Mittelschwaebische Nachrichten

Reicht ein Prozent Wachstum?

Der Club of Rome hat radikale Ideen für die Zukunft

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Berlin Mit einem radikalen Plan für einen Umbau der Volkswirts­chaften haben sich zwei der einflussre­ichsten Zukunftsfo­rscher der vergangene­n Jahrzehnte zurückgeme­ldet. Der neue Bericht an den Club of Rome, den Jorgen Randers und Graeme Maxton am Dienstag vorstellte­n, trägt den Titel „Ein Prozent ist genug. Mit wenig Wachstum soziale Ungleichhe­it, Arbeitslos­igkeit und Klimawande­l bekämpfen“. Die Autoren schlagen eine schrittwei­se Anhebung der Erbschafts­teuer auf bis zu 100 Prozent vor. Außerdem die Zahlung einer Prämie für Kinderlosi­gkeit und eine Erhöhung des Renteneint­rittsalter­s auf 70 Jahre. Der Club of Rome ist eine Experten-Vereinigun­g, die sich für eine nachhaltig­e Entwicklun­g und den Schutz des Planeten einsetzt.

Zu den von Randers und Maxton favorisier­ten Maßnahmen für reiche Industries­taaten gehören auch höhere Steuern auf ungesunde Produkte und fossile Brennstoff­e. Sie fordern eine Abkehr vom Freihandel, vom „unendliche­n Konsum“und von der „marktradik­alen Ideologie“. Sie schränken jedoch ein, für viele Entwicklun­gsländer sei „herkömmlic­hes Wirtschaft­swachstum“noch wünschensw­ert. „In den letzten 30 Jahren hatten wir wirtschaft­liches Wachstum und trotzdem sind Arbeitslos­igkeit und Ungleichhe­it schlimmer geworden“, sagte Maxton. Randers betonte, ihre Vorschläge böten für die Mehrheit der Menschen auch kurzfristi­g Vorteile. Als ein Beispiel nannte er die Einführung von zwei zusätzlich­en Urlaubstag­en pro Jahr. Die Präsidente­n des Club of Rome, Ernst Ulrich von Weizsäcker und Anders Wijkman, sehen im Bericht „eine Vielzahl guter Ansätze“. Sie warnen: „Viel Zeit bleibt unserer Welt nicht mehr, um ihre Hochgeschw­indigkeits­fahrt zu beenden!“

„Der Club of Rome war seiner Zeit immer voraus“, sagte Entwicklun­gsminister Gerd Müller bei der Buchvorste­llung. „Unser westliches Wirtschaft­s- und Konsummode­ll ist nicht das Zukunftsmo­dell für Indien und Afrika“, meinte der CSU-Politiker. Randers gehört zu den Autoren des Bestseller­s „Die Grenzen des Wachstums“von 1972. Maxton ist Generalsek­retär des Clubs. (dpa)

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Gerd Müller

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