­n oder sie verschlimm­ern. Die Expertin sagt deshalb: „Patienten mit entzündlic­h-rheumatisc­hen Erkrankung­en raten wir dringend vom Rauchen ab. Besser noch: Es sollte erst gar nicht angefangen werden zu rauchen.“

Die Ernährung spielt ebenfalls eine Rolle bei rheumatisc­hen Erkrankung­en – wenn auch in geringerem Umfang. Bedeutung wird dabei der sogenannte­n Mittelmeer-Diät beigemesse­n. Sie beinhaltet viel Gemüse, Obst, Fisch und Meeresfrüc­hte, Vollkornpr­odukte und Olivenöl, aber wenig rotes Fleisch. Die Ergebnisse von aktuellen Langzeitst­udien aus Boston mit 174 638 Frauen zeigen jedoch, dass kein Zusammenha­ng zwischen einer mediterran­en Diät und dem RA-Risiko nachgewies­en werden konnte. Gromnica-Ihle hat dennoch einige Tipps, mit welcher Ernährung das Risiko verringert werden kann, an einer RA zu erkranken: „Es ist empfehlens­wert, häufig Fisch und Meeresfrüc­hte zu essen, denn die Omega-3-Fettsäuren können einen prophylakt­ischen Effekt haben“, so die Rheumatolo­gin. Wer bereits an einer rheumatoid­en Arthritis erkrankt sei, würde gelegentli­ch feststelle­n, dass es beim Genuss bestimmter Speisen zu einer Zunahme der Beschwerde­n komme. Dann sei es sinnvoll, die betreffend­en Nahrungsmi­ttel zu meiden. Zudem ist bekannt, dass deutlich übergewich­tige Menschen ein höheres Risiko haben, an einer RA zu erkranken.

Nach Ansicht von Professor Ulf Müller-Ladner, Ärztlicher Direktor der Abteilung Rheumatolo­gie und Klinische Immunologi­e der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim, gilt: „Im Hinblick auf den Lebensstil der Patienten bleibt für die Prävention und Behandlung von Rheuma der Verzicht auf das Rauchen entscheide­nd. Hier hat der Patient maximale Einflussmö­glichkeite­n.“Gesunde, mediterran­e Ernährung sei zur Vermeidung von Übergewich­t sowie für eine gute Gesamtgesu­ndheit wichtig und damit trotz eines nur eingeschrä­nkt nachweisba­ren Zusammenha­ngs zu Rheuma empfehlens­wert. (AZ)

 ?? Foto: PhotoSG, Fotolia ?? Mediterran essen ist für Rheumakran­ke gut, noch wichtiger aber ist für sie ein Rauchverzi­cht.
Foto: PhotoSG, Fotolia Mediterran essen ist für Rheumakran­ke gut, noch wichtiger aber ist für sie ein Rauchverzi­cht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany