Mittelschwaebische Nachrichten
Verschollenes Schiff nach 170 Jahren gefunden
Geschichte Das Wrack stammt von einer Arktis-Expedition, bei der alle Teilnehmer starben. Nun könnte sich klären, warum
Ottawa Es ist eine der größten Tragödien in der Geschichte der ArktisErforschung: 1845 bricht der britische Polarforscher Sir John Franklin mit zwei Schiffen und 128 Mann zum Nordpol auf, um einen kürzeren Seeweg zwischen Europa und Asien zu finden. Die Schiffe frieren fest. Niemand kehrte je zurück.
Knapp 170 Jahre waren die Boote verschollen. Im September 2014 fanden Forscher die „HMS Erebus“. Nun ist in den eisigen Gewässern der Nordwest-Passage in Nord-Kanada offenbar das zweite Schiff aufgetaucht – die „HMS Terror“. Ein Team auf dem kanadischen Forschungsschiff „Martin Bergmann“entdeckte das in 24 Meter Wassertiefe liegende Wrack – in einer Bucht, die „Terror Bay“heißt. Die „Bergmann“ist Teil einer Flotte, die, geführt von der Nationalpark-Behörde Parks Canada, nach den Überresten suchte.
Dass es sich bei dem Schiff um die „Terror“handelt, ist noch nicht offiziell bestätigt, aber überaus wahrscheinlich. Die Begeisterung ist daher auch groß. Bereits die Entdeckung der „Erebus“war eine Sensation. Mündliche Überlieferungen der Inuit, die in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreichen, hatten geholfen, den Fundort einzukreisen. So auch jetzt: Ein Jäger erinnerte sich, dass er vor einigen Jahren ein großes Stück Holz aus dem Eis aufragen sah.
Die „Martin Bergmann“fuhr im Auftrag der Arctic Research Foundation (ARF). Gefunden wurde die „Terror“wohl schon am 3. September durch Echolot-Aufnahmen. Bilder eines ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugs bestätigten die Entdeckung. Das Schiff sei „im eisigen Gewässer perfekt erhalten“, erklärte ein Sprecher der ARF. Unter anderem sollen noch alle drei Masten stehen und drei große Glasfenster am Rumpf intakt sein.
Die Forscher hoffen nun, offene Fragen der Franklin-Expedition klären zu können. Sie möchten wissen, wie eine der am besten ausgerüsteten Expeditionen scheitern konnte. Die „Terror“wurde 90 Kilometer südlich des Punktes gefunden, an dem sie angeblich aufgegeben wurde. Vielleicht kehrte doch ein Teil der Besatzung zum Schiff zurück und fuhr es nach Süden weiter, wie es auch bei der „Erebus“vermutlich der Fall war?