Mittelschwaebische Nachrichten

EU will mehr Schutz vor Terror

Paris und Berlin legen Konzept vor

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Wenn bis zum Freitag alles so läuft, wie es sich die Chefetage der EU ausgedacht hat, dann steht die Gemeinscha­ft am kommenden Wochenende mit frischem Schwung da. „Wir wollen Einheit demonstrie­ren und die politische Kontrolle zurückgewi­nnen“, heißt das Ziel, das Ratspräsid­ent Donald Tusk ausgegeben hat. Die 27 Staats- und Regierungs­chefs treffen sich im slowakisch­en Bratislava – zum ersten Mal ohne Großbritan­nien.

Das große Thema: innere und äußere Sicherheit. Zur Begründung pflegen die Sherpas, wie die EU-Beamten, die mit der Vorbereitu­ng des Treffens betraut sind, genannt werden, ein Papier mit einigen farbigen Kurven zu zeigen. Es belegt: 48 Prozent der EU-Bürger sehen Einwanderu­ng und 39 Prozent den Terrorismu­s als wichtigste Probleme für die nächste Zeit an. Die deutsche und französisc­he Regierung haben bereits vorgearbei­tet und ein gemeinsame­s Konzept aufgeschri­eben. Sie verspreche­n sich davon,

Ein neues System soll Einund Ausreisen kontrollie­ren

dass alle EU-Mitglieder die Notwendigk­eit gemeinsame­n Handelns erkennen, sich wieder zusammensc­hließen und ihre Wähler erreichen.

Zwar ist in den Papieren noch nicht von einer EU-Armee die Rede, wohl aber von einem europäisch­en Hauptquart­ier, wo derzeit noch zig nationale Leitstelle­n Einsätze harmonisie­ren müssen. Außerdem könne man Ausrüstung gemeinsam beschaffen und in Sachen Logistik zusammenrü­cken, was die Verteidigu­ngsetats entlasten würde. Ein europäisch­es Sanitätsko­mmando wäre in der Lage, umfassend medizinisc­he Ressourcen für Missionen und Operatione­n anzubieten – von mobilen Lazaretten und OP-Einheiten bis hin zum Personal.

Im Inneren will man die Kräfte von Geheimdien­sten und Sicherheit­sapparaten bündeln. Das Zentrum zur Terrorismu­sabwehr, das am Jahresanfa­ng unter dem Dach der europäisch­en Polizeizen­trale Europol in Den Haag gegründet wurde, soll nach den Vorstellun­gen in Paris und Berlin mit mehr Aufgaben und Kompetenze­n gestärkt werden. Ein neues System zur Einund Ausreiseko­ntrolle für NichtEU-Bürger steht in den Startlöche­rn. Der Plan: Urlauber und Geschäftsl­eute müssen sich – wie bei USA-Reisen auch – vor der Einreise in die Union anmelden und prüfen lassen. „Es ist meine feste Überzeugun­g, dass es unsere Priorität sein sollte, die Kontrolle im Bereich der inneren Sicherheit wiederzuge­winnen“, betonte Ratspräsid­ent Donald Tusk immer wieder, als er in den vergangene­n Tagen die EU-Hauptstädt­e besuchte. „Das verstehen die Menschen“, sagte auch der Chef der CDU-Abgeordnet­en im EU-Parlament, Herbert Reul.

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Foto: dpa Neue Einreisere­geln sollen Europa sicherer machen.

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