Mittelschwaebische Nachrichten
Ärger am Galgenberg
Anwohner werfen der Stadt vor, sie spare auf Kosten der Bürger. Kritik wird auch an der Informationspolitik laut
Rund um den Galgenberg wurden in Krumbach neue Straßenlampen installiert. Anwohner werfen der Stadt vor, sie spare auf Kosten der Bürger.
Krumbach Die Anwohner rund um den Krumbacher Galgenberg sind sauer. In ihrem Viertel wurde die Straßenbeleuchtung erneuert. Anstelle der alten Leuchtstoffröhren werfen jetzt moderne LED-Leuchten ihr Licht auf die Straße. Die sind zwar deutlich sparsamer im Verbrauch, manchen Anwohnern aber zu sparsam.
Mehrere Briefe erreichten unsere Redaktion, in denen sich Leser beschwerten, durch die Maßnahme habe keine Verbesserung der Lichtverhältnisse stattgefunden, im Gegenteil sogar eine deutliche Verschlechterung. Stellenweise sei es rund um den Galgenberg so dunkel, dass Frauen Angst hätten, nachts das Haus zu verlassen. Was den Bürgern zusätzlich aufstößt: sie müssen 80 Prozent der Installationskosten tragen. Im Einzelfall ist die Rede von bis zu 500 Euro. Der Vorwurf: Die Stadt spare auf Kosten der Bürger. Außerdem fühlen sich die Bürger vor den Kopf gestoßen, weil sie nicht vorab über die Maßnahme informiert wurden.
In der Tat streuen die LED-Lampen ihr Licht nicht in einem diffusen Radius rund um die Laterne, sondern in einem ziemlich trennscharfen Lichtkegel nach unten, wie Ingo Butters, Sprecher der LEW, erklärt. Grundsätzlich gebe es eine Norm, die als Richtschnur für die Straßenbeleuchtung dient. Sie regelt auch den Abstand der einzelnen Laternen zueinander.
Exakt einzuhalten sei diese Norm natürlich nur in einem Neubaugebiet, gebe aber auch für bestehende Siedlungen eine Orientierungshilfe. Rund um den Galgenberg sei die Beleuchtungssituation annähernd im Normbereich, beteuert Butters. „Der Abstand der Laternen wird weitestgehend eingehalten. In manchen Bereichen sind wir sogar besser als die Norm, in anderen kann es aber zu Abweichungen zwischen zwei bis drei Metern kommen“, räumt er ein. Im „unmittelbaren Ausleuchtungsbereich“sei das Licht der LED-Leuchten sogar deutlich besser als bei den alten Lampen. So sei etwa die Farbwiedergabe realistischer, auch für nachtaktive Tiere sei es besser, wenn das Licht gezielter auf die Straße gelenkt werde. Früher hatten sich viele Bürger beschwert, weil das helle Licht in ihr Schlafzimmer dringe. Andere wiederum freuten sich, dass die öffentliche Straßenlaterne auch die private Hofeinfahrt ausleuchtete.
Die Situation am Galgenberg sei durch die vorhandenen Masten vorgegeben. Problematisch sei dabei, dass einzelne Masten nicht beliebig versetzt werden könnten, erläutert Butters. „Wenn, dann müssten alle neu aufgestellt werden, und dann wird’s richtig teuer.“Der LEWSprecher geht von einem „fünf- bis sechsstelligen Betrag“aus, der dann auf die Anwohner umgelegt werden müsste.
Dass die Maßnahme auf die Bürger umgelegt wird, sei angesichts des fortgeschrittenen Alters der Lampen ein gängiges Prozedere, erklärt Bürgermeister Hubert Fischer.
Das Kommunalabgabengesetz regelt in Bayern, welche Maßnahmen auf die Anlieger umgelegt werden können. In der Regel passiert das, wenn eine Erneuerung oder eine Verbesserung notwendig ist. Dies ist etwa der Fall, wenn die übliche Nutzungsdauer überschritten ist – normalerweise sind das 25 bis 30 Jahre. Ob eine Verbesserung notwendig ist, liegt im Ermessen der Gemeinde. Als Verbesserung gilt, wenn sich der Istzustand objektiv vom früheren Zustand unterscheidet. Dabei kommt es nicht darauf an, dass der Bürger einen persönlichen Vorteil hat. Die alten Leuchten am Galgenberg hätten nach 30 bis 40 Jahren das Ende ihrer technischen Lebensdauer erreicht, sagt Fischer. Im gesamten Stadtgebiet würden ausgediente Straßenlampen auf diese Weise nach und nach auf LEDTechnik umgestellt. Dabei könnten aber nicht einfach nur die Glühbirnen ausgetauscht werden. Den Vorwurf, allein die Stadt spare, und die Bürger hätten nichts davon, will Fischer nicht gelten lassen. In der Tat spare „die Stadt“Geld durch die neue Technik. Noch vor einigen Jahren verbrauchte die Straßenbeleuchtung rund 900000 Kilowattstunden Strom im Jahr. Dieser Wert konnte durch Energiesparlampen bereits um etwa 200 000 Kilowattstunden reduziert werden und werde nun durch die LEDTechnik noch einmal halbiert. Fischer betont jedoch: „Alle Bürger sind ja ’die Stadt’. Wir sind doch nur die Treuhänder. Wenn die Stadt an einer Stelle weniger Geld ausgeben muss, bleibt für alle Bürger an anderer Stelle mehr.“
Fischer ärgert sich über die Kritik an der Informationspolitik der Stadt. Er verweist auf die finanzielle Größenordnung der Maßnahme. „Sollen wir bei Umlagebeträgen von 200 bis 300 Euro eine Bürgerversammlung abhalten.“Abgesehen davon sei der Beschluss in einer öffentlichen Ratssitzung gefallen.