Mittelschwaebische Nachrichten
Gruslig bis kunstvoll
Tipp des Tages Arte-Dokumentation über afrikanische Masken stimmt nachdenklich
Arte, 21.50 Uhr Zwei Schichten Ziegenblut und etwas Hühnerkot – vielmehr braucht Amidou Gentil nicht, um seinen Holzskulpturen die richtige Patina zu verleihen. So trimmt der Künstler seine afrikanische Handwerkskunst auf alt. Denn das Geschäft damit boomt, wie die Arte-Dokumentation „Markt der Masken“am heutigen Mittwoch (21.50 Uhr) zeigt. Einen Spitzenwert von fast 13 Millionen US-Dollar (etwa 11,6 Millionen Euro) brachte eine kleine Frauenfigur vor geraumer Zeit bei einer Auktion.
Das ist jedoch ein zweischneidiges Schwert: Einerseits steigern Versteigerungen in namhaften Auktionshäusern den Wert der Kunststücke. Andererseits befinden sich die tatsächlich wertvollen, alten Stücke zumeist längst nicht mehr auf ihrem Heimatkontinent, sondern in Europa oder den USA. Die Folge: Die Zahl der Fälschungen steigt. Kaum ein Kunstsammler sei noch nicht auf eine hereingefallen, sagen selbst die Sammler im Film.
Einige dieser Kunstwerke sind mehrere tausend Jahre alt, sie sehen gruslig aus oder kunstvoll. Andere sind aber nur nachgemacht. Schätzungen zufolge leben in Afrika etwa eine Million Menschen von der Herstellung und dem Handel mit afrikanischer Kunst. Zwar seien von den Vereinten Nationen Regeln für den Kunsthandel erlassen worden, dennoch boomen die illegalen Geschäfte. Der Film zeigt, wie Fälschungen entlarvt werden sollen.
Gerade deutsche Zuschauer stimmt die Doku nachdenklich, denn sie geht auch auf die Kolonialisierung und die Gier deutscher Kunstexperten zur Kaiserzeit ein. War das Raub? Afrika besitzt kaum noch traditionelle Masken. (dpa)