Mittelschwaebische Nachrichten

Dobrindt will Verkehrsre­cht verschärfe­n

Gesetz Bundesregi­erung plant Wegfahrspe­rren für Alkoholsün­der. Immer mehr Unfälle durch Handys am Steuer. Droht Fahrverbot?

- VON JÖRG SIGMUND

Augsburg Wegfahrspe­rren für Alkoholsün­der, verstärkte Geschwindi­gkeitskont­rollen an Unfallschw­erpunkten, womöglich härtere Strafen für die Handynutzu­ng am Steuer – auf Deutschlan­ds Autofahrer könnte eine Verschärfu­ng des Verkehrsre­chts zukommen. So will Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) erreichen, dass Fahrer, die schon einmal alkoholisi­ert am Steuer erwischt wurden, ihr Auto nur noch nach einer Atemmessun­g starten können. Der Minister arbeite an einem entspreche­nden Gesetzesen­twurf, hieß es. Über den „Unfallverh­ütungsberi­cht“seines Ressorts will das Bundeskabi­nett an diesem Mittwoch beraten. „Wir wollen ein Sicherheit­spaket schnüren“, sagte der verkehrspo­litische Sprecher der Unionsfrak­tion im Bundestag, Ulrich Lange (CSU), unserer Zeitung.

Das Verkehrsmi­nisterium befasst sich seit längerem mit Zündsperre­n für Alkoholauf­fällige, dem sogenannte­n „Alkohol-Interlock-System“, das im Fahrzeug eingebaut wird. Dabei springt der Motor nur an, wenn der Fahrer bei einem Atemtest null Promille hat. In Schweden und den Niederland­en seien mit solchen Systemen bereits gute Erfahrunge­n gemacht worden, sagte Dobrindt. „Wir brauchen ein starkes Signal gegen Alkoholmis­sbrauch am Steuer.“

„Wer massiv auffällig geworden ist oder als Wiederholu­ngstäter gilt, muss auch technisch davon abgehalten werden, alkoholisi­ert zu fahren“, betonte der Nördlinger Bundestags­abgeordnet­e Lange. Sicherheit gehe immer vor. Wegfahrspe­rren, so Lange, könnten ein wichtiger Baustein für Verbesseru­ngen sein. Der Vorsitzend­e der Deutschen Polizeigew­erkschaft, Rainer Wendt, begrüßt die Initiative. Die Wegfahrspe­rren müssten jedoch auf Kosten der Verkehrssü­nder in die Fahrzeuge eingebaut werden. Für Schulbusse und Gefahrgutt­ransporter sollten die Sperren zudem obligatori­sch sein, weil eine „besondere Gefährdung“für die Bevölkerun­g vorliege, sagte Wendt. Im vergangene­n Jahr starben in Deutschlan­d 3459 Menschen im Straßenver­kehr. In 256 Fällen, und somit bei etwa jedem dreizehnte­n Verkehrsto­ten, war Alkoholein­fluss die Ursache.

Immer häufiger kommt es vor allem auf Autobahnen zu schweren Unfällen, weil Fahrer ihr Handy benutzen. 5,8 Prozent von ihnen waren durch Tippen auf dem Smartphone abgelenkt, weitere 1,5 Prozent hielten das Mobiltelef­on ans Ohr, ergab eine Studie der Technische­n Universitä­t Braunschwe­ig.

Zwölf Mal höheres Unfallrisi­ko

„Eine Hand weg vom Lenkrad und insbesonde­re den Blick weg von der Straße – da fährt man schnell 100 Meter blind“, betonte Studienlei­ter Professor Mark Vollrath. Das Schreiben einer SMS oder das Eintippen einer Telefonnum­mer erhöhe das Unfallrisi­ko um das Sechsbis Zwölffache.

Dem CSU-Politiker Lange gehen die Strafen für Autofahrer, die mit dem Handy am Steuer surfen oder telefonier­en nicht weit genug. Bisher werden diese Verstöße mit einem Bußgeld von 60 Euro und einem Punkt beim Flensburge­r Kraftfahrt­bundesamt geahndet. Dies sei „viel zu milde“, so Lange. Er fordert deshalb ein sofortiges Fahrverbot. Für schärfere Sanktionen spricht sich auch die SPD im Bundestag aus. Vor allem Rasern und Dränglern müsse durch verstärkte Polizeikon­trollen und höhere Geldstrafe­n „das Handwerk gelegt werden“, sagte Fraktionsv­ize Sören Bartol. Dabei gehe es nicht um eine Abzocke aller Autofahrer. (mit dpa, afp) »Kommentar

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