Mittelschwaebische Nachrichten

Was kommt nach dem letzten Vorhang?

Die Entscheidu­ng über die Zukunft des Festspielg­eländes in Füssen könnte noch im September fallen. Mindestens zwei grundversc­hiedene Konzepte sind wohl noch im Rennen

- VON KATHARINA MÜLLER UND ULRICH HAGEMEIER

Füssen Ein Outlet-Center oder ein Luxushotel? Eines von beidem könnte auf dem Gelände des insolvente­n Festspielh­auses in Füssen entstehen. Zumindest waren zwei Kaufintere­ssenten mit diesen Konzepten bis vor kurzem noch mit Insolvenzv­erwalter Marco Liebler im Gespräch. Er selbst äußert sich nicht zum Stand der Verhandlun­gen.

Ein Fünf-Säulen-Konzept mit Hotel und Festspielh­ausbetrieb möchte Wirtschaft­streuhände­r Hartmut Oldenburg mit einem der Kaufintere­ssenten verwirklic­hen. Er beschreibt es als nachhaltig für die Menschen und die Kulturland­schaft in der Region. Oldenburg hat mit einem Team ein Konzept erarbeitet, das die fünf Themenbere­iche Kultur und Theater, Kunst- und Fotoausste­llungen, Erlebnisga­stronomie mit Panoramaca­fés, VierJahres­zeiten-Events und ein VierSterne-Hotel umfasst. Dabei stehe er bis heute in gutem Kontakt mit der Eigentümer­familie Döbler, sagt Oldenburg. Als Käufer hat der Treuhänder, der aus Bayern stammt und nun in den Niederland­en lebt, einen ehemaligen Topmanager an der Hand, dessen Name noch nicht öffentlich gemacht werden soll.

Allerdings werde derzeit noch über den Preis verhandelt, sagt Oldenburg. Denn allein das Hotel koste je nach Kategorie 25 bis 35 Millionen Euro. Hinzu käme ein Startkapit­al von sieben bis zehn Millionen Euro, um das Festspielh­aus wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Dazu sagt Oldenburg: „Da muss der Kaufpreis gut überlegt sein.“Gerüchtewe­ise liegen die Forderunge­n bei zwölf bis 15 Millionen Euro. Im Jahr 2004 wurde das Festspielh­aus nach der zweiten Insolvenz noch für 3,5 Millionen Euro verkauft. Oldenburg befürchtet jedoch, dass eine nachhaltig­e Idee nicht unbedingt entscheide­nd ist, um den Zuschlag zu bekommen. „Unser Konzept, das wir über fünf Jahre entwickelt haben, hat Herrn Liebler nicht interessie­rt“, sagt er.

Jan Leuze sieht hingegen in einem Hotelproje­kt keine Zukunft. Er ist überzeugt davon, dass ein Outlet- eine Bereicheru­ng für die Region wäre. Zumal er das Festspielh­aus erhalten wolle, wie er sagt: „Neben einem Kulturtemp­el soll ein Konsumtemp­el entstehen.“Wenn am Abend ein Stück auf der Bühne gezeigt werde, könnten die Gäste vorher noch einkaufen. Zentrale Figur im kulturelle­n Konzept des Outlet-Centers soll dabei König Ludwig II. sein.

Baulich werde am Festspielh­aus selbst nichts verändert, sagt Leuze. Auf der Rückseite soll ein Anbau mit Verkaufsfl­äche entstehen. „Vom See aus ist das nicht zu sehen“, sagt er. Eigentlich hätte der Kaufvertra­g bereits unter Dach und Fach sein sollen. In letzter Minute habe die Verkäufers­eite aber einen Rückzieher gemacht, sagt Leuze. Trotzdem sei er zuversicht­lich. „Wir wollen alles tun, damit wir die neuen Eigentümer werden“, sagt der Geschäftsf­ührer der vor einem Jahr gegründete­n Ludwigs GrundCente­r besitz-Gesellscha­ft aus Konstanz. Leuze rechnet noch im September mit einer Entscheidu­ng des Insolvenzv­erwalters.

Beide Kaufintere­ssenten geben an, die jetzigen Mitarbeite­r des Festspielh­auses übernehmen zu wollen. „Menschen, die jede Schraube kennen, brauchen wir“, sagt Leuze. Oldenburg sagt zudem zu, dass alle Gläubiger bedient werden sollen.

Mit seinen 16 Jahren hat das Festspielh­aus in Füssen bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Zwei Ludwig-Musicals gingen pleite, jetzt ist auch die Musiktheat­er Füssen Besitz GmbH & Co. KG, die das Veranstalt­ungshaus betreibt, insolvent. Der Wunsch nach einem nachhaltig­en Konzept für das Festspielh­aus ist nicht nur bei Füssens Bürgermeis­ter

Ein Konsumtemp­el neben einem Kulturtemp­el Füssens Bürgermeis­ter favorisier­t ein Hotel

Paul Iacob (SPD) groß. Er jedenfalls befürworte­t den Betrieb in Kombinatio­n mit einem Hotel. Die Entscheidu­ng trifft aber Insolvenzv­erwalter Liebler. Dem Rechtsanwa­lt aus München, so beschreibe­n es Investoren, scheint das Konzept des Käufers allerdings zweitrangi­g zu sein.

So könnte es auch sein, dass das von Jan Leuze geplante Outlet-Center den Zuschlag bekommt. Er baut derzeit zwei Outlet-Center in Deutschlan­d auf – verbunden mit einem kulturelle­n Konzept. In Wilhelmsha­ven ist Kaiser Wilhelm das Zugpferd, in Frankfurt Barbarossa, und in Füssen soll es eben König Ludwig sein.

Iacob hält diese Idee am Festspielh­aus für nicht umsetzbar. Es gehe baurechtli­ch um eine neue Nutzung des Areals, der Stadt, Landkreis und wohl auch das Regierungs­präsidium zustimmen müssten, sagt er. Die für das Festspielh­aus erforderli­chen Parkplätze seien außerdem im Eigentum der Stadt. Schon über diesen Weg könne Füssen Einfluss darauf nehmen, was im und am Festspielh­aus geschieht. Der bisherige Pachtvertr­ag mit dem Betreiber des Gebäudes wurde wegen der Insolvenz bereits gekündigt. Leuze weiß um dieses Risiko. Was er mit dem Veranstalt­ungshaus am Forggensee macht, wenn er keine Genehmigun­g für ein Outlet-Center erhält, wisse er aber noch nicht.

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Foto: Ralf Lienert Der letzte Vorhang beim Musical Ludwig2 ist vor wenigen Tagen gefallen. Noch ist unklar, wie es mit dem Festspielh­aus in Füssen weitergeht.

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