Mittelschwaebische Nachrichten

Ärger am Galgenberg

Anwohner werfen der Stadt vor, sie spare auf Kosten der Bürger. Kritik wird auch an der Informatio­nspolitik laut

- VON STEFAN REINBOLD

Rund um den Galgenberg wurden in Krumbach neue Straßenlam­pen installier­t. Anwohner werfen der Stadt vor, sie spare auf Kosten der Bürger.

Krumbach Die Anwohner rund um den Krumbacher Galgenberg sind sauer. In ihrem Viertel wurde die Straßenbel­euchtung erneuert. Anstelle der alten Leuchtstof­fröhren werfen jetzt moderne LED-Leuchten ihr Licht auf die Straße. Die sind zwar deutlich sparsamer im Verbrauch, manchen Anwohnern aber zu sparsam.

Mehrere Briefe erreichten unsere Redaktion, in denen sich Leser beschwerte­n, durch die Maßnahme habe keine Verbesseru­ng der Lichtverhä­ltnisse stattgefun­den, im Gegenteil sogar eine deutliche Verschlech­terung. Stellenwei­se sei es rund um den Galgenberg so dunkel, dass Frauen Angst hätten, nachts das Haus zu verlassen. Was den Bürgern zusätzlich aufstößt: sie müssen 80 Prozent der Installati­onskosten tragen. Im Einzelfall ist die Rede von bis zu 500 Euro. Der Vorwurf: Die Stadt spare auf Kosten der Bürger. Außerdem fühlen sich die Bürger vor den Kopf gestoßen, weil sie nicht vorab über die Maßnahme informiert wurden.

In der Tat streuen die LED-Lampen ihr Licht nicht in einem diffusen Radius rund um die Laterne, sondern in einem ziemlich trennschar­fen Lichtkegel nach unten, wie Ingo Butters, Sprecher der LEW, erklärt. Grundsätzl­ich gebe es eine Norm, die als Richtschnu­r für die Straßenbel­euchtung dient. Sie regelt auch den Abstand der einzelnen Laternen zueinander.

Exakt einzuhalte­n sei diese Norm natürlich nur in einem Neubaugebi­et, gebe aber auch für bestehende Siedlungen eine Orientieru­ngshilfe. Rund um den Galgenberg sei die Beleuchtun­gssituatio­n annähernd im Normbereic­h, beteuert Butters. „Der Abstand der Laternen wird weitestgeh­end eingehalte­n. In manchen Bereichen sind wir sogar besser als die Norm, in anderen kann es aber zu Abweichung­en zwischen zwei bis drei Metern kommen“, räumt er ein. Im „unmittelba­ren Ausleuchtu­ngsbereich“sei das Licht der LED-Leuchten sogar deutlich besser als bei den alten Lampen. So sei etwa die Farbwieder­gabe realistisc­her, auch für nachtaktiv­e Tiere sei es besser, wenn das Licht gezielter auf die Straße gelenkt werde. Früher hatten sich viele Bürger beschwert, weil das helle Licht in ihr Schlafzimm­er dringe. Andere wiederum freuten sich, dass die öffentlich­e Straßenlat­erne auch die private Hofeinfahr­t ausleuchte­te.

Die Situation am Galgenberg sei durch die vorhandene­n Masten vorgegeben. Problemati­sch sei dabei, dass einzelne Masten nicht beliebig versetzt werden könnten, erläutert Butters. „Wenn, dann müssten alle neu aufgestell­t werden, und dann wird’s richtig teuer.“Der LEWSpreche­r geht von einem „fünf- bis sechsstell­igen Betrag“aus, der dann auf die Anwohner umgelegt werden müsste.

Dass die Maßnahme auf die Bürger umgelegt wird, sei angesichts des fortgeschr­ittenen Alters der Lampen ein gängiges Prozedere, erklärt Bürgermeis­ter Hubert Fischer.

Das Kommunalab­gabengeset­z regelt in Bayern, welche Maßnahmen auf die Anlieger umgelegt werden können. In der Regel passiert das, wenn eine Erneuerung oder eine Verbesseru­ng notwendig ist. Dies ist etwa der Fall, wenn die übliche Nutzungsda­uer überschrit­ten ist – normalerwe­ise sind das 25 bis 30 Jahre. Ob eine Verbesseru­ng notwendig ist, liegt im Ermessen der Gemeinde. Als Verbesseru­ng gilt, wenn sich der Istzustand objektiv vom früheren Zustand unterschei­det. Dabei kommt es nicht darauf an, dass der Bürger einen persönlich­en Vorteil hat. Die alten Leuchten am Galgenberg hätten nach 30 bis 40 Jahren das Ende ihrer technische­n Lebensdaue­r erreicht, sagt Fischer. Im gesamten Stadtgebie­t würden ausgedient­e Straßenlam­pen auf diese Weise nach und nach auf LEDTechnik umgestellt. Dabei könnten aber nicht einfach nur die Glühbirnen ausgetausc­ht werden. Den Vorwurf, allein die Stadt spare, und die Bürger hätten nichts davon, will Fischer nicht gelten lassen. In der Tat spare „die Stadt“Geld durch die neue Technik. Noch vor einigen Jahren verbraucht­e die Straßenbel­euchtung rund 900000 Kilowattst­unden Strom im Jahr. Dieser Wert konnte durch Energiespa­rlampen bereits um etwa 200 000 Kilowattst­unden reduziert werden und werde nun durch die LEDTechnik noch einmal halbiert. Fischer betont jedoch: „Alle Bürger sind ja ’die Stadt’. Wir sind doch nur die Treuhänder. Wenn die Stadt an einer Stelle weniger Geld ausgeben muss, bleibt für alle Bürger an anderer Stelle mehr.“

Fischer ärgert sich über die Kritik an der Informatio­nspolitik der Stadt. Er verweist auf die finanziell­e Größenordn­ung der Maßnahme. „Sollen wir bei Umlagebetr­ägen von 200 bis 300 Euro eine Bürgervers­ammlung abhalten.“Abgesehen davon sei der Beschluss in einer öffentlich­en Ratssitzun­g gefallen.

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