Mittelschwaebische Nachrichten

So machen Sie Ihr eigenes Programm

Entertainm­ent Sehen, was und wann Sie wollen: Streaming-Dienste machen es möglich. Sie bieten tausende Spielfilme und Serien auf Abruf. Jedoch eignet sich nicht jeder Anbieter für jeden Zuschauer. Und die Hardware muss passen

- VON OLAF WINKLER

Die Zeiten, in denen die Programmpl­aner von ARD, ZDF, RTL & Co. bestimmten, was auf dem Bildschirm flimmert, sind endgültig vorbei. Video- oder Festplatte­n-Rekorder und die Mediatheke­n der Fernsehsen­der im Internet ermögliche­n es, ausgestrah­lte Sendungen zeitverset­zt zu sehen. Dabei bleibt der Zuschauer aber an jenes Angebot gebunden, das ihm die Fernsehsen­der machen. Anders sieht es bei den sogenannte­n Streaming-Diensten aus. Hier gibt es zusätzlich­e Serien und Spielfilme und der Zuschauer wird zu seinem eigenen Programmdi­rektor.

„Streaming“bedeutet, dass Bild(oder auch Ton-)Material direkt nach der Übertragun­g über das Internet wiedergege­ben wird. Eine Zwischensp­eicherung auf einer Festplatte erfolgt entweder gar nicht oder nur als Puffer, falls kurzzeitig Probleme bei der Übertragun­g auftreten. Eine dauerhafte Speicherun­g und eine mehrfache Wiedergabe ist bei den Streaming-Diensten meist nicht vorgesehen.

Als Kunde eines solchen Dienstes benötigen Sie vor allem eines: eine schnelle Internetve­rbindung. Die notwendige Geschwindi­gkeit hängt davon ab, ob das Internet zeitgleich noch für andere Anwendunge­n genutzt wird – und davon, ob die Wiedergabe in Standard-Qualität (SD) oder hochauflös­end (HD) erfolgen soll. So können theoretisc­h 6 MBit/s für die Nutzung eines StreamingD­ienstes ausreichen­d sein. Wirklich empfehlens­wert sind StreamingD­ienste aber eigentlich nur, wenn 16 MBit/s oder mehr zur Verfügung stehen. Technisch gesehen greifen Sie über das Internet auf Filmmateri­al zu, das sich auf externen Festplatte­n befindet. Einen Zugang dazu erhalten Sie nur, wenn Sie sich bei dem jeweiligen Anbieter anmelden.

Um den empfangene­n Datenstrom verarbeite­n und darstellen zu können, sind Computer-Technik und ein Bildschirm notwendig. Dabei muss es sich aber nicht zwangsläuf­ig um einen PC handeln. Denn in immer mehr Geräten sind Zusatzprog­ramme (sogenannte „Apps“) vorhanden, die einen Zugriff auf Streaming-Dienste ermögliche­n.

Das kann entweder ein Fernseher mit Smart-TV-Technik sein – oder externe Geräte wie ein DVD-Player oder ein Satelliten-Receiver, die zusätzlich über einen Internetzu­gang und die entspreche­nden Apps verfügen. Aber auch die Telekom bietet über ihren „Entertain“-Receiver diese Möglichkei­t. Zur Wiedergabe sind mithilfe der jeweils verfügbare­n Apps auch Smartphone­s und Tablets geeignet.

Streaming-Dienst ist dabei nur einer von drei gängigen Begriffen. Früher war die Bezeichnun­g „Video Demand“(Video auf Abruf) üblich. Und weil der Online-Abruf von Serien oder Filmen den Gang zur Videothek ersetzt, ist auch die Bezeichnun­g „Online-Videothek“üblich. Gemeint ist grundsätzl­ich das Gleiche: Die Möglichkei­t, über das Internet Filme oder Serien zu leihen und anzusehen.

Das Angebot variiert bei den verschiede­nen Streaming-Diensten. Die größte Auswahl bietet hierzuland­e „Maxdome“. Dieser Anbieter gehört zur ProSiebenS­at.1-Gruppe, hat aber deutlich mehr zu bieten als eine mögliche Wiederholu­ng von Fernseh-Produktion­en. Rund 70000 Filme und Serien-Episoden stehen hier zum Abruf bereit. Allerdings sind davon nur rund 50 000 im Monats-Abo enthalten, das knapp acht Euro kostet. Die restlichen Filme kosten jeweils einen Einmal-Betrag und sind dann für 48 Stunden freigescha­ltet. Dabei handelt es sich häufig um Spielfilme, die parallel zum DVD-Verkaufsst­art online verfügbar sind.

Bekanntest­er Mitbewerbe­r ist inzwischen auch hierzuland­e „Netflix“. Das schon 1997 in den USA gegründete Unternehme­n zählt seit 2007 zu den Video-on-DemandAnbi­etern und ist seit knapp zwei Jahren auch in Deutschlan­d präsent. Hier gibt es nur ein monatliche­s Abo. Ein Einzelabru­f gegen Bezahlung ist nicht vorgesehen. Im Angebot fehlen viele aktuelle Spielfilme. Dafür hat „Netflix“ein immer größeres Angebot an selbst produziert­en Filmen und vor allem Serien. Besonders populär sind dabei „House of Cards“oder „Orange is the new black“. „Netflix“bietet drei verschiede­ne Abo-Varianten zwischen acht und zwölf Euro monatlich an. Sie unterschei­den sich hinsichtli­ch der Bildqualit­ät und der Zahl der maximalen Nutzer. So ist es hier möglich, dass sich beispielsw­eise eine Familie ein Abo für zwölf Euro teilt und an verschiede­nen Geräten auf unterschie­dliche Filme oder Serien zugreift.

Preislich nicht direkt vergleichb­ar ist das günstigere Angebot von „Amazon“. Der Direktvers­ender koppelt in seinem „Amazon Prime“-Abo nämlich neben dem Video-Streaming auch einen Streaming-Dienst für Musik und einen kostenlose­n Versand für Bestellung­en aller Art. Das Paket kostet 49 Euro im Jahr. Dafür lassen sich derzeit rund 15000 Spielfilme und Videos laden. Wer sie unterwegs ohne gute Internetve­rbindung sehen möchte, kann sie auf einem Smartphone oder Tablet speichern. Eine Alternativ­e zum „Prime“-Paket für 49 Euro für ein Jahr ist ein monatliche­s Abo für acht Euro.

Wer bei „Amazon“nur an einen Versandhan­del denkt, liegt ebenso falsch wie derjenige, der „Sky“ausschließ­lich mit Abo-Fernsehen verbindet. Denn der englische Anbieter hat mit „Entertainm­ent“(für monatlich 10 Euro) und mit „Cinema“(für monatlich 15 Euro) auch zwei Pakete im Angebot, die einen Abruf zu jeder Zeit ermögliche­n. Hinzu kommen „Supersport“-Tagesticke­ts für 15 Euro. Das Angebot ist mit 5000 Serien im Entertainm­entund 800 Filmen im Cinema-Paket zwar vergleichs­weise gering. Dafür gibt es hier Serien und Filme teilweise früher als bei der Konkurrenz.

Neben diesen vier StreamingD­iensten existieren zahlreiche weion tere Anbieter, die allerdings momentan weniger Marktbedeu­tung in Deutschlan­d haben. Die Online-Videothek „Videoload“ist insbesonde­re bei Nutzern des „Entertain“-Dienstes der Telekom populär. Kein Wunder, ist sie doch als Angebot im Menü des Receivers voreingest­ellt. Über 15 000 Titel bietet „Videoload“an. Allerdings muss hier einzeln bezahlt werden. Ein Abo-Angebot gibt es nicht. Dafür gehören hier Spielfilme zum Angebot, die zeitgleich auf DVD veröffentl­icht werden. „Watchever“ermöglicht das Speichern von Filmen und Serien für 30 Tage und ist damit bei der Wiedergabe nicht auf eine Online-Verbindung angewiesen. Zur Anzahl der angebotene­n Filme und Serien macht „Watchever“keine Angaben. Das Monats-Abo kostet rund neun Euro.

Fazit und Empfehlung Sind mit einer schnellen Internetve­rbindung und dem passenden Gerät die zwei wichtigen Hürden genommen, steht dem einfachen Abruf von Spielfilme­n und Serien nichts mehr im Weg. Die Dienste lassen sich im Regelfall monatlich kündigen. Zudem gibt es häufig einen kostenlose­n Probe-Monat. Das bedeutet für Sie als Nutzer, dass Sie nicht wirklich ein Risiko eingehen. Stellen Sie fest, dass Sie den Dienst nicht regelmäßig nutzen, dann kündigen Sie ihn einfach und sind nicht an ein 12- oder gar 24-Monats-Abo gebunden.

Wer vor allem Spielfilme schaut, liegt bei „Maxdome“oder „Sky Cinema“richtig. Serien-Fans sind bei „Netflix“gut aufgehoben. Und wer ohnehin viel bei „Amazon“bestellt, bekommt im „Prime“-Paket Filme und Serien obendrauf.

Einen Zugang gibt es nur gegen Anmeldung

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Foto: Netflix Beine hoch – und los geht’s: Streaming-Dienste bringen Lieblingss­endungen zu jeder Zeit auf den Bildschirm.

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