Mittelschwaebische Nachrichten
Im Bann der gelben Familie
Seit 25 Jahren laufen die „Simpsons“im deutschen Fernsehen. Längst ist die Sendung Kult und hat viele Fans. Ein besonderer Anhänger ist gerade erst dazugekommen
Springfield/Lindau Schon der Vorspann ist legendär: Wenn Bart in der Schule mal wieder einen anderen Satz als Strafarbeit an die Tafel schreiben muss, Homer von seiner Arbeit im Atomkraftwerk versehentlich radioaktives Material mit nach Hause nimmt, Lisa ein Saxofon-Solo spielt und Marge mit Maggie beim Einkaufen ist, fiebern vor den Fernsehern Millionen Zuschauer mit. Die Rede ist natürlich von den Simpsons. Heute feiert die gelbe Zeichentrick-Familie aus Amerika ihr 25-jähriges Jubiläum im deutschen Fernsehen.
Am 13. September 1991 wurde die erste Folge in Deutschland ausgestrahlt – damals noch im ZDF. Bald wechselte die Serie zu ProSieben und blieb dort bis heute. Pascal Giessler aus Lindau ist schon lange Fan. Vor 18 Jahren blieb der heute 27-Jährige beim Fernsehen hängen. „Ich weiß nicht mehr, bei welcher Folge ich eingestiegen bin“, sagt er und lacht. Er habe jede Episode schon mehrmals gesehen. „Die Simpsons sind einfach klasse“, sagt er und ergänzt: „Sie sind eine ganz normale Familie. Die Folgen sind immer unterschiedlich: Es geht zum Beispiel um aktuelle, soziale, gesellschaftliche und politische Themen.“
Die Serie wurde zu seiner Passion. Mit 14 schuf er eine Internetseite mit Neuigkeiten rund um die Sendung (www.simpsonsnews.de). Passend dazu führt er einen Twitter-Account: Mit rund 3700 Fans ist dieser einer der bedeutendsten SimpsonsKanäle des Landes. ProSieben lädt Giessler immer wieder zu Veranstaltungen ein; einmal übernahm er sogar für einen „Simpsons-Tag“das Twitter-Profil des Senders.
Inzwischen investiert der Fan, der beruflich in der IT-Branche tätig ist, nicht mehr so viel Zeit in die Simpsons wie noch vor ein paar Jahren. „Das waren mal zehn Stunden pro Woche – jetzt sind es noch zwei oder drei“, sagt der Allgäuer. Dass es seit Ende August einen neuen Synchronsprecher für den Familienvater Homer gibt, stört ihn nicht. Im Gegenteil: „Christoph Jablonka macht das richtig gut, ich war positiv überrascht. Wirklich passend und ähnlich der alten Stimme“, sagt der Experte. Er startete eine Umfrage im Internet: Rund 80 Prozent gaben an, die neue Stimme zu mögen.
Jablonka, der ab dieser Woche wieder in den Studios steht, um Homer seine Stimme für die nächsten Folgen zu leihen, ist erleichtert: „Das freut mich natürlich. Es ist keinesfalls selbstverständlich. Ich bin Fan von Star Trek und weiß noch, dass ich ziemlich irritiert – ja fast enttäuscht – war, als sich einmal die Stimme von Captain Picard geändert hat. Die neue war nicht schlechter, aber ganz anders.“Deswegen habe er sich an seinem verstorbenen Vorgänger Norbert Gastell orientiert: „Er war großartig. Gastell hat Homer zu dem gemacht, was er in Deutschland ist: sehr interessant und vielseitig. Ich will ihm so nahe wie möglich kommen.“
Ein Fan von den Simpsons war Jablonka bisher nicht. Er habe die Serie gekannt, aber sie nur unregelmäßig gesehen, sagt der 60-jährige Münchner: „Ich hatte zwar schon vorher immer mal wieder kleinere Rollen bei den Simpsons, aber erst jetzt habe ich gemerkt, wie witzig die Serie eigentlich ist. Die amerikanische Lebensweise wird so ironisch und sarkastisch dargestellt, das ist richtig gut.“Außerdem sei der Humor abwechslungsreich: Von Slapstick bis zu tiefgründiger Politik-Satire sei alles dabei.
Das macht auch für Giessler den Charme aus: „Es spricht jeden an: Jüngere, Ältere, politisch Interessierte und Leute, die einfach nur unterhalten werden möchten.“Er ist sich sicher: Mit den Simpsons wird es noch lange weitergehen. „Die Serie läuft schon so lange und hat so viele Fans – keiner kann sich vorstellen, dass es einmal anders ist.“