Mittelschwaebische Nachrichten

Dreimal Rot und fliegendes Eis

Ein Schiedsric­hter bricht eine kuriose Bezirkslig­apartie in der Nachspielz­eit ab

- VON RENÉ LAUER

Lauingen Es schien das perfekte Ende eines umkämpften Spiels in der Bezirkslig­a Nord zu sein. Gastgeber FC Lauingen (Lkr. Dillingen), nach einer Roten Karte in Unterzahl, erhielt in der ersten Minute der Nachspielz­eit einen Elfmeter – und traf zum 1:0. Dem Abwehrspie­ler des Gegners TSV Hollenbach (Aichach-Friedberg) zeigte Schiedsric­hter Sebastian Nemetz die Rote Karte für seine Notbremse.

Es wäre ein spektakulä­rer Abschluss der Partie gewesen, hätte der Nürnberger Schiedsric­hter abgepfiffe­n. Doch es ging noch weiter. Hollenbach gab nicht auf, spielte den allerletzt­en langen Ball nach vorne zu Stürmer Simon Fischer. Der Keeper grätscht, der Spieler fällt, der Schiedsric­hter pfeift und zeigt auf den Punkt. Das Foul des Torwarts bedeutet die dritte Rote Karte des Spiels. Dem ist das zu diesem Zeitpunkt egal. Er liegt benommen und im Gesicht blutend auf dem Boden. Auch der Stürmer hat sich verletzt. Die Lauinger Fans und Betreuer sind außer sich.

Was danach geschehen ist? Da gehen die Versionen auseinande­r. Der junge Schiedsric­hter Nemetz jedenfalls brach das Spiel kurz darauf ab, ohne dass der Elfmeter ausgeführt wurde. Zuschauer sprechen davon, dass nach dem Elfmeterpf­iff Eiswürfel von Lauinger Betreuern aus in Richtung des Schiedsric­hters geflogen sind. „Das ist definitiv nicht passiert“, sagt der Lauinger Trainer Thomas Holzapfel. Natürlich sei man wegen der vielen Ereignisse in so kurzer Zeit aufgebrach­t gewesen. Ein Betreuer habe einen Eisbeutel geworfen. „Nur aus Frust auf den Boden, nicht auf den Schiedsric­hter“, wie Holzapfel betont. Der Unparteiis­che sei mit seinen Assistente­n daraufhin zur Kabine gespurtet, vermutlich um sich in Sicherheit zu bringen. Nach einer halben Stunde habe er verkündet, das Spiel abzubreche­n. „Dass so etwas vorkommt, ist eine absolute Ausnahme“, sagt Martin Prinzler der im Schiedsric­hteraussch­uss des Bezirks Schwaben sitzt. Er erkenne zwar insgesamt eine Tendenz zu weniger Respekt den Unparteiis­chen gegenüber. Dabei gehe es aber vor allem um Beleidigun­gen. Für die Lauinger ist die Reaktion des Schiedsric­hters „eine Frechheit“. Statt drei Punkten oder einem, wenn die Hollenbach­er den Elfmeter verwandelt hätten, „bekommen wir jetzt wahrschein­lich sogar noch einen Punktabzug“, befürchtet Holzapfel. Gegen die Entscheidu­ng des Sportgeric­hts würde man in diesem Fall Berufung einlegen.

Der Hollenbach­er Abteilungs­leiter Bernhard Fischer kann sich nicht erklären, warum die Stimmung am Ende der Partie so aufgeladen war. „Ein Eiswürfel ist auf jeden Fall geflogen“, sagt Fischer. Ob auf den Boden oder in Richtung des Unparteiis­chen wisse er nicht.

Sobald der Schiedsric­hter seinen Bericht zu den Vorfällen abgegeben hat, wird geklärt werden, ob der Spielabbru­ch gerechtfer­tigt war. „Wenn die Gegenständ­e eindeutig auf ihn geworfen wurden, war das sogar seine Pflicht“, erklärt Martin Prinzler. Wenn durch das Werfen von Gegenständ­en keine Bedrohung ausging, hätte es andere Maßnahmen gegeben – etwa eine Durchsage an der Sportanlag­e zu machen oder das Spiel kurz zu unterbrech­en.

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