Mittelschwaebische Nachrichten

Amerika, wir kommen!

Sehnsucht nach dem „Indian Summer“? Der Ford Mustang stillt sie stilvoll. Und das zu einem erstaunlic­hen Preis

- VON TOBIAS SCHAUMANN

In Flat Rock, Michigan, wo der Ford Mustang gebaut wird, erwarten die Menschen den „Indian Summer“: eine betörende Schönwette­rperiode spät im Jahr, herbstlaub­farbene Natur getaucht in klare Luft und gleißendes Sonnenlich­t, bevor der Winter kommt.

Nun sind unsere Breiten mit malerische­n Spätsommer­n weniger gesegnet. Aber ein bisschen Freiheit, ein bisschen Abenteuer, kurz: ein bisschen Amerika-Feeling – das kann man sich sogar hierzuland­e kaufen. Und zwar in Gestalt genau jenes Ford Mustang, einer Legende, die nach mehr als 50 Jahren und fünf Modell-Generation­en regulär auf dem deutschen Markt angeboten wird. Vorher waren Interessen­ten auf US-Importe angewiesen.

Der Ford Mustang steht entweder als Coupé („Fastback“) oder als Cabriolet („Convertibl­e“) bei den Ford Mustang GT Convertibl­e Hubraum 4951 ccm Leistung 421 PS bei 6500/min Drehm. 530 Nm bei 4250/min Länge/B./H. 4,78/1,92/1,39 Leergewich­t 1792 kg Kofferraum 332 Liter 0–100 km/h 4,8 Sek. Top-Tempo 250 km/h Normverbra­uch 12,8 l Super CO2-Ausstoß 289 g/km Energieeff­izienzklas­se G Preis 49 000 Euro Händlern. Es gibt ihn mit zwei Mo- torisierun­gen: einem 2,3-LiterVierz­ylinder mit 317 PS oder einem 5,0-Liter-V8 mit 421 PS. Eine Motorenwah­l also, die eigentlich keine ist: Wenn schon das Wildpferd, dann bitte mit der großen Maschine (signalisie­rt durch den Namenszusa­tz „GT“). Und wenn schon „Indian Summer“in Schwaben, dann bitte im Cabrio.

Im aktuellen Modell findet sich einiges vom Ur-Mustang aus den 60ern wieder. Das Haifischma­ul etwa, die markanten Radhäuser, die zerklüftet­en Heckleucht­en. Auch im Innenraum ist ein Hauch von Nostalgie zu verspüren: die hübschen Kippschalt­er, der klobige Gangwahlhe­bel, die tief in ihren Tuben sitzenden Analoginst­rumente. Verarbeitu­ng und Materialau­swahl an europäisch­e Standards nicht heran. Das hier ist ein amerikanis­ches „Muscle Car“. So sieht es aus und so fühlt es sich an.

Spätestens in dem Moment, in dem der V8 zum Leben erweckt wird, schwinden die Zweifel. Allein der blubbernde Klang erzeugt Gänsehaut. Gibt man dem Pony die Sporen, springt es ansatzlos in wilden Galopp. Gut zu dosierende, kräftig zupackende Bremsen fangen das Biest sicher wieder ein. Die Fahrdynami­k gefällt, jedenfalls so lange es geradeaus geht. Für die Kurvenhatz ist das Mordstrumm von einem Cabrio nicht wirklich geschaffen. Am schönsten cruist es sich bei moderater Geschwindi­gkeit, den IndianSumm­er-Wind im Haar, den bassigen Sound des V8 im Ohr, den Blick auf der ellenlange­n, ansteigend­en Motorhaube, die sich in der Ferne mit dem Horizont zu treffen scheint.

Der Mustang ist – und heute muss man das ja schon dazu sagen – ein Auto zum Fahren. Er beamt seinen Besitzer zurück in eine goldene Ära der puren Fahrfreude. Damals wurden Autos nicht nach Effizienz und Nutzwert beurteilt. In beiden Kategorien schneidet der Ford schlecht ab. Die Sitze im Fond haben Notfallcha­rakter, der Kofferraum reicht gerade so und im Stadtverke­hr dürfte das Pony mit seinem irre großen Wendekreis und den üppigen Ausmaßen nur schwerlich zu dirigieren sein. Und ein Normverbra­uch von 12,8 Litern gilt heute, um es in der Mutterspra­che des Mustang zu sagen, als No-Go.

Den direkten Vergleich mit der deutschen, auf kühle Perfektion gereichen trimmten Sportwagen-Hautevolee dürfte der heiße Ami kaum gewinnen. Allerdings kostet er nicht einmal halb so viel wie manch andere Potentaten in dieser Leistungsk­lasse. Der Einstieg liegt bei 38 000 Euro für das Coupé mit dem „kleinen“Motor. Die von uns getestete Top-Konfigurat­ion – Cabrio mit Fünfliter-V8 und Sechsgang-Automatik – kommt auf 49 000 Euro.

Angesichts von ehrlichen 421 PS bekommt der Begriff Preis-Leistungs-Verhältnis hier eine ganz neue Bedeutung. Selbst über teure Extras muss sich im Mustang niemand den Kopf zerbrechen. Navi, PremiumAud­ioanlage, klimatisie­rbare Sitze und Park-Pilot – all das gibt es in einem einzigen Paket für 2250 Euro. Da scheint die Sonne des „Indian Summer“sogar im Geldbeutel.

Datenblatt

 ?? Foto: Ford ?? Vorsicht, wild! Der Ford Mustang als Cabrio.
Foto: Ford Vorsicht, wild! Der Ford Mustang als Cabrio.

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