Mittelschwaebische Nachrichten
Eon-Tochter geht an die Börse
Mit Uniper entsteht ein Unternehmen, das Gas- und Kohlekraftwerke betreibt. Die Aktien waren am ersten Handelstag gefragt. Anleger hoffen auf hohe Dividenden
Düsseldorf Für den Energiekonzern Eon hat eine neue Zeitrechnung begonnen. „Wir freuen uns heute unheimlich über einen doppelten Geburtstag“, sagte Vorstandschef Johannes Teyssen. Nach rund zwei Jahren Vorbereitung brachte das Unternehmen am Montag sein altes Kerngeschäft mit Kohle- und GasKraftwerken und dem Energiehandel an die Börse. Die Uniper-Aktie feierte ein ordentliches Debüt. Allerdings liegt der Börsenwert meilenweit vom Buchwert im alten Eon-Konzern entfernt. Und die Zukunft des Unternehmens muss man nicht unbedingt so positiv sehen wie Teyssen.
War diese aufwendige und teure Spaltung wirklich notwendig?
Teyssen sagt überzeugt „Ja“. Vom Bohrloch in der Nordsee bis zur Photovoltaikanlage auf dem Dach des Privatkunden – diese breite Palette böten international immer weniger Energiekonzerne an.
Aber die „alte Energie“von Uniper will doch kaum mehr einer?
„Unser Geschäft ist die Versorgungssicherheit“, sagt Uniper-Chef Klaus Schäfer. So gesehen werden die Schornsteine noch lange rauchen. Zwar verdienten die Anlagen angesichts des Verfalls der Strompreise im Großhandel in den vergangenen Jahren immer weniger – viele mussten abgeschaltet werden. Teyssen glaubt aber, dass beim Börsenstrompreis der Tiefstpunkt hinter der Branche liegt. Auch wenn die Rohstoffpreise wieder steigen, dürfte Uniper davon profitieren. Das Management setzt zudem auf ein Sparprogramm mit Stellenabbau.
Welche Bedeutung hat die Politik für die Zukunft von Uniper?
Kritiker bezeichnen Uniper als Wette auf politische Entscheidungen in der Zukunft. So hofft das Management, dass sich die Politik in Deutschland doch noch dazu durchringt, nicht nur die Produktion eines Kraftwerkes, sondern auch den Bereitschaftsbetrieb zu vergüten. Dieser sogenannte Kapazitätsmarkt könnte nach der Bundestagswahl 2017 unter einer neuen Bundesregierung kommen, hoffen Teile der Branche. In anderen europäischen Ländern gibt es solche Märkte bereits.
Wie lief der Börsengang?
„Dafür, dass Uniper von bösen Zungen als Reste-Rampe oder ,E-Off‘ bezeichnet wurde, ist der Börsenstart gut gelungen“, sagt Analyst Robert Halver von der Baader Bank. Der erste Kurs lag bei 10,015 Euro. Damit kam Uniper allerdings auf einen bescheidenen Börsenwert von gerade einmal rund 3,6 Milliarden Euro. In den Eon-Büchern stand zuletzt noch ein Wert von 12 Milliarden. Den niedrigen Kurs zum Einstand nutzten dann aber einige Anleger zum Einstieg. Zeitweise kletterte das Papier auf fast elf Euro. Eon-Aktionäre bekamen für je zehn Eon-Papiere eine Uniper-Aktie in ihr Depot gebucht – also praktisch geschenkt. Damit konnten sie gestern erstmals handeln. Für einen Tag war das Unternehmen im deutschen Leitindex (Dax) gelistet. Eon gab 53,35 Prozent von Uniper an seine Aktionäre ab, den Rest behält der Konzern zunächst.
Wer interessiert sich für UniperAktien?
Uniper wird kein Wachstumsunternehmen. Investitionen sollen praktisch nur in den Erhalt der bestehenden Anlagen fließen. Punkten will man mit einer großzügigen Dividenden-Politik. Für das erste Jahr gibt es das Versprechen, 200 Millionen Euro auszuschütten, das sind 55 Cent je Aktie. Runde fünf Prozent gemessen am Einstiegskurs sind in Nullzins-Zeiten eine gute Rendite.
Was heißt das für Eon?
Eon-Aktien waren am Montag mit einem zweistelligen Verlust der größte Verlierer im Dax. Das war keine Überraschung, schließlich gehört der Uniper-Teil nun nicht mehr zum Konzern. Erik Nebel, dpa