Mittelschwaebische Nachrichten
So machen Sie Ihr eigenes Programm
Entertainment Sehen, was und wann Sie wollen: Streaming-Dienste machen es möglich. Sie bieten tausende Spielfilme und Serien auf Abruf. Jedoch eignet sich nicht jeder Anbieter für jeden Zuschauer. Und die Hardware muss passen
Die Zeiten, in denen die Programmplaner von ARD, ZDF, RTL & Co. bestimmten, was auf dem Bildschirm flimmert, sind endgültig vorbei. Video- oder Festplatten-Rekorder und die Mediatheken der Fernsehsender im Internet ermöglichen es, ausgestrahlte Sendungen zeitversetzt zu sehen. Dabei bleibt der Zuschauer aber an jenes Angebot gebunden, das ihm die Fernsehsender machen. Anders sieht es bei den sogenannten Streaming-Diensten aus. Hier gibt es zusätzliche Serien und Spielfilme und der Zuschauer wird zu seinem eigenen Programmdirektor.
„Streaming“bedeutet, dass Bild(oder auch Ton-)Material direkt nach der Übertragung über das Internet wiedergegeben wird. Eine Zwischenspeicherung auf einer Festplatte erfolgt entweder gar nicht oder nur als Puffer, falls kurzzeitig Probleme bei der Übertragung auftreten. Eine dauerhafte Speicherung und eine mehrfache Wiedergabe ist bei den Streaming-Diensten meist nicht vorgesehen.
Als Kunde eines solchen Dienstes benötigen Sie vor allem eines: eine schnelle Internetverbindung. Die notwendige Geschwindigkeit hängt davon ab, ob das Internet zeitgleich noch für andere Anwendungen genutzt wird – und davon, ob die Wiedergabe in Standard-Qualität (SD) oder hochauflösend (HD) erfolgen soll. So können theoretisch 6 MBit/s für die Nutzung eines StreamingDienstes ausreichend sein. Wirklich empfehlenswert sind StreamingDienste aber eigentlich nur, wenn 16 MBit/s oder mehr zur Verfügung stehen. Technisch gesehen greifen Sie über das Internet auf Filmmaterial zu, das sich auf externen Festplatten befindet. Einen Zugang dazu erhalten Sie nur, wenn Sie sich bei dem jeweiligen Anbieter anmelden.
Um den empfangenen Datenstrom verarbeiten und darstellen zu können, sind Computer-Technik und ein Bildschirm notwendig. Dabei muss es sich aber nicht zwangsläufig um einen PC handeln. Denn in immer mehr Geräten sind Zusatzprogramme (sogenannte „Apps“) vorhanden, die einen Zugriff auf Streaming-Dienste ermöglichen.
Das kann entweder ein Fernseher mit Smart-TV-Technik sein – oder externe Geräte wie ein DVD-Player oder ein Satelliten-Receiver, die zusätzlich über einen Internetzugang und die entsprechenden Apps verfügen. Aber auch die Telekom bietet über ihren „Entertain“-Receiver diese Möglichkeit. Zur Wiedergabe sind mithilfe der jeweils verfügbaren Apps auch Smartphones und Tablets geeignet.
Streaming-Dienst ist dabei nur einer von drei gängigen Begriffen. Früher war die Bezeichnung „Video Demand“(Video auf Abruf) üblich. Und weil der Online-Abruf von Serien oder Filmen den Gang zur Videothek ersetzt, ist auch die Bezeichnung „Online-Videothek“üblich. Gemeint ist grundsätzlich das Gleiche: Die Möglichkeit, über das Internet Filme oder Serien zu leihen und anzusehen.
Das Angebot variiert bei den verschiedenen Streaming-Diensten. Die größte Auswahl bietet hierzulande „Maxdome“. Dieser Anbieter gehört zur ProSiebenSat.1-Gruppe, hat aber deutlich mehr zu bieten als eine mögliche Wiederholung von Fernseh-Produktionen. Rund 70000 Filme und Serien-Episoden stehen hier zum Abruf bereit. Allerdings sind davon nur rund 50 000 im Monats-Abo enthalten, das knapp acht Euro kostet. Die restlichen Filme kosten jeweils einen Einmal-Betrag und sind dann für 48 Stunden freigeschaltet. Dabei handelt es sich häufig um Spielfilme, die parallel zum DVD-Verkaufsstart online verfügbar sind.
Bekanntester Mitbewerber ist inzwischen auch hierzulande „Netflix“. Das schon 1997 in den USA gegründete Unternehmen zählt seit 2007 zu den Video-on-DemandAnbietern und ist seit knapp zwei Jahren auch in Deutschland präsent. Hier gibt es nur ein monatliches Abo. Ein Einzelabruf gegen Bezahlung ist nicht vorgesehen. Im Angebot fehlen viele aktuelle Spielfilme. Dafür hat „Netflix“ein immer größeres Angebot an selbst produzierten Filmen und vor allem Serien. Besonders populär sind dabei „House of Cards“oder „Orange is the new black“. „Netflix“bietet drei verschiedene Abo-Varianten zwischen acht und zwölf Euro monatlich an. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der Bildqualität und der Zahl der maximalen Nutzer. So ist es hier möglich, dass sich beispielsweise eine Familie ein Abo für zwölf Euro teilt und an verschiedenen Geräten auf unterschiedliche Filme oder Serien zugreift.
Preislich nicht direkt vergleichbar ist das günstigere Angebot von „Amazon“. Der Direktversender koppelt in seinem „Amazon Prime“-Abo nämlich neben dem Video-Streaming auch einen Streaming-Dienst für Musik und einen kostenlosen Versand für Bestellungen aller Art. Das Paket kostet 49 Euro im Jahr. Dafür lassen sich derzeit rund 15000 Spielfilme und Videos laden. Wer sie unterwegs ohne gute Internetverbindung sehen möchte, kann sie auf einem Smartphone oder Tablet speichern. Eine Alternative zum „Prime“-Paket für 49 Euro für ein Jahr ist ein monatliches Abo für acht Euro.
Wer bei „Amazon“nur an einen Versandhandel denkt, liegt ebenso falsch wie derjenige, der „Sky“ausschließlich mit Abo-Fernsehen verbindet. Denn der englische Anbieter hat mit „Entertainment“(für monatlich 10 Euro) und mit „Cinema“(für monatlich 15 Euro) auch zwei Pakete im Angebot, die einen Abruf zu jeder Zeit ermöglichen. Hinzu kommen „Supersport“-Tagestickets für 15 Euro. Das Angebot ist mit 5000 Serien im Entertainmentund 800 Filmen im Cinema-Paket zwar vergleichsweise gering. Dafür gibt es hier Serien und Filme teilweise früher als bei der Konkurrenz.
Neben diesen vier StreamingDiensten existieren zahlreiche weion tere Anbieter, die allerdings momentan weniger Marktbedeutung in Deutschland haben. Die Online-Videothek „Videoload“ist insbesondere bei Nutzern des „Entertain“-Dienstes der Telekom populär. Kein Wunder, ist sie doch als Angebot im Menü des Receivers voreingestellt. Über 15 000 Titel bietet „Videoload“an. Allerdings muss hier einzeln bezahlt werden. Ein Abo-Angebot gibt es nicht. Dafür gehören hier Spielfilme zum Angebot, die zeitgleich auf DVD veröffentlicht werden. „Watchever“ermöglicht das Speichern von Filmen und Serien für 30 Tage und ist damit bei der Wiedergabe nicht auf eine Online-Verbindung angewiesen. Zur Anzahl der angebotenen Filme und Serien macht „Watchever“keine Angaben. Das Monats-Abo kostet rund neun Euro.
Fazit und Empfehlung Sind mit einer schnellen Internetverbindung und dem passenden Gerät die zwei wichtigen Hürden genommen, steht dem einfachen Abruf von Spielfilmen und Serien nichts mehr im Weg. Die Dienste lassen sich im Regelfall monatlich kündigen. Zudem gibt es häufig einen kostenlosen Probe-Monat. Das bedeutet für Sie als Nutzer, dass Sie nicht wirklich ein Risiko eingehen. Stellen Sie fest, dass Sie den Dienst nicht regelmäßig nutzen, dann kündigen Sie ihn einfach und sind nicht an ein 12- oder gar 24-Monats-Abo gebunden.
Wer vor allem Spielfilme schaut, liegt bei „Maxdome“oder „Sky Cinema“richtig. Serien-Fans sind bei „Netflix“gut aufgehoben. Und wer ohnehin viel bei „Amazon“bestellt, bekommt im „Prime“-Paket Filme und Serien obendrauf.
Einen Zugang gibt es nur gegen Anmeldung