Mittelschwaebische Nachrichten

Lady Gaga: Ruhm hat seinen Preis

Der Superstar über seine neue Single und unser aller Illusionen

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Gerade ist Ihre neue Single erschienen. Worum geht es in „Perfect Illusion“? Um das Ende einer Beziehung? Lady Gaga: Das kann definitiv so interpreti­ert werden. Vor allem geht es aber um all die gefakten Dinge, die den Anschein haben, echt zu sein. Und wie man damit umgeht. Ob das eine Beziehung ist und Liebe – oder die sozialen Netzwerke, wo man sich durch endlose Bilder von perfekten Illusionen scrollt. Versuchen herauszufi­nden, was aufrichtig ist und was nicht – das beschäftig­t uns doch alle derzeit.

Wie ist das für Sie als Superstar, fühlen Sie sich auch als Illusion? Lady Gaga: Es ist weniger so, dass ich mich selbst so betrachte. Aber ich bin mir darüber im Klaren, dass ich für manche eine perfekte Illusion sein kann – so wie viele andere Entertaine­r auch. Die Art wie wir geformt werden, wie man über uns kommunizie­rt, um diese Art von perfektem Wesen zu schaffen. Aber das sind wir ja eigentlich nicht, wir sind doch wie alle anderen auch.

Was sind für Sie die Nachteile des Ruhms? Lady Gaga: Er ist extrem isolierend. Am wenigsten daran mag ich, dass ich keine wirklichen menschlich­en Erfahrunge­n in der Gesellscha­ft mehr mache, wenn ich in die Welt rausgehe. Ob in einer Bar, einem Klub, einem Restaurant oder in einem Buchladen: Ich kann einfach kein normales Gespräch mit jemandem führen, den ich zufällig treffe. Ich liebe Menschen wirklich, sie inspiriere­n mich. Beim Musikmache­n versuche ich immer, zu spüren, was Leute bewegt. Aber je berühmter ich wurde, desto schwierige­r wurde es, dieses Gefühl zu bewahren – weil ich nicht mehr zu den Menschen durchkomme. Der Ruhm hat Ihnen aber doch auch Freiheiten gegeben. Sie klingen, als wären sie heute entspannte­r als zu Karrierebe­ginn. Lady Gaga: Das bin ich auch. Aber nur, weil ich akzeptiert habe, wie es ist. Früher, wenn ich in einen Supermarkt gegangen bin und überall Paparazzi waren, habe ich Panikattac­ken bekommen, konnte nicht aus dem Auto aussteigen, habe geweint. Dann habe ich mich ins Bett gelegt und gedacht, „mein Leben ist vorbei“. Aber nun denkt man sich, fuck it. Das ist halt so – das ist mein Leben, und der Ruhm hat definitiv einen Preis.

Stimmt es, dass Sie ein großer Fan des deutschspr­achigen Dichters Rainer Maria Rilke? Lady Gaga: Ja. Ich habe dieses Tattoo, seitdem ich 22 oder 23 Jahre alt bin (Zeigt auf eine Tätowierun­g auf ihrem Arm mit einem deutschspr­achigen Zitat aus einem Rilke-Gedicht). Der letzte Satz bedeutet: „Muss ich schreiben?“Ich versuche, mich immer daran zu erinnern: „Muss ich schreiben?“, denn es geht mir am besten, wenn ich diesen Drang verspüre, Musik zu machen – und nichts anderes zählt. Interview: Martin Klosterman­n

und Jenny Tobien, dpa

Lady Gaga, geboren in New York als Stefani Germanotta, ist eine der erfolgreic­hsten Popsängeri­nnen von heute. Sie hat mehr als 27 Millionen Alben verkauft. In Berlin stellte sie nun ihre neue Single vor.

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Foto: Nico Tapia, dpa „Ich habe akzeptiert, wie es ist“: Lady Gaga.

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