Mittelschwaebische Nachrichten
Girokonto-Wechsel wird leichter
Verbraucher Viele Kunden scheuen sich, ihre Bankverbindung zu wechseln, obwohl das Angebot bei einem anderen Institut oft günstiger ist. Bald wird das einfacher
Frankfurt am Main Fast elf Euro Gebühr fürs Girokonto? Pro Monat. Manche Bank lässt sich ein Standardprodukt schon jetzt üppig bezahlen, wie eine Auflistung der unabhängigen FMH Finanzberatung belegt. Und Kunden müssen sich auf weiter steigende Preise für Bankdienstleistungen einstellen, denn Banken und Sparkassen brechen wegen des Zinstiefs die Erträge weg. Immerhin stärkt der Gesetzgeber nun die Rechte der Verbraucher: Von diesem Sonntag, den 18. September, an wird es einfacher, mit dem Konto zu einer anderen Bank zu wechseln.
Die wesentliche Erleichterung ist folgende: Das neue Institut muss ein- und ausgehende Überweisungen, Lastschriften und Daueraufträge des alten Kontos übernehmen. Das kann den Aufwand für den Kunden erheblich reduzieren. Die bisherige Bank hat dazu dem neuen Institut und dem Kunden eine Liste der bestehenden Aufträge der vorangegangenen 13 Monate zu übermitteln. Das gilt auch bei Kontoeröffnungen im europäischen Ausland. Die Regelungen sind Teil des Zahlungskontengesetzes, mit dem eine EU-Richtlinie in deutsches Recht umgesetzt wird. Andere Bestimmungen wie das sogenannte Basiskonto greifen bereits: So hat seit dem 19. Juni jeder Bürger in Deutschland das Recht auf ein Girokonto.
Verbraucherschützer begrüßen die neue Bestimmung: „Das ist eine wichtige Regelung, weil der Kontowechsel vielen Verbrauchern bisher viel Kopfschmerzen verursacht hat“, sagt Frank-Christian Pauli vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom aus dem Juni zufolge hat nur jeder vierte Deutsche schon einmal sein Girokonto gewechselt. Drei Viertel der Deutschen haben ihre Hauptbankverbindung noch nie gewechselt.
„Die vereinfachten Möglichkeiten zum Kontowechsel sind gerade jetzt, wo viele Banken ihre Gebühren erhöhen, eine Chance für Verbraucher, den Banken Paroli bieten zu können und zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln“, sagt Pauli. Denn viele Institute erhöhen wegen des Zinstiefs und steigender Regulierungskosten die Gebühren für ihre Kunden. Sparkassen-Präsi- dent Georg Fahrenschon ist überzeugt, dass es in absehbarer Zeit überall in Deutschland Gebühren für die Kontoführung gibt.
Bleibt für Verbraucher die Möglichkeit, sich einen Anbieter mit vergleichsweise geringen Kosten zu suchen. In einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Instituts gab jeder vierte von 1013 Befragten an, er könne sich angesichts der vereinfachten Bedingungen vorstellen, sein Girokonto einer anderen Bank zu übertragen. 43 Prozent erklärten, bislang sei ihnen der Aufwand für einen Wechsel zu groß gewesen.
Nun kann sich für den Kunden der Aufwand bei der Kontoumstellung erheblich reduzieren. Hat ein Kunde bei der neuen Bank den Kontowechsel beantragt, muss diese innerhalb von zwei Geschäftstagen Kontakt zum bisherigen Geldinstitut aufnehmen. Dieses hat fünf Geschäftstage Zeit, um eine Liste aller Daueraufträge, Lastschriften und eingehenden Überweisungen an den Verbraucher und die neue Bank zu übermitteln. Weitere fünf Geschäftstage später soll das neue Konto fertig eingerichtet sein.
Die Branche sieht sich gut vorbereitet. „Die vom Gesetzgeber vorgesehenen Fristen für einen Kontenwechsel sind ambitioniert“, räumen die fünf großen Bankenverbände zwar ein, die in der Deutschen Kreditwirtschaft organisiert sind. Um einen Kontenwechsel dennoch pünktlich zu gewährleisten, hätten Banken und Sparkassen aber ein Abkommen abgeschlossen, das die praktische Umsetzung des Wechsels durch die beteiligten Institute unterstützt. Jörn Bender, dpa